Samstag, 16. April 2022

Hunde, Katzen, Hamster: Das deutsche Klima-Tabu

Harmlos, aber gefährlich: Jeder Hund ist eine lebende Klimagefahr und eine zusätzliche Belastung für Deutschlands angespannte Energiebilanz.

Wir erleben eine Zeitenwende", hatte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in seiner ersten Regierungserklärung nach dem russischen Überfall auf die Ukraine klargemacht, dass nichts wird so bleiben können, wie es bisher immer war. Nach der Pandemie, die schon grundstürzend genug gewesen war, die deutsche Politik so durcheinanderzuwirbeln, dass nur noch ein ganz kleiner Rest Grundvertrauen in das regelbasierte Handeln der höchsten Verantwortungsträger geblieben war, kam der Krieg. Der Rest folgte in höchster Geschwindigkeit: Verteidigungs- und Sicherheitspolitik, Wirtschafts-, Sozial- und Klimapolitik, sie alle wurden binnen weniger Tage und Woche neu erfunden.

Tabuthema Hund

Tabus fielen in Dutzend. Der Staat zahlte nun Heizgeld, er versprach, die Benzinpreise zu senken, er baute "Stoßdämpfer" für die Wirtschaft und der Klimaminister erbat von den katarischen Blutprinzen Hilfe bei der Energieversorgung. Auch ein Tempolimit war im Gespräch, wie immer, autofreie Sonntage und eine staatliche Vorschrift dazu, wie weit die Heizung in privaten Wohnungen noch hochgedreht werden dürfen. Die Liste der Sparvorschläge gegen die Energiekrise enthielt nichts Neues. Und gerade das zeigte, wie weit selbst Krisen- und Kriegsdeutschland von weg ist von einer echten "Inventur des fossilen Zeitalters", wie sie die Max-Planck-Gesellschaft bereits im März 2020 vorgestellt hatte. 

Peinlich auf Rücksichtnahme bedacht, umschiffen Regierung, Politik, Wissenschaft und Medien immer noch eine der klimasensibelsten Fragen der Gegenwart: Wie sollen es die Wohlstandsgesellschaften des Westens mit der privaten Haustierhaltung halten? Was wird mit Hund, Katze und Hamster in der neuen Normalität des Notstandes? Der Energiearmut und des Sparzwanges? 

Werbung für Haustierhaltung

Gerade die Kleintierhaltung im privaten Raum gilt Kritikern seit Jahren als Klimagefahr ersten Ranges. Allein Hunde produzieren weltweit jährlich  700 Millionen Tonnen des Klimagiftes CO2, während  jedes fünfte Kind am Rande der Armut vegetiert, fütterten allein hierzulande Familien und Alleinlebende 34 Millionen Haustiere - darunter 10,1 Millionen Hunde - durch. Tendenz steigend: Angeheizt von Inszenierungen prominenter Vorbilder beschleunigte der Trend zur Haustierhaltung sich in den Monaten der Pandemie weiter - mit allen negativen Folgen nicht nur mehr für das weltweite Klima, sondern nun auch für die Kriegsanstrengungen. 

Wie die menschliche Ernährung, wie Sport, Freizeit, die Herstellung von Medikamenten, Online-Streaming und Mode sind auch privat gehaltene Hunde, Katzen, Zierfische, Meerschweinchen und Kanarienvögel nur denkbar in einer Gesellschaft, die auf Erdöl, Gas und Steinkohle basiert. Gerade beim privat gehaltenen Hund und der zur eigenen Verfügung angeschafften Katze zeigt sich konkret, wie der Lebensstil in der EU nicht nur abstrakt, sondern ganz konkret auf der Nutzung von "Fossilen" (Ricarda Lang) ruht. Moralische Erwägungen bei der Beschaffung von Gas und Öl aus autokratischen Staaten spielen für Hunde- und Katzenhalter ebenso wenig eine Rolle wie die Frage, ob der wie auf einem Sklavenmarkt gekaufte Hund freiwillig Hausgenosse seines "Besitzers" geworden ist und/oder bleibt.

Fragwürdiges Verhalten

Bemerkenswert ist, dass selbst in einer Situation, in der dieses schon immer moralisch äußerst fragwürdige Verhalten, das in den vergangenen Jahrzehnten stets strikt dem Konsumbedürfnis der Bürgerinnen und Bürger untergeordnet wurde, nicht zum Thema einer neuen Aushandlungsdebatte wird. Einmal mehr ist es das Tempolimit, das als Verhandlungsmasse die Grenzen der Freiheit der freien Entscheidung bestimmen soll. 

Obwohl ein Tempolimit nach Berechnungen des Umweltbundesamts unmittelbar nur rund drei Millionen Tonnen CO2 jährlich einsparen würde, die Abschaffung allein der deutschen Hunde nach einer Analyse des Instituts für technischen Umweltschutz der TU Berlin jedoch das Zehnfache, meiden sowohl die Bundesregierung als auch die EU selbst angesichts der Dreifach-Krise aus Pandemie, Klimanotstand und russischer Offensive jede Diskussion über die Folgen des selbst bei Veganern weitverbreiteten Tierkonsums durch Gefangenschaft.

Alternativloses Haustierverbot

Es herrscht Angst vor den Konsequenzen einer konsequenten Entscheidung, eines Haustierverbotes, das angesichts der verheerenden Klimabilanz  alternativlos ist. Jahrzehntelang profitierten die Deutschen von den liberalen Tierhaltungsgesetzen, die ihnen Zugang zu billigen Welpen und Kätzchennachzucht verschaffte. Haustierhaltung allein aus Spaß und ohne jeden tatsächlichen Nutzen war und ist in Deutschland bei Millionen Menschen hoffähig - auch nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine. 

SUV-Fahrer*Innen und SUV-Fahrende, Flugreisende und Kreuzfahrer, Kohlestrom- und Glühbirnennutzer, Fleischesser und Raucher - sie alle sind Teil der gesellschaftlichen Antwort auf die Schuldfrage. Doch obwohl die völlige Zweckfreiheit der privaten Haustierhaltung von keiner Partei angezweifelt wird, hat die Diskussion um die notwendigen tiefgreifenden Änderungen der Lebensweise diesen Bereich nicht erreicht. Die politische Zeitenwende, die auch eine ökonomische Zeitenwende in der Weltwirtschaft und damit auch in Deutschland und Europa zu werden verspricht, lässt Dogge, Bernhardiner und Schäferhund strikt außen vor und ignoriert die Hilfe, die weitgehende Konsequenzen in diesem Bereich bieten würden, um wirksam auf den russischen Angriffskrieg zu reagieren. 

Hund, Katze, Hamster

Der Hund, die Katze, aber auch der Hamster, die Rennmaus und das privat gehaltene Pferd nebst all ihrer gefiederten und befellten Freunde würden, gründlich ausgemerzt, die fünfzigfache Menge an CO2 einsparen, die Ökonomen einem Tempolimit zutrauen. Die von der Bundesregierung angestrebte schnellstmögliche Unabhängigkeit von russischen Energieimporten wäre durch ein Haustierverbot zeitnah erreichbar. Würden die Maßnahmen europäisch abgestimmt und koordiniert, entspräche das einem echten Schutzschirm für Wirtschaft und Industrie und einer wirklichen Energiepreisbremse, die außerdem noch wie eine Direktinvestition in die Dekarbonisierung des globalen Klimas wirkt.


5 Kommentare:

Die Anmerkung hat gesagt…

Schuldkult fetzt.

Zoos kann man bei der Gelegenheit auch dicht machen. Nur nutzlose Mitesser.

Und, das fand gar keine Beachtung in der Betrachtung der EUenden, es würde mehr Veganersatz aus Rind und Schwein für die Ernährung der Menschen zur Verfügung stehen. Da bin ich stringent dafür. Ärgert mich seit langem, daß mir die besten Stücke immer von den Fiffy-Elternden vor der Nase weggekauft werden. Ohne Hunde ist genug für alle da.

Anonym hat gesagt…

Die ubiquitären nachmittäglichen öffentl.-rechtl. Ratgebersendungen müssen den Leuten bloß mal ein paar Zubereitungstips für Hund und Katze vermitteln. Meistens sieht man da auch nur weiße europäische Kochexpert:innen. Ein chinesischer Koch würde den Diversitätsindex endlich mal etwas bewegen.
Der bessere Teil der Bürger:innen hat sich ja auch bei Klima und Covid jeglichen offiziellen Informationen gegenüber sehr aufgeschlossen gezeigt.

ppq hat gesagt…

das eigentlich schreckliche ist das erneute versagen der gesamten politischen klasse, die sich weigert, den menschen reinen wein einzuschenken: auf dem weg in die zukunft werden wir es uns nicht leisten können, millionen unnütze fresser durchzufüttern, dazu sind die ressourcen einfach zu begrenzt.

aber: die lobby der kleinviehhalter ist unglaublich mächtig, da wagt sich niemand ran

Anonym hat gesagt…

Beim Haustier und speziell beim längst Lebensgefährten Hund hört jeder Klima- und Umweltschutz auf, denn diese Kreaturen sind besonders bei Frauen zum Lebensinhalt, zum Fetisch geworden, an dem sie all ihre ansonsten unbefriedigten Liebes- und Muttergefühle austoben können. Guckt sie euch doch nur mal an, diese Fiffifrauchen, diese Köterweiber mit ihrem infantil hysterischen Verhätscheln der oft nur überzüchtet degenerierten Vierbeinerzombies. Manche wollen es groß als Beschützer, andere klein als Babyersatz. Und dafür geben sie allein in Deutschland jährlich Milliarden aus, dafür werden extra Viehherden als Tierfutter gemästet.

Und während der Liebling mit teuren Gourmethäppchen verwöhnt wird, schaut man verächtlich auf das arme Nachbarskind herab, denn wenn etwas Humanität angebracht erscheint, dann nur für Ausländer, denn das gibt Gutmenschenpluspunkte in der Weltrettersekte.

Was ist von einem Volk zu halten, dass Tiere verwöhnt und Menschen verhöhnt?

Anonym hat gesagt…

Fallschirmbernd hat einen Kampfspürhund , kriegt der eine Feinstaubplakette ?