Freitag, 15. April 2022

EZB: Die Null muss stehen

Christin Lagarde, Naturkreide auf Hartholz geritzt, karamellisiert. Ausführung: Kümram  

Das Ziel steht, wie aus Stein gehauen oder aus Stahlbeton in die Landschaft gepflanzt. Es gilt seit Jahren, die Europäische Zentralbank (EZB) hielt unerschütterlich daran fest, ganz egal, was auch geschah. "Unter zwei Prozent" würde sie die Geldentwertung drücken, unter zwei Prozent, aber nicht zu weit, gerade nur so, wie ein guter Fahrer beim Steherrennen in die Pedale tritt. Vorsichtig, zart geradezu. 

Immer wieder hat die EZB ihr sogenanntes Inflationsziel zuverlässig verfehlt. Mal wurde das Geld zu schnell weniger wert, dann wieder wollte es gar nicht schwinden. Doch was auch passierte, die Zentralbanker der stolzen Euro-Familie wussten eine Medizin, die zufällig ganz genau passte. Aus den riesigen Großgeldquellen, die überall auf dem Kontinent sorgsam versteckt sprudeln, wurde gezapft,w was nur ging. Millionen zuerst, dann Milliarden und schließlich Billionen. So lange es nur Geld war, kostete es nichts. Der Staat hatte gut gewirtschaftet. Und EZB-Chefin Christine Lagarde einen hervorragenden Plan.

Die Inflation in Geld ertränken

Man würde die Inflation in Geld ertränken, die Geldentwertung mit Scheinen zuschmeißen, Konjuktur und Gesellschaft und Politik mit Schulden retten, die man nicht mehr so nannte, sondern fetzig "Fazilitäten", ein Fantasiewort aus dem Lateinischen, abgeleitet von Facilitas, der "Leichtigkeit", mit der sich Sondervermögen und grüne Investitionen aus dem Hut zaubern ließen. Immer, wenn ein neues Problem auftauchte, entstand einfach immer gleich genug Geld, um es aus der Welt zu schaffen. Zu Nullzinsen, so dass es gar keine Rechnung gab, die irgendjemand hätte bezahlen müssen.

Fast wirkte es wie ein Wunder. Mehr als ein Jahrzehnt ging der Krug zum Wasser, anfangs noch geschleppt von Angela Merkel und Nikolas Sarkozy, denen Jean-Claude Trichet und später der unvergleichliche Mario Draghi beim Tragen halfen. Dann kam Christine Lagarde, die den schwierigen Dominik Strauss-Kahn beim Internationalen Währungsfonds hatte vergessen lassen, ehe sie kam, um die Geldprobleme Euro-Europas mit noch mehr Geld zu lösen.

Geänderte Ziele

Als die Inflation trotzdem nicht steigen wollte, änderte die EZB im letzten Jahr ihr Ziel. Aus "unter, aber nahe 2 Prozent", bis dahin eherner Zielwert für die Wertschwundrate, wurde ein in gerades, schräg zum Ziel liegendes "zwei Prozent, aber mit akzeptierten Abweichungen nach oben und unten". Wie viel Abweichungen, wurde nicht mitgeteilt. Sie wussten es doch selbst nicht in Frankfurt am Main, wo 3.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 75 Milliarden Euro Währungsreserven und drei bis fünf Billionen Verbindlichkeiten verwalten. 

Als wäre ein Startschuss gefallen, galoppierte die Inflation in der Euro-Zone so temperamentvoll los, dass die USA und selbst Brexit-Großbritannien nur noch hinterherschauen konnten. Von drei Prozent kletterte Kaufkraftverlust auf fünf, von fünf auf sieben. Der Euro, dieses stolze Gemeinschaftsgeld, das nichts weniger hatte werden sollen als eine "starke Alternative zum Dollar", verlor im internationalen Verkehr zwölf Prozent seines Wertes in nicht mal einem Jahr. Während sich die deutsche Spitzenpolitik noch fragte, weshalb der Ölpreis schon wieder sank, die Benzinpreise aber nicht, sank der Eurokurs zur Ölwährung Dollar von 1,11 auf 1,08: An der Tanke auch schon wieder ein paar Cent pro Liter.

Akzeptierte Abweichungen

Die EZB aber lässt sich von alldem nicht beirren. Das Ziel steht, "mit akzeptierten Abweichungen nach oben" eben auch. Egal, was ist, die Null muss stehen. Egal, was es kostet, es bleibt dabei. Um jeden Preis. Mag die Inflation auch durch die Decke gehen, die alte Medizin, die Krankheit mit mehr Geld zu bekämpfen, muss es weiter richten. Das heißt "Flexibilität", sieht nach Kontrollverlust aus, verglichen etwa mit der Schweiz, deren Franken zuletzt nicht einmal ein Drittel so viel an Wert verlor wie der Gemeinschaftseuro. Es ist aber Teil einer langfristigen Strategie, die das neue Inflationsziel mit atmendem Deckel mit dem Überlebenskampf der Menschheit gegen den Klimawandel vereint und dabei Gerechtigkeit schafft, ohne die Gleichheit zu vernachlässigen. 

So lange niemand lacht, wenn Christine Lagarde ihre fantastischen Reden jenseits jeder Realität hält, ihre Absichten schildern und Ankündigungen zu Dingen macht, die in ihrer Hand liegen wie der Mond und die Sonne, steht das Ziel, wie aus Stein gehauen oder aus Stahlbeton in die Landschaft gepflanzt. Und es gilt umso mehr, als es niemals erreicht werden wird.


5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

In der KfZ-Branche wird es Wartungsstau genannt. Wie nennt man es bzgl. der Beschreibung von Staaten und Gesellschaften. Schaut auf die Straßen und Häuser. Seht die Ampelanlagen, die Verkehrsschilder. Schlussendlich schaut in die Gesichter der Menschen.

Fällt euch etwas auf?

Carl Gustaf hat gesagt…

Gedanken zur Zeit: Jetzt, wo das Erdgas bald alle ist, ist die Zeit des Warmduschens vorbei.

Anonym hat gesagt…

***https://www.janhittimes.in/
Was für ein Käfer mag dieser Melanin-Arierer sein? Ist das dritte oder vierte Mal. Und, uns' Blogwart kann ich den Vorwurf einer gewissen Trägheit nicht ersparen.

ppq hat gesagt…

der kommt oft, aber immer unverhofft. und meist, wenn die aufsicht draußen bei den tieren ist, oder melkt oder sich um den großen garten kümmert

Anonym hat gesagt…

>> T.Acheles 15. April 2022 at 12:49
Rassismus …
– selbstverständlich AdolfHolocaust6Mio <<

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Selbstverständlich, selbstverständlich. Ganz genau sechs Millionen, sonst wird Hauaha der Wüstendschinni nämlich sauer.