Freitag, 6. Januar 2023

Ende der Pyrohysterie: Die Jungs aus dem siebten Kreis der Hölle

Wie Weihnachten und Silvester gehört eine Böllerdiskussion zum deutschen Jahresende. Das will die Bundesregierung nun aber ändern.

Beinahe 96 Stunden dauerte es diesmal, bis die letzte Rakete niedergegangen, der letzte Knall verhallt war. Die rituelle Böllerverbotsdiskussion, wie immer angeschoben von Hundehaltern und Feinstaubfürchtern und wie stets eskaliert von urbanen Bürgerkriegern, fand sich an Tag fünf des neuen Jahres glücklich wieder eingefangen und in eine Bahn kanalisiert, die ihr das gefährliche gesellschaftsspaltende Potential nimmt.  

In die richtigen Bahnen gelenkt

Schien es auf dem Höhepunkt der Debatte für einen Moment lang fast so, als sollten diesmal selbst überaus besonnene Akteure die Nerven verlieren, blieb die Vernunft doch Sieger. Bundesinnenministerin Nancy Faeser bekam keinerlei Unterstützung für ihren Versuch, mit der Pyrohysterie gegen " bestimmte junge Männern mit Migrationshintergrund" zu machen. Der RBB, der die Flammen angeblasen hatte, verzichte darauf, Öl ins Feuer zu gießen. Jens Spahn beendete seine Attacken gegen die erfolgreiche Politik seiner Partei. Die Berliner Regierende Franziska Giffey kündigte einen Arbeitskreis zur Ursachenforschung an. Und erfahrene Krisenmanager wie CDU-Vordenker Ruprecht Polenz halfen schon im Vorgriff, die für kurze Zeit so verstörend wirkenden Geschehnisse richtig einzuordnen.

Nicht die Einwanderungsgeschichten der Partypeople, im politischen und medialen Berlin für gewöhnlich als "Wurzeln" bezeichnet, seien das herausstechende gemeinsame Merkmal der Aktivisten, die in der Silvesternacht über die Stränge geschlagen hatten, so Polenz. Wenn man schon typisiere, "dann richtig": Erstens habe es sich fast durchweg um Männer gehandelt, zweitens seien sie jung gewesen, drittens alkoholisiert, viertens stammten sie aus sozialen Brennpunkten, sie seien fünftens "schwach gebildet" und sechstens Söhne "problematischer Familien", die siebtens unter "prekärer
Beschäftigung" und achtens unter einer "schlechten Wohnungssituation" litten, so der frühere CDU-Generalsekretär und heutige Präsident der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde

Herkunft spielt keine Rolle

Danach erst spiele Herkunft eine Rolle - ein Argument, das noch besser wird dadurch, dass inzwischen bekanntgeworden ist, dass 45 der 137 mutmaßlichen jungen Männer einen deutschen Pass besitzen, deutlich mehr als autochthone Syrer und Afghanen unter den kurzzeitig festgenommenen Raketentechnikern vertreten waren. 

Die interkulturelle Vordenkerin Sawsan Chebli wies zudem darauf hin, dass viele der "Jungs", die hier von Rechten, Rechtsextremen und Rechtspopulisten als "Integrationsverweigerer" bezeichnet würden, "hunderte Bewerbungen" schrieben, "um eine Arbeit zu finden", und nur Absagen bekämen, weil die Mehrheitsgesellschaft unwillig sei, sie zu integrieren. Richtig sei also, dass auch die Bundesregierung den "Kern der Debatte" nicht beim sogenannten Migrationshintergrund oder dem Böllerverbot sehe, sondern auf Daten warte, um mit ruhiger Hand ein deutschlandweites Lagebild erstellen zu können.

Warten auf das Lagebild

Das Problem sind junge Männer oder eben auch "Jungs", die auf Alkohol treffen, einen deutschen Pass haben, aber wenig Bildung, und deshalb nicht umgehen können mit einem Feieranlass wie dem Jahreswechsel, weil sie in sozialen Brennpunkten in schlechten Wohnungen wohnen, umgeben von Problemfamilien, ohne Arbeit und ohne Grund nicht respektiert von den Nachbarn in den besseren Vierteln. Dass es angesichts dieser multiplen Benachteiligung zu spontanen Ausbrüchen an Lebensfreude kommen muss, wenn die Benachteiligten und Marginalisierten spüren, dass ihnen nicht zugehört wird, zeigte sich zuletzt bereits in Belgien und den Niederlanden, die Silvesternacht in Paris und Antwerpen bewies zudem, wie friedlich und gemütlich es in weiten Teilen der deutschen Hauptstadt zuging.

Auf der Tagesordnung steht nun allerdings nicht nur eine Aufarbeitung hinter verschlossenen Türen, sondern auch ein konkreter Fahrplan hinzu einem friedlichen Gemeinwesen ohne die acht Hauptgefährdungsmerkmale Männer/Jungs, jung, Alkohol, soziale Brennpunktherkunft, schwache  Bildung, problematische Familien, prekär beschäftigt und schlechte Wohnsituation. Berlins Regierende plant bereits einen Gipfel zum Thema, der wohl einen Zehn-Punkte-Plan erarbeiten soll. Im Raum steht nach Informationen der Zeitung "Die Welt" auch ein komplettes Silvesterverbot.


7 Kommentare:

Die Anmerkung hat gesagt…

Klonovsky weist auf die ersten forschen Ergebnisse, äh Forschendenergebnisse des Tagesspiegel bezüglich der Partygäste Merkels hin.
---
https://www.tagesspiegel.de/berlin/33-verletzte-einsatzkrafte-103-festnahmen-berliner-feuerwehr-und-polizei-schockiert-von-massiven-angriffen-in-der-silvesternacht-9110458.html

Es war warm, bis zu 18 Grad wurden Silvester in Berlin gemessen. Die hohen Temperaturen begünstigten vermutlich die Neigung zur Randale.
---
Nun MK
---
Der Zusammenhang zwischen Temperatur und Aggressivität ist vermutlich bestürzend unerforscht, weil bereits die Fragestellung als rassistisch gilt, denn die Bewohner der wärmeren Weltgegenden müssten dann automatisch als randaleaffiner eingestuft werden. Aber sei’s drum, der weißengemachte Klimawandel wird jedenfalls die Gewaltneigung der anderen Großgruppen immer weiter anstacheln.

PS: Hätte die Sechste Armee bei höheren Temperaturen stärker randaliert, statt zu kapitulieren? (Klar hätte sie.)

Anonym hat gesagt…

Sobald das Lagebild gemalt wurde, kommt die Lösung. Man kann dann gleich zu allem anderen, was im besten Deutschland noch nicht flutscht, das Lagebild anfordern.
Das 'Lagebild' ist das 2023er Highlight politischer Verantwortung & Kompetenz und es ist grad mal Januar.

ppq hat gesagt…

das lagebild kommt sicherlich erst, wenn das lagebild zum anschlag auf nord stream vorliegt.

Anonym hat gesagt…

Wenn es noch eines Beweises bedurfte, dass Feuerwerk hochgradig rassistisch ist, dann ist dieser "Hinweiß" [Sic!] des Feuerwerksveranstalters quasi der Smoking Kanonenschlag.

Anonym hat gesagt…

Wie würden Sie reagieren, wenn auf Ihrer Party plötzlich die Polizei anlaßlos auftauchte? Würde Ihnen dann nicht auch der Spaß vergehen und Sie mißgelaunt reagieren? Wenn die dann nicht einmal Ihrer Aufforderung nachkommt, sofort wieder zu verschwinden, was würden Sie dann machen? Sich weiter die Party verderben lassen oder auch zu handfesteren Maßnahmen greifen, z. B. zu Knallfröschen? Das ist genau die Situation, die die Menschen auf den Berliner Straßen vorfanden. Sie wollten entspannt feiern und nur ein bißchen herumballern. In diese Feierlaune platzt die Polizei und vermiest die Stimmung! Dann ist es doch verständlich, daß die Leute sich gegen diese Miesmacher wehren. Mein Lösungsvorschlag ist deshalb. Legt die Polizei an die Kette in ihren Kasernen wie Kampfhunde, die auch nicht frei herumlaufen dürfen, und schon bleibt alles ruhig und friedlich.

Anonym hat gesagt…

A Popo der Tagesspeichel: Da diese angeblichen 18° Paracelsius vorher angekündigt waren, habe ich mir stündlich einen Blick aufs Thermometer gegönnt - am frühen Nachmittag waren es 12°, dann schon wieder frischer.

Anonym hat gesagt…

Aber selbst wenn 18° - diese Erklärung der Ursache ist eine derartig rotzige Unverschämtheit, dass einem der Odem stockt.