Donnerstag, 11. April 2024

Märchenonkel von Monitor: Der letzte Aufrestle

Georg Restle sitzt in seinem "Monitor" wie in einer Festung, die er mit allen Mitteln gegen alle Fakten verteidigt, die nicht zu seinen Überzeugungen passen. Abb: Kümram, Öl auf LED-Monitor

Er könnte rechnen. Aber er weiß, was zählt. Georg Restle hat sich deshalb auch nicht von seiner Ansagerkollegin Dunja Hayali reinreden lassen, die ihn in einer Kampagne des anderen Gemeinsinnkanals direkt angesprochen und gemahnt hatte, dass jeder laut aktueller Rechtslage im Land zwar eine eigene Meinung, nicht aber eigene Fakten haben dürfe. Restle allerdings, als Redaktionsleiter der WDR-Sendung "Monitor" stets in T-Shirt und Sakko, um Lockerheit und Seriosität gleichzeitig zu signalisieren, ist seit jeher seine eigene Faktenfabrik. Der Schwabe war schon für Russland und dagegen, er verteidigte die Corona-Maßnahmen und prangerte sie an, er gendert in der Regel halb, das aber voller Überzeugung.

Ignorierte Mahnungen

Was nicht passt, wird bei "Monitor" passend gemacht, mal durch Weglassen, mal durch freie Erfindung. Eine Methode, mit der Georg Restle Verschwörungstheoretiker bedient, Querdenkern mit dem Raunen von einer "neuen Panik" zur Hand ging und Antisemiten selbst noch nach dem 7. Oktober 2023 mit dem Beharren auf der gerechten "palästinensischen Sache" (Restle) die Stange hielt. Von der Wirklichkeit ist Georg Restle nicht zu überzeugen, denn er trägt die Art Glauben in sich, an der jede Realität verzweifelt. Zuweilen fällt es dem 58-Jährigen zwar schwerer, seine kruden Thesen glaubhaft über den Sender zu bringen. Zuweilen aber lässt er die Fakten deshalb auch einfach weg und feiert eine pittoreske Party zu Ehren der eigenen Unbeugsamkeit.

Mögen sie auch toben, die Faesers, Reuls, Hermann und wie sie alle heißen. Georg Restle ist James Bowie, der letzte Verteidiger einer womöglich nicht zutreffenden, aber gesunden, hilfreichen Wahrheit. Der Kampf um die Deutung der Polizeilichen Kriminalstatistik ist sein Los Alamos: Blaues T-Shirt, beiges Jackett, so steht er im Studio und erzählt vom Pferd, das diesmal nicht im Gaza-Streifen liegt, tragisches Opfer eines israelischen Terrorangriffs. "Werteorientierter Journalismus statt Neutralität" in Aktion: Mit dem treuherzigen Blick eines Mannes, der nur die Wahrheit sagen muss, spricht er von Messerangriffen auf deutsche Frauen, von dunklen Parks und Tiefgaragen und Medien, die dafür Verantwortung tragen, dass so viele Angst davor hätten, sich dort noch hinzuwagen.

Eine eigene Mathematik

Georg Restle lebt dort und er lebt noch, daran lässt er keinen Zweifel. All die Vorwürfe, Deutschland sei unsicherer geworden, die Zahl der Verbrechen gestiegen und vor allem der Anteil der Nicht-Deutschen an dieser Bilanz förmlich explodiert, ist seinen Worten zufolge reine Erfindung. Georg Restle nutzt dazu eine eigene Ableitung der Mathematik: Es wird addiert, summiert und substrahiert, bis aus Nancy Faesers fürchterlichen Statistiken etwas abzulesen ist, jeder gut finden kann. Jajaja, da ist Georg Restle ganz ehrlich, es gebe ihn schon, den Anstieg bei den Fällen von Kriminalität mit Tätern ohne deutschen Pass. "Aber der Anstieg hat zu einem großen Teilen damit etwas zu tun, dass die Zahl der Nicht-Deutschen insgesamt zugenommen hat. Ins Verhältnis gesetzt, sind die Zahlen alles andere als dramatisch."

Ein Mann, ein Wort und alles frei erfunden. Der Anteil der Nicht-Deutschen an der Gewaltkriminalität in Deutschland liegt bei 37 Prozent und ist deutlich mehr als doppelt so hoch wie der Anteil der Nicht-Deutschen an der Bevölkerung. Auch Restles Behauptung, mehr Zuwanderung habe natürlich zu mehr Zuwandererkriminalität führen müssen, lässt sich mit keinen Erkenntnissen aus der Polizeilichen Kriminalstatistik in Übereinstimmung bringen. Die Zahl der Zuwanderer ist im Bilanzjahr um vier Prozent gestiegen. Die Anzahl der mutmaßlichen Gewalttäter mit sogenannten "Wurzeln" hat um 14,5 Prozent zugelegt, also dreimal stärker.

Auf der Flucht vor den Fakten

Das gefällt dem Wertejournalisten nicht, das könnte er mit den Möglichkeiten seines Glaubens nicht erklären. Statt es zu versuchen, hat sich der Mann, der sich mit Propagandamethoden auskennt, folglich entschlossen, die Tatsachen zu ignorieren und einfach etwas anderes zu behaupten. Es ist ja ein Kommentar, den er da spricht, selbst Dunja Hayali erlaubt in solchen Momenten die Flucht vor Fakten in die eigene Meinung. Die besteht aus purer Ideologie, herausgeputzt mit fantastischen Hakenschlägen wie dem, dass es so viel mehr Verbrechen nicht gibt, so viele nicht-deutsche Täter aber auch nicht, deren Opfer aber "in vielen Fällen selbst Zugewanderte" sind und die Täter denn doch "junge Männer, die durch Krieg, Verfolgung oder Flucht hochgradig traumatisiert". 

Mögen auch alle ringsum aus Einsicht oder Angst vor Konsequenzen an der Wahlurne umsteuern und in beinahe schon panischer Hektik versuchen, an rechte Remigrationspläne anzuknüpfen. Georg Restle sitzt in seinem "Monitor" wie in einer Festung, die er mit allen Mitteln gegen alle Fakten verteidigt, die nicht zu seinen Überzeugungen passen. Und wenn ihm eines Tages gar keiner mehr glaubt und nicht einer mehr zuhört, weil selbst die treuesten Gefolgsleute die Märchenstunde nicht mehr ertragen. Georg Restle wird weitermachen, bis die Welt dem Bild entspricht, das er tief drinnen von ihr fühlt.



6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich schätze, dass er einen Fragebogen an 'junge Männer' verteilt hat mit einer Frage 'Wie hochgradig sind Sie traumatisiert?' mit 'geht so' bis 'total hochgradig' als Antworten.

ppq hat gesagt…

niemals. was, wenn da was falsches rauskäme? nein, beim monitor wird mit annahmen gearbeitet, die sich auf überzeugungen aus dem marxismus-leninismus-seminar gründen

Anonym hat gesagt…

Ist ziemlich Bockwurst: Es wird durchaus geglaubt. Kannste glauben!

Anonym hat gesagt…

Alamo
Los Alamos ist das mit den Atombomben

ppq hat gesagt…

genau! wo das bowiemesser erfunden wurde

Anonym hat gesagt…

OT
>> INGRES 11. April 2024 at 18:58

Ich gehe davon aus, dass die nur über „Alles für Deutschland“ ... ... reden. <<
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Einer der wenigen Pipifaxe, die gewisse Spuren von Vernunft zeigen. Allerdings kann er hellsehen: Ich habe es mir für rund drei Minuten lang angetan, mehr ging nicht, "und siehe da, man glaubt es kaum ..."