Freitag, 7. Juli 2023

HD-Fernsehen: Signale gegen den Energiesparkurs

Selbst die fürchterlichsten Dinge werden in höchster Auflösung übertragen - ohne Rücksicht auf die Energiebilanz.

Das Publikum ist uralt, oft so alt, dass es nur noch wenig sieht und kaum Details wahrnimmt. Die Moderatoren sind schwer überschminkt, die Studiolicht reißt dennoch jede Pore aus der Haut. Fernsehen in HD-Auflösung ist grausam, gut für niemanden, der Bonbonfarben nicht auch noch in der doppelten Zeilenzahl dessen betrachten will, was über Jahrzehnte Standard im deutschen Fernsehen war. Natürlich: Gemeinsinnfunk in High Definition, auf Deutsch etwa "hohe Bildauflösung", schafft es, den inhaltlichen Charakter vieler Märchenstunden ins Visuelle zu übertragen. Die Realität ist nur noch ein Vorlage, aus der eine HD-Sendung einen größeren Detailreichtum mit brillanteren Farben macht.

Wirklicher als die Wirklichkeit

Wirklicher als die Wirklichkeit, bei vielen neuartigen Empfangsgeräten nutzerseitig  noch unterstützt von HDR-Funktionen, die auf das Sendesignal noch eine Schicht Fantasie tuschen. Nachdem ARD und ZDF schon länger in HD senden, zogen zuletzt etliche der zahllosen Spartensender der Gemeinsinnfunkanstalten den Stecker: Die Ausstrahlung in normaler SD-Auflösung wurde beendet. Nischenkanäle wie One, tagesschau24, Phoenix und Arte gibt es seitdem nur noch in einer Bildqualität mit nicht mehr nur 400.000 Bildpunkten, sondern mit mehr als zwei Millionen.

Ein Service, den gerade das überwiegend alte Publikum nicht einmal mit Brille ausreichend scharf wahrnehmen kann, um ihn auf eine Weise zu schätzen, die den zusätzlichen Energieverbrauch durch die höheren Übertragungsraten rechtfertigen könnte. Als die Gemeinsinnsender mitten in der Energiekrise beschlossen, auf HD umzusteigen, spielte die damit einhergehende Energieverschwendung dennoch keine Rolle. Obwohl der Mehrverbrauch nach einer Studie der Uni Zürich erschreckend ist: Der Umstieg auf HD verbraucht bundesweit im Jahr so viel Strom zusätzlich wie etwa 370.000 Haushalte im Land pro Jahr insgesamt benötigen. 

Ohrfeige für Sparkommissare

Eine Ohrfeige für die von Sparappell zu Sparappell hangelnden Minister und den Chef der Bundesnetzzentrale, der immer wieder darauf hingewiesen hatte, dass es "auf jede Kilowattstunde" ankommt, wolle Deutschland gleichzeitig aus Kernenergie, Erdgas, Kohlenutzung und feinstaubproduzierenden Holzkaminen aussteigen. Der Affront, ausgelöst von Senderchefs, die schon länger jede Bodenhaftung verloren haben, blieb trotzdem unkommentiert. 

Zu groß wohl die Furcht in den Parteizentralen, dass eine erneute Welle der Kritik die letzten Reste an Akzeptanz für die anstehende nächste kräftige Erhöhung der Demokratieabgabe erodieren lassen und die bisher so solidarisch agierenden 267 Grundversorgungsstationen unter dem Dach von ARD und ZDF in Sendeanstalten für permanente Nörgelei und Regierungskritik verwandeln könnten. HD-Fernsehen, der SUV unter den TV-Signalen, wird stillschweigend hingenommen, so lange die Aussicht besteht, regelmäßig selbst in absurd hoher Auflösung in die Wohnzimmer gestrahlt zu werden.

Fehlender Mut auch in Brüssel

Während der Schweizer Wirtschafts­verband Swico Bürgerinnen und Bürger bereits zum "solidarischen Streaming" aufruft,um in Zeiten knapper Kassen kräftig Strom zu sparen, hält Fernsehdeutschland die Augen fest geschlossen vor den Sünden den HD-Prediger. Auch die EU-Kommission, die mit immer neuen Richtlinien, Regeln und Ratschlägen zur Einschränkung beim Standy-by-Betrieb versucht, die Europäer für einen zeitgemäßen Umgang mit Elektroenergie zu gewinnen - Stichwort "Aktion Wattfraß" - hat es bisher nicht für nötig gehalten, regulierend in den außer Rand und Band geratenen TV-Markt einzugreifen.


2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Bernd mag diese sonderpädagogischen Sondasendungen mit Karem Nirosta von das ndr wo immer gesagt wird : "nicht machen so viele Licht !" .

unter 10000 Leuchtern die pro mm² 600 Trilliarden Lichtquanten raushaun

Anonym hat gesagt…

Scheiß auf Klima, aber eine Bewegung 'HD is nich OK' würde ich aus rein ästhetischen Gründen unterstützen. Ich will bei den öffentlich-rechtlichen Hackfressen nicht die Bartstoppeln und Pickel zählen. Das ist schlimmer als Ärsche in 4K-Pornos.