Dienstag, 23. März 2021

Ende der Illusionen: Nein, sie können es wirklich nicht

Dr. Merkel denkt vom Ende her, dort, wo die Spritze am dünnsten ist.

Es waren Jahren der gemächlichen Mast, der Bequemlichkeit, der spätrömischen Dekadenz. Deutschland schwamm im Strom eines weltweiten Wirtschaftsaufschwungs, der nach der letzten Finanzkrise eingesetzt hatte und dank kostenloser Kredite ein Leben in Saus und Braus' für alle versprach. Die Wirtschaft boomte, der Export fuhr Billionen ein, die Beschäftigungsquoten stiegen, die Börsenkurse hoppelten hinterher, die Armutsberichterstattung erfand sich den Begriff von der "Armutsgefährdung", um weitermachen zu können. Und der Finanzminister wusste irgendwann schon gar nicht mehr, wohin mit dem ganze Geld, das ihm die Steuerzahler Monat für Monat überwiesen.  

Regieren als Wunschkonzert 

Das bisschen Last durch den "Flüchtlingszustrom" (Merkel), das Zwei-Prozent-Ziel der Nato, die Gerechtigkeitsrente und das Gute-Kinder-Gesetz - wo immer Vater Staat ein Jammern hörte über immer noch anzutreffende Ungerechtigkeiten oder irgendein Leid in fernen Ländern, er eilte herbei, stritt ein wenig um die Förderhöhe bei Projekten gegen rechts, neuen Stellen für den Verfassungsschutz und Elektrobusse für Indien. 

Am Ende gab es immer zehn Millionen für dies, hundert Millionen für das, oder auch mal eine Milliarde oder fünf für etwas anderes. Wer schrie, war dran. Man konnte sich das leicht leisten, denn die Schuldenbremse stand wie eine Eins. Für immer und in alle Ewigkeit war die beste aller Welten die unsere, hier, in Deutschland, regiert von einer Naturwissenschaftlerin, die alle Dinge vom Ende her dachte und auf die Wissenschaft vertraute, die, es war unübersehbar, endlich zu einem Zustand gefunden hatte, in der alle einer wissenschaftlichen Meinung waren.

Das Paradies schlechthin, in dem gut gewirtschaftet wurde und der normale Mensch draußen auf der Straße die ganzen Segnungen und Geschenke natürlich nicht bezahlen musste. Da war er aber froh. So froh, dass er immer weder seine Mutti wählte, die Frau, die das alles bewirkt hatte, allein dadurch, dass sie Hände faltete und sagte "Wir schaffen das". Dass es anderswo durchaus besser lief, von der Interneterschließung über die Rentenrücklagen, das Gesundheitswesen, die Einsatzfähigkeit der Armee, die Höhe der Abgaben und den persönlichen Wohlstand, das war schon klar. Aber gut war es doch auch hier irgendwie und wer weiß, wenn es anders wäre, könnte es nicht nur besser, sondern durchaus auch schlechter laufen. 

Dass die selbsternannte Große Koalition aus CDU, SPD und CSU auch im zweiten Anlauf kaum etwas geregelt bekommen würde, das sie eigentlich längst hätte geregelt haben müssen, zeigten die Szenen an der griechischen Grenze, zeigen die CO2-Ausstoßzahlen, zeigen auseinanderstrebende Einkommenswelten trotz Daueraufschwungs, zeigen Flaschensammler, AfD-Erfolge, die höchsten Strompreise der Welt, das geringste private Immobilienvermögen Europas und die vielleicht schlechteste Stimmung aller Zeiten, die dem Lande herrscht, in dem "wir gerne leben", wie die Kanzlerin selbst vor ihrer letzten Wiederwahl noch einmal für uns alle dekreditiert hatte.

Stunde der Wahrheit 

Guten Tag, sagte dann die Seuche, es ist soweit. So anämisch und anstrengungslos sich die Regierung Merkel stets durch auftauchende Problemlagen lavierte, indem sie hier ein bisschen und zum Ausgleich dort ein wenig mehr von dem vielen Geld verteilte, das aus den unendlichen Geldbergwerken der EZB gefördert wurde, so abrupt verflog das Wohlfühlfeeling, als mit dem Corona-Virus zum ersten Mal eine Herausforderung am Bundeskanzleramt anklopfte, die nicht auf Ignorieren und Laufenlassen anspricht und sich nicht einmal ablöschen lässt, indem so lange Geldbündel über dem Glutnest aufgetürmt werden, bis es vor Sauerstoffmangel an sich selbst erstickt, weil keine einzige Zeitung mehr darüber schreibt.

Eine Krise! Auf einmal! Existenziell! Das zivile Leben vor dem Zusammenbruch, die Wirtschaft vor der Pleite. Wie Krieg wirkte das und wie im Krieg zog sich die oberste Heerführerin beinahe vom ersten Tag an in ihre Bunkeranlage zurück. War Angela Merkel nicht in Brüssel, bei Youtube, bei einer befreundeten Talkshow-Masterin zu Gast oder mit Boulevard-Fotgrafen in einem Supermarkt verabredet, regierte sich aus dem Off, geplagt von der Angst, sich anzustecken.

Der Untergang war auf einmal so nahe. Das politische Berlin, mittlerweile bevölkert von Verantwortungsträgern, die in ihrem ganzen Leben keine andere Verantwortung getragen haben als die für die eigene Karriere, wirkte vom ersten Tag an konsterniert und empört. Es war nicht so abgemacht, dass man irgendwann wirklich handeln muss, weil es wichtig ist. Der Gesundheitsminister hat in der Stunde der Not entschieden darum gebeten, ruhig zu bleiben und das Haus nur noch zur Arbeit verlassen. Ein Ministerpräsident warnte vor der „größten gesundheitlichen Herausforderung seit Bestehen des Landes. Wir sind jetzt alle füreinander verantwortlich." Wen er warnte, ist unklar. 

Die Kanzlerin aber sprach Klartext: Das politische Berlin strebe eine Vorreiterrolle Deutschlands an. Umgehend begann die Regierung einen öffentlichkeitswirksamen Kampf gegen das Gespenst der Corona-Leugner, gegen Hamsterer, Querdenker und andere Kritikaster. Darauf versteht sie sich, das ist greifbarer als ein Virus und die Schlachten schlagen sich angenehmer als die das draußen, wo es unerwarteterweise stürmt, schneit und ein kalter Wind hereinbläst. 


Ende der guten Zeiten 

Es ist nicht von der Hand zu weisen: In guten Zeiten sind schlechte Regierungen eine kleine Last für die Regierten. Selbst die Schäden, die sie durch Traumtänzerei, Überambitioniertheit und ideologische Weichenstellungen anrichten, sind nur Kratzer im Lack eines Landes, wenn es brummt und alle Zylinder laufen. Dann kann verteilt werden und verschwendet, dass es eine Lust ist, Politiker zu sein. Erst in dem Moment, in dem es ernst wird, merkt man aber leider, ob da Frauen und Männer in Sesseln sitzen, für die der Sessel das Ziel aller Wünsche ist. Oder ob es Menschen sind, die nicht den Sitz, sondern die Aufgabe sehen.

Am 9. März 2018, die Koalition, die sich die "Große" nennt, war gerade ins Amt gescheitert, hieß es hier bei PPQ, das Beste am neuen Kabinett sei der faszinierende Umstand, dass, wenn alle Minister je ein Ministerium weiterrutschen würden, alle Ministerien noch ganz genauso kompetent geführt würden. Genauso sieht sie dann jetzt auch aus, die Corona-Politik, die in Berlin gemacht wird, wo sie sich über Jahre darauf spezialisiert hatten, nur noch Probleme zu lösen, die irgendwo sehr fern in der Zukunft liegen, so dass nie jemand fragen konnte, ob das alles wirklich gut und richtig sei. 

Mit Corona und der größten Wirtschafts- wie Gesellschaftskrise, die die heute noch lebende Generation erlebt hat, reicht das sicher nicht mehr.


11 Kommentare:

Hase, Du bleibst hier ... hat gesagt…

Viel Bremse in der Not. Die Neuerfindung der Notbremse wurde jetzt aus dem Coronahut gezogen. Ein großer Wurf. Ich will nicht aufhören zu hoffen, dass der Wähler im September die Notbremse zieht. Der tote Fisch stinkt nicht nur vom Kopf her, er stinkt überall, war kürzlich auf Der Achse zu lesen. Fundamental-Opposition rein in alle Parlamente, es reicht.

FDominicus hat gesagt…

Wenn Sie kaum sarkastisch sind, wird' echt unheimlich!
Sie wissen, daß es Alternativen gibt

ppq hat gesagt…

mir auch

Die Anmerkung hat gesagt…

Weiß jemand, worin die tiefe wissenschafliche Grundlage besteht (follow the science), daß eine Osterfinalendsieggefangenschaft aller Deutschen ab in 10 Tagen den ultimativen Welterfolg über ein Virus darstellt, wenn man das doch auch schon von diesem Freitag bis nächsten Montag mit fulminantem Erfolg durchziehen könnte? Oder von Donnerstag bis Sonntag.

Was also läuft nächste Woche besser als diese, vorige, vorvorvorige Woche, Weihnachten usw.?

Außer Merkel ist Faschist durch und durch, auch das wäre eine wissenschaftliche Erklärung, fällt mir nichts weiter ein. Bei Air Türkis lese ich immer von Exekutivfaschismus, auch wenn er Exekutivfetischismus in seinem Text verwendet.

Anonym hat gesagt…

Merkel will jetzt die Supermärkte schließen. Ihr ist inzwischen alles egal, sie ist sowieso raus. Wenn sie geht, will sie offensichtlich 'die Tür zuschlagen, dass die Erde bebt' (A. Schicklgruber).
Mehr Gestaltungsmöglichkeiten, als die Lockdownschraube immer weiter zu drehen, hat sie nicht mehr, alle anderen Optionen hat sie vergeigt.

Gerry hat gesagt…

Ich will keinen von den Tonangebenden hinterher jammern hören. Der Widerstand beginnt im Kopf, mental; wir erzählen nicht ihre Geschichten. Wir reden nicht von Impfterminen, Schnelltests, Impfpässen, Lockerungseventualitäten. Diese Mischung aus Hoffnung und Genervtsein. Sondern kategorische Ablehnung: es gibt keine Pandemie und selbst wenn sind Grundrechte keine Privilegien. Die wahren demokratischen Bürger sind wir, indem wir protestieren, den Rechtsstaat einfordern. Mein Mitleid gilt den einsam Verstorbenen, den verstörten, den depressiven, den hoffnungslosen, den verängstigten. Sind wir Licht an unserem Platz: den Gang aufrecht, der Blick geradeaus, Freude im Ausdruck. Gnade uns allen Gott.

Jodel hat gesagt…

Lieber ppq und Mitkommentatoren, ihre Artikel und Kommentar sprechen mir aus der Seele,
Und ja, mir reicht es auch. Oberlippe Unterkannte.
Leider, leider muss ich feststellen, das die so Fühlenden immer noch eine Minderheit sind. Wie lassen sich sonst die Wahlergebnisse in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz erklären? Da hätte sich doch was tun müssen, wenn es denn mal wieder in Richtung altes Normal gehen soll. Hat es aber nicht.
Wir sind ein Volk das unendlich viel erträgt, bevor es reicht. Wir ballen zwar die Faust in der Tasche, sie herauszuholen wagen wir aber nicht. Bessere Untertanen kann sich kein Staatenlenker wünschen.

So lange die versammelte Medienmannschaft im Großen und Ganzen fest und treu zur Merkelfahne steht, sehe ich keine Chance kurzfristig aus dieser Chose herauszukommen. Jede rote Linie von der ich gedacht habe, beim Überschreiten gibt es einen Aufstand, wurde problemlos überschritten. Freiwillig gibt die Nomenklatura den Regierungszauberstab daher nicht wieder ab.

Es wird daher leider keine Welle geben, die den Stein hinwegfegen wird, es wird nur der übliche Tropen sein, der ihn mit der Zeit aushöhlt. Die Bürger der DDR brauchten auch 40 Jahre bis sie endgültig die Schnauze voll hatten. Auf diesen Zeitraum können wir uns vermutlich auch schon mal gedanklich einstellen.

Anonym hat gesagt…

'die Tür zuschlagen, dass die Erde bebt' (A. Schicklgruber)

Du glaubst auch jedes und alles, oder? Äch wäll eine härrische, grausame Jogend!
Er hieß also in Wirklichkeit Schicklgruber, hatte nur ein Ei, und hat im Zorn in die Teppichkante gebissen. Hat Polen aus nackter Bosheit überfallen. (Und beim Ami kann man am Wühltisch im Warenhaus Maschinengewehre kaufen.)
Sein Fan bin ich wahrlich nicht, also, da wäre einiges.
Aber sein eigentliches "Verbrechen" war, daß er seinen Einflußbereich, wie Saddam Hussein, aus der Weltsauwirtschaft herauszunehmen trachtete, und das obendrein dem gemeynen volck zugute kommen ließ.

Anonym hat gesagt…

Lösung lange da : www.verfassunggebende-versammlung.com - Völkerrechtliche Volksversammlung ändert alles !

Bildung ist das halbe Leben, jetzt aber das ganze Leben !

Anonym hat gesagt…

>Er hieß also in Wirklichkeit Schicklgruber

Habe ich nicht behauptet, aber du wusstest ja sofort, welchen Namen ich vermieden habe. Reicht doch.

ppq hat gesagt…

der wollte also nur das allerbeste. und das war sein "eigentliches verbrechen". dass der mensch nicht lernfähig ist, wird hier aufs allerfeinste vorgeführt.

und wir wundern uns, wie sich die ganzen verrückten religionen so lange halten können