Montag, 17. Januar 2022

Corona in Australien: Die Djokovic-Wand

Die große australische Wand entstand, kaum dass Novak Djokovic eingereist war.
Über fast zwei Jahre hinweg galt Australien als eine Vorbildnation in Sacheen Seuchenbekämpfung. Fast besser noch als in Deutschlandgelang es auf dem fünften Kontinent, die Kurve zu flatten und die Amsteckungsraten niedrig zu halten. Neidisch schauten selbst Schleswig-Holstein und Bremen, lange Zeit hiesige Vorbildgebiete, down under, wo eine ganze Nation wie ein Mann und eine Frau zusammenstand, um der größten Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg die Stirn zu bieten. Wäre es doch hier so, wäre Deutschland doch auch eine Insel der Seligen, einfach abzuschotten und dem Tod auf See gegenüber schon aus historischen Gründen entspannt eingestellt.

Auf der Insel der Seligen

Während sich Deutschland nach 30 Jahren Einheit wieder spaltete, hier die Hochinzidenzgebiete, dort die sich selbst verharmlosenden Spaziergangssachsen, wurde Australien angegriffen. Novak Djokovic, bis dahin integraler Bestandteil des Welttenniszirkus, der ungeachtet jeder politischen Hygiene, jeder Seuche und jeder Klimakrise um den Globus pilgert, auf dass die immer gleichen Rivalen in immer neuen Duellen einander im Kampf um große, teure und ressourcenverzehrende Pokale abwechselnd besiegen, fiel in Melbourne ein, um seinen Titel bei den sogenannten Australien Open zu verteidigen. Der Serbe durfte guter Hoffnung sein, er führt die Weltrangliste der besten Berufsspieler mit großem Abstand an - und das bereits im elften Jahr.

Diesmal aber war alles anders. Djokovic kam in ein Land, das stolz darauf war, sich von der Welt abgeschottet und die Corona-Pandemie damit erfolgreich ausgesperrt zu haben. Wer hinein will, muss sauber sein, nicht einmal Flüchtende und Geflüchtete erhalten noch den völkerrechtlich vorgeschriebenen Zugang zum Asylsystem. Scott Morrison, der liberale Regierungschef der früheren britischen Gefängnisinsel, begründete die Isolation mit dem Gesundheitsschutz und er beruft sich damit auch auf die deutsche Politik: Der von Staat garantierte Gesundheitsschutz gilt auch hier als wichtigstes Grundrecht, anderslautende Ansichten hingegen als bizarre Pflege eines "verlotterten Freiheitsfetischs", wie die Wochenschrift "Die Zeit" befand.

Kriegserklärung an Canberra

Dass ein womöglich genesener, aber ungeimpfter Sportler aus Spanien einreist, einem Hochinzidenzgebiet, das aktuell unter einer Sieben-Tage-Inzidenz von fast 2.000 stöhnt, sich aber jeder Art weitergehender Schutzmaßnahmen verweigert, kam in Canberra wie eine Kriegserklärung an. Djokovic wurde vorsichtshalber sofort isoliert und ausgewiesen, zur Freude der Medien auf der ganzen Welt aber zog der im spanischen Marbella lebende Serbe gegen die Ausweisungsentscheidung vor Gericht.

Der Kampf war ein ungeheurerer. Allein  in Deutschland produzierten Djokovic-Sonderkommandos binnen von nur sieben Tagen mehr als 35.000 Eilmeldungen, Nachrichten, Artikel, Reportagen und Kommentare zum Versuch des Filzball-Millionärs, in Australien einzufallen. Novak Đoković wurde zum neuen Joshua Kimmich, einem Symbol des Seuchenkampfes, das ganz ohne virologische Expertise, statistische Zahlen und sachliche Argumente auskam. Straff personalisiert überzeugte die Fortsetzungsgeschichte mit einem simplen Plot: Ein egomanischer Superreicher versucht, sich gegen die für jedermann geltenden Seuchenregeln aufzulehnen, um einen ganzen Kontinent zu verseuchen und damit zum vergötterten Idol der weltweiten Spaziergängerbewegung zu werden.

Angriff auf die Solidargemeinschaft

Der deutsche Fußballer Kimmich hatte gezeigt, wie das geht. Obwohl der 26-Jährige in den Tagen seiner offensiven Impfverweigerung medial ein für allemal aus der Solidargemeinschaft der Demokraten und Geboosterten ausgeschlossen worden war und sein Marktwert um stolze fünf Millionen Euro sank, wählten ihn die  verstockten Teile des deutschen Fußballproletariats jetzt demonstrativ zum "Nationalspieler des Jahres". Der ohnehin umstrittene DFB, sportlich zuletzt erfolglos, dafür aber fortwährend von Korruptionsaffären, Steuerskandalen und privaten Funktionärsschlachten gezeichnet, machte das zweifelhafte Ergebnis ohne die eigentlich notwendige Korrektur öffentlich.

Gut, dass australische Behörden und Gerichte im Fall Djokovic nicht nachgaben und eine feste Front die serbischen Durchbruchsversuche abwies. Am Ende der quälenden Tage des Djokovic-Krieges steht ein Sieg des Teams Vorsicht: Der Tennisstar verlor vor Gericht und an Anssehen, er "muss Australien verlassen" (ntv) und hat dabei seine "schwerste Niederlage"  im Gepäck, wie die renommierte Süddeutsche Zeitung das Kampfgeschehen zusammenfasst.

Ein großer Irrtum

Doch ausgerechnet darin liegt der größte Irrtum, wie ein Blick auf die aktuellen Corona-Zahlen zeigt. Danach ist Australien  in den Tagen seit der Einreise Novak Djokovics zum Epizentrum des Infektionsgeschehes geworden. Nur noch knapp hinter Frankreich, das den Kampf gegen Corona mit Blick auf die anstehenden Präsidentschaftswahlen bereits seit einiger Zeit aufgegeben hat, liegt Australien mit einer Inzidenz von knapp 3.000 auf dem zweiten Platz der globalen Ansteckungshitparade. Das Land, das in den ersten beiden Seuchenjahre nur 300.000 Infektionen zählte, kam in den letzten 28 Tagen auf 1,4 Millionen.

Auffällig dabei: Noch am 4. Januar hatten die australischen Behörden weniger als 50.000 Ansteckungen pro Tag gemeldet. Am 5. Januar landete Novak Djokovic in Melbourne. Und ab dem 6. Januar stiegen die Infektionszahlen plötzlich steiler an als irgendwo sonst auf dem Globus. Der Bundesstaat Victoria, in dem sich Djokovic in den vergangenen Tagen aufhielt, zählt derzeit allein fast 240.000 aktive Fälle - zum Vergleich: Insgesamt hatten sich hier bis zu Djokovics Landung binnen zweier Jahre 330.000 Menschen angesteckt.

Betrübliche Boosterquote im Null-Covid-Land

Was sich da aufgebaut hat, ist eine Djokovic-Wand, auch von Australiens beinahe beispielhafter Impfquote von über 77 Prozent kaum zu bremsen, weil die Regierung sich weigert, die Boosterung als finalen und wichtigsten Baustein einer vorübergehend vollständigen Grundimmunisiierung gegen schwere Verläufe zur Pflicht zu machen. Beim Null-Covid-Weltmeister gelten zweimal Geimpfte im Widerspruch zu den Vorgaben des deutschen Gesundheitsministers Karl Lauterbach bisher als vollständig geimpft, erst in den kommenden vier Monaten sollen nach und nach alle Australier die vorgeschriebene dritte Impfung erhalten können.  

Wegen der bisher schlechten Boosterquote verzichtet die australische Regierung augenblicklich sogar darauf, verabreichte Drittimpfungen in den überaus umfassenden amtlichen Statistiken anzugeben. Aus den veröffentlichten Daten aber lassen sich desaströse Wette ableiten: 46 Millionen Impfungen wurden insgesamt verabreicht, 19,5 der knapp 20 Millionen Australier über 16 erhielten eine Dosis, 19 Millionen eine zweite. Geboostert sein können somit derzeit höchstens 25 Prozent der Bevölkerung - am Ende ein Einfallstor für Novak Djokovic, das auch die späte Ausweisung des "Tennisstars und Impfverweigerers" nicht mehr zu schließen vermochte.



7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Lach- und Sachgeschichten mit der TAZ. Ein Kritiker der australischen Einwanderungspolitik, den TAZ anlässlich Djokovics Impfverweigerungsskandals befragt, ist Behrouz Boochani, der als Kurde auf der Flucht aus dem Iran mit dem Boot von Indonesien nach Australien übersetzte. Kannste dir nich ausdenken, würde der Influenzer sagen.
Also lernen wir heute, dass es in Indonesien eine iranische Exklave samt verfolgter Kurden gibt.

Sauer hat gesagt…

Seien wir gewarnt, die Serben haben schon einmal einen Weltkrieg angezettelt. Ihre Attacke richtete sich einst gegen Austria, doch wie klein ist der Unterschied zu Australia. In den ersten fünf Buchstaben stimmen sie überein und den Rest kann man vergessen, er ist für die Identifikation des Feindes unerheblich, dachte sich wohl der in Satz und Spiel aggressiv auftretende Serbe und beschloß, das Land der Gegenfüßler mit einem Covid-Krieg zu überziehen. In Wirklichkeit wollte er im Andenken an seine Vorväter den Krieg nach Austria tragen, nur durch eine entschuldbare Verirrung auf dem Globus und eine Leseschwäche ist er nach unten abgedriftet. Manche sagen auch, er habe Austria wegen der vielen Berge auf dem Globus nicht finden können. Trotzdem Austria: Sei wachsam!

ppq hat gesagt…

erstaunlich, dass ihn die spanier reingelassen haben, wo er doch aus dem hotspot der hotspots kommt

Sauer hat gesagt…

Gar nicht erstaunlich. Für die Spanier ist das Corona-Theater vorbei, ab sofort kehren sie auf den Boden der Wissenschaft zurück und behandeln Covid-Erkrankungen als Grippe, wie Fach- und Sachkundige bereits von Anfang an gefordert haben. Derweil sucht die deutsche Medizin noch nach der geeigneten Schere, um dem Spike-Protein des Virus die Stacheln abzuschneiden.

Anonym hat gesagt…

https://www.youtube.com/watch?v=7Pya6vIDgXc

you won`t make Austria home , so der Heeresgruppenscheff Dr.Zipp La Dresch im Internetzvideo .

die Kampagne wirkt - immer weniger Fachleutkräfte wollen nach Austria fahn.

Unknown hat gesagt…

Super ich zieh nach australien dann werd ich nie sterben müssen...

Anonym hat gesagt…

Ich habe die verlinkte Covid - Weltkarte studiert. Der Kongo eines der gesündesten Länder der Welt. Das hätte ich nie gedacht.