Donnerstag, 3. März 2022

Die Ächtung: Russen raus

Alles ist verboten, jede abweichende Meinungsäußerung. Leute in Russland verlieren ihre Jobs, nur weil sie auf die Straße gehen, andere tun nicht einmal das und müssen ebenfalls gehen. Eine  schwierige Situation, die einmal mehr klare Kante fordert auf beiden Seiten der Front: So wie Wladimir Putin in Russland dafür sorgt, dass geächtet wird, wer seiner Kriegstreiberei in den Arm fällt, so muss auch im Reich der Freiheit und die Friedens dafür gesorgt werden, dass jedermann und jede Frau sich klar bekennt: Wer nicht für uns ist, der ist gegen uns. Und wer gegen uns ist, der gehört geächtet, denn die Gemeinschaft muss vor ihm geschützt werden.

Toleranz und Gratismut

Der Fernsehmoderator Jan Böhmermann, ein Humorist, der seit Jahren in der ersten Reihe sitzt, wenn Bekenntnisse zu Toleranz und Gratismut gute Quoten garantieren, steht auch an dieser Wasserscheide wieder seinen Mann: Kaum hatte der Münchner Oberbürgermeister den Chefdirigenten seiner Philharmoniker wegen einer ausbleibenden Distanzierung zum russischen Regime entlassen, sprang Böhmermann dem Künstlerkollegen Waleri Gergijew nicht etwa bei, in dem er gegen den Rauswurf protestierte, der putinschen Geist atmet.. Nein, Jan Böhmermann machte sich auf, andere unsichere Kantonisten mit Kremlverbindungen aufzuspüren.

Die Opernsängerin Anna Netrebko war die erste Prominente, die Böhmermanns "Russen raus"-Kampagne ins Visier nahm. Vor einem halben Jahr noch habe die "Starsopranistin ihren 50. Geburtstag im Kreml gefeiert", prangerte Böhmermann an. Putin war damals nicht zugegen, er ließ allerdings eine Grußadresse an die Jubilarin verlesen, die Netrebkos "fabelhafte künstlerische Darstellungskraft" rühmte. 

Nichts ist unpolitisch

Wie Adolf Hilters Wagnerliebe wahren Demokraten den großen Antisemiten unter den deutschen Tonsetzern für für immer verleidet hat, so haben Putins Worte binnen von nur sechs Monaten Böhmermanns Verehrung für die russische Sopranistin aus Wien getötet. "Nichts ist unpolitisch, niemals, und schon gar nicht die Kunst", fasst der 41-jährige Polizistensohn Ermittlungsergebnis,  Anlage und Urteilsspruch knapp zusammen. Wer jemals Russischbrot gegessen hat, macht sich zum Komplizen auch von Kriegen, die die noch in der Zukunft liegen. Und wenn Putin selbst einen für Auftritte loben lässt, "die sind immer große, ersehnte Ereignisse" seien, dann geht es nicht mehr um Erklärungen, dann zählt keine Entschuldigung mehr oder der erfolgreiche Versuch, die, die da gefehlt haben, zu erreichen und zu überzeugen. 

Es schlägt nun vielmehr die Stunde, in der ausgegrenzt und geächtet wird, in der es gilt, die, die da fehlgeleitet wurden und fehlgetreten sind, "klein zu halten, ihnen das Leben schwer zu machen, sie dafür, dass sie Neonazis und Rassisten den Weg zur Macht ebnen wollen, zur Verantwortung zu ziehen", wie der "Zeit"-Autor Hasnain Kazim die einzig möglich Strategie im Umgang mit den Feind*innen der offenen, toleranten Gesellschaft bereits vor Jahren letztgültig umrissen hatte. 

Glaubwürdig distanzieren

Wer sich jetzt nicht glaubwürdig distanziert, dem droht die das politische Abseits und der gesellschaftliche Tod, jemand wird von ihm je mehr ein Stück Brot nehmen oder eine Talkshow-Einladung aussprechen. Von Altkanzler Gerhard Schröder, dessen starrsinnige Putin-Nähe so bekannt ist, dass ihm demnächst die Ehrendoktor-Würde der Uni Göttingen,d die Ehren-Mitgliedschaft bei Borussia Dortmund, das SPD-Parteibuch und das Ruhestandsbüro aberkannt werden, über Manuela Schwesig, Sahra Wagenknecht und Viktor Orban bis hin zu Plácido Domingo, dem Tenor Rolando Villazón und dem Bariton Michael Volle, die Netrebko in den Kreml begleitet hatten, muss glaubhaft abschwören, wer nicht als Russe unter Verdacht geraten und bestraft werden will. 

Eine klärende, die Gesellschaft porentief säubernde Welle der Russophobie fegt durch das Land, niemals unpolitisch, aber weit mehr als das.  Russen werden entlassen, Studenten werden von Universitäten verwiesen, Russen werde in Gaststätten nicht bedient, statt mit russischem Erdgas zu heizen, wird lieber kalt geduscht. Russenkinder werden in der Schule gemobbt, Cafés plakatieren: "Wir bedienen keine Russen" und wer sich selbst nicht im Spiegel betrachten will, lässt seine Netrebko-Karten demonstrativ verfallen.

Allen anderen bleibt nur die Empfehlung, doch rüberzugehen, wenn ihnen nicht passt, wie die offene Gesellschaft ihre Gegner behandelt.



17 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Pömamensch sollte sich verstecken - der FSB ist eher humorlos und die intellektuellen Möglichkeiten des LKA sind überschaubar .

vielleicht hat er ja demnächst einen Haushaltsunfall

Anonym hat gesagt…

Von talentlosen Clowns angeführte Menschenjagden sind das Tüpfelchen auf dem i jeder Dystopie.
Wie jeder Feigling sagt er nicht, um was es geht, was irgendjemand tun oder lassen soll, sondern pfeift auf der Hundepfeife das Angriffssignal für die Meute. Nicht aus eigener Entscheidung, aus eigener Erkenntnis, sondern als einer von vielen. (https://de.wikipedia.org/wiki/Hundepfeifen-Politik).

Er spricht über die Künstlerin und argumentiert mit Kunst, die sie nicht geschaffen hat. Er wirft also, aus Niedertracht und barem Unvermögen, Kunst und Künstler in eins, um seinen Angriff aus der Meute heraus zu führen.
Wo Böhmermann ist, ist unten, tiefer kann keiner sinken.

Die Anmerkung hat gesagt…

Aufruf zum Boykott aller russischen Bücher und Verlage

https://www.heise.de/tp/features/Aufruf-zum-Boykott-aller-russischen-Buecher-und-Verlage-6534811.html
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Krieg und Frieden wird verboten. Schon ist das Problem gelöst

Anonym hat gesagt…



Wer braucht schon eine Netrebko, wenn er Feine Sahne Fischfilet hat?

Kultur ist halt Geschmacksache, wie unsere diesbezüglichen Importe seit 2015 ja bühnenreif beweisen. Manche Virtuosen treten in prächtigen Opernhäusern auf, andere üben ihr Metier theatralisch auf Straßen oder in Supermärkten aus.

Und gibt es dabei tödliche Pannen im Umgang mit echten Requisitenwaffen, spricht man gerne schnell von psychischen Problemen, dem neuen Persilschein für neue Buntesbürger. Aber wehe, irgendwo im fernen Takatukaland stirbt ein Kind, dann weint das Piefkekollektiv erst dicke Krokodilstränchen und sucht dann wütend Sündenböcke, die dafür schuldig gesprochen werden.

Richter und Henker zu sein ist für dem Mehrheitspöbel nun mal viel leichter als Dichter und Denker.

Nur bei unseren orientalischen Fachkräfteclans gibt es keine Sippenhaftung bei der Bestrafung und Ausweisung, sofern die überhaupt in Erwägung gezogen wird, weil das ja rassistisch sein könnte. Zur Not helfen dem linken Rechtsstaat immer die Menschenrechte für Verbrecher, um keinen des Landes zu verweisen.

Zweierlei Maß, wohin man blickt im besten aller Schlands.

Deutschland liefert übrigens weitere Waffen in die Ukraine, und wie der sich im Krieg befindende Russe diese 'Einmischung' werten könnte, scheint kein Michelschrumpfkopf zu kapieren. Es könnte also bald auch hier krachen, weil das ideologisch verblödete rotgrüne Weltrettergesindel mit unser aller Leben spielt.

Ich weiß noch nicht, ob mich diese drastische Änderung betrüben oder freuen soll. Vielleicht ist Dresden schon zu lange her, um die nachgewachsene infantile Heldenspielsucht zu bremsen. Sogar Söldnerurlaube zum Russen abknallen sind im Gespräch, als hätte es die IS-Perversitäten nie gegeben. Wie will man mit Horden von offensichtlich komplett irren überhaupt noch vernünftig sprechen?

Vielleicht ist ein rascher Gnadenschuss die sauberste Lösung der diesmal nicht Juden- sondern Deutschenfrage. Oder vier bis fünf Atombömbchen, um unsre Millionenzentren zu einzuäschern. Der Rest wird dann anders verstrahlt dahin siechen, bis Friede herrscht im Land der freien Unfreien. Und Stille. Totenstille, wo kurz zuvor noch lautes rechthaberisches Empörtgegröle über andere Völker die Hauptmusik war.

Frieden könnte so schön sein, wenn es die vielen primitiven Menschen nicht gäbe.

Anonym hat gesagt…

Gerade eben "Hundepfeifenpolitik" gegurgelt, und ringe noch etwas nach Luft. Bolschewikiblödia - naja, man erwarte halt von einer Sau nicht mehr als Grunzen - schmieren dieselbe Björn Höcke auf's Brot - von wegen "Denkmal der Schande". Aber wozu erhitze ich mich, kenne diese Zunft ja seit Jahrzehnten.

Anonym hat gesagt…

Ich würde zwar nicht weinen, wenn "Pömamensch", wie der erste Sektenbeauftragte für Gesamtdeutschland - Konrad von Marburg - lebendigen Leibes von entsprechenden Fachleuten tranchiert würde. Aber dieses Vergnügens müssen wir ziemlich sicher auf nicht absehbare Zeit entraten.

Jodel hat gesagt…

Wer jetzt noch ein Kochbuch hat, in dem das Rezept für russische Eier enthalten ist, ist ein Putinunterstützer übelster Sorte und heißt auch den Krieg in der Ukraine gut. Vom Rest der perfiden russischen Küche gar nicht zu sprechen. Krimsekt wird ja wohl keiner mehr zu Hause haben. Der war schließlich schon vor einigen Jahren als haram erklärt worden.
Die Matroschka aus dem letzten Urlaub sollte man besser in den Keller bringen oder sicherheitshalber gleich in den Holzofen, sofern noch vorhanden, werfen. Als Alkoholiker sollte man sich derzeit auch nicht mit einer Flasche Wodka in der Öffentlichkeit sehen lassen. Die Möglichkeiten der Kontaktschuld und Sippenhaft sind sehr zahlreich dieser Tage.

Nur das Gas, das dürfen wir weiterhin kaufen. Krieg hin oder her. Da halten sich unsere Oberchecker dann eher bedeckt. Mit Kunst und Kultur haben die sowieso nichts am Hut, aber seine denunziatorischen Tweets will man schon im warmen raushauen.

Wieso übernehmen bei uns bei jedem relevanten Thema immer schlussendlich die Deppen das Kommando und geben den Takt vor? Erst machen wir zwei Jahrzehnte schulterzuckend gar nichts und dann verbrennen wir russische Bücher und lassen Behinderte nicht zu Olympia fahren. Gott sei Dank ist Exkanzler Schröder auch nicht mehr Ehrenmitglied beim BVB. Das hatte mich doch mehrere Nächte wach gehalten. Früher hätte man sich so jemanden, ob man ihn mag oder nicht, als evtl. Vermittler in der Hinterhand behalten. Man weiß ja nie und schadet auch niemandem.

Gibt es in unserem Land denn gar kein Maß und Mitte mehr? Gratismut allüberall und aufs Korn genommen werden alle, die sich garantiert nicht wehren können. Müssen wir denn immer so komplett über das Ziel hinausschießen?

Anonym hat gesagt…

Der Weltverband der Katzenzüchter hat russische Katzen von den Ausstellungen des Verbandes ausgeschlossen.
Kante zeigen! Zeichen setzen!

Anonym hat gesagt…

Die Konformistensekte PEN Deutschland hat sich mit der Wahl des ehemaligen Mediendarlings Yücel zum Chef wohl etwas verschätzt. Er lässt sich offensichtlich nicht wie all die anderen Niemande in diesem Verein mit einen fetten Pöstchen kaufen:

heise.de zitiert ihn aus Die Welt:
Praktisch ausgedrückt: Wer "Russia Today" und "Sputnik" verbietet, wird künftig ein Glaubwürdigkeitsproblem bekommen, die Unterdrückung der Presse- und Meinungsfreiheit in, zum Beispiel, Russland zu kritisieren.

Hoppla, und känzeln kann man den auch nicht so leicht.

Carl Gustaf hat gesagt…

Ich bin gestern in Berlin an einem Café vorbei, dass seinen sagenhaften Russischen Zupfkuchen jetzt in "Freiheitskuchen" umbenannt hat.

Carl Gustaf hat gesagt…

Apropos: Putin und Macron haben grad eine ernsthafte Debatte, weil sich die Franzosen den WM-Titel von 2018 selber aberkennen wollen.

Anonym hat gesagt…

Russenkatzen sind verboten ? Bernd hat eine blaugraue Russenkatze - "BÖSE RUSSENKATZE" brüllt Politbernd durch die Wohnung

Die Anmerkung hat gesagt…

@anonym zum Jückel

>> wird künftig ein Glaubwürdigkeitsproblem bekommen

Ähäm. Das Glaubwürdigkeitsproblem haben sie doch seit langem. Da kann selbst die vdL nichts mehr verkacken, denn der Job ist erledigt.

Merkt man das in so einer Blase nicht, wenn monatlich sein Schweigegeld von der Sparkasse abholt?

Die Anmerkung hat gesagt…

xhamster machen sie jetzt auch dicht. Ist das wegen der russischen Frauen dort? Oder wie darf man den Generalangriff auf die freie Meinungsbildung verstehen? Nutzen die im Schatten der Kriegszensur die Gelegenheit, gleich mal alles platt zu machen, was ihnen nicht in ihre Kragenweite paßt?

Anonym hat gesagt…

re Anon : dein Piefkefetisch geht mir aber schon aufn Sack .

es sind die Gutmenschen und Messermännerversteher - und : das Gutmenschentum wird in den brd Schulen produziert

Die Anmerkung hat gesagt…

>> re Anon : dein Piefkefetisch geht mir aber schon aufn Sack .

ER ist wieder da.

Anonym hat gesagt…

ER war nie weg!