Donnerstag, 16. Mai 2024

Selber schuld: Wer nicht hören will

Ein bisschen vom "Brunnenvergiften" steckt auch drin.

Tja. Das hätte er doch wissen können. Die Schüsse auf den slowakischen Ministerpräsidenten Robert Fico waren kaum verhallt, da verwandelte sich das mediale Entsetzen schon in ein achselzuckendes Aber naja. Nach dem "Attentat auf den slowakischen Premier" erklärte der "Spiegel", "wie Fico das Klima in seinem Land mit vergiftet hat". Im MDR lieferte ein Korrespondent aus dem Nachbarland Tschechien fast baugleiche Erklärungen, zur Überraschung der Zuschauer in Mitteldeutschland. Seit Wochen seien Zehntausende schon bei Protestdemonstrationen auf den Straßen, weil Fico das Land gespalten habe.

Langer Urlaub

Der Mann muss Urlaub gehabt haben, sehr lange sogar. Denn von den besagten Protesten hatte er seinen Sender und dessen Zuschauer bis dahin kein Sterbenswort wissen lassen. Aber damit war er nicht allein: Deutsche Medien behandeln das EU-Partnerland auch nicht anders als alle anderen 25. So lange keine Rechtspopulisten nach der Macht greifen, Spanien sich zu spalten droht oder Macron zu den Waffen ruft, sind Griechenland, Portugal, Dänemark, Kroatien und Malta genauso weit weg wie Chile, Malaysia oder Alaska. Ausnahmen wurde zuletzt häufiger für Polen und Ungarn gemacht, die die Rechtsstaatlichkeit verletzten. Polen ist inzwischen vom Haken. Die Auslandsberichterstattung hätte sich fortan komplett auf Schurkenstaaten wie Ungarn, Russland und China konzentrieren können.

Nun aber Fico, der Mann, der die Slowakei einst in den Schengen-Raum und die Euro-Zone führte, zuletzt aber mit seiner Ablehnung der EU-Flüchtlingspolitik negativ auffiel. Fico provozierte zugleich mit der Weigerung, Waffen an die benachbarte Ukraine zu liefern und er nannte einen angeblichen "Multikulturalismus" eine "Fiktion", die nicht funktionieren könne. 

Nachdem er erklärt hatte, dass der "Islam keinen Platz in der Slowakei" habe, exkommunizierte die "Party of European Socialists", im Deutschen lieber als Sozialdemokratische Partei Europas übersetzt, mit einem Ausschluss seiner Partei Slovenská Sociálna Demokracia⁠ aus dem gemeinsamen Non-Profit-Association auf europäischer Ebene.

Es wird dann doch "Entsetzen"

Mit jemandem, der so auffällig wird, pflegt man natürlich gern einen anderen Umgang als mit Leuten, die man gut leiden kann. Während deren Schicksal nur rührt, so sehr, dass auch in der zweiten Woche nicht einmal irgendwo gefragt wird, ob die Schläger den sächsischen Spitzenkandidaten der stolzen Socialists tatsächlich erkannt und deshalb verprügelt, oder einfach nur einen SPD-Wahlkämpfer entdeckt und ihn überfallen haben, wie irgendwer jeden Tag irgendwo Politiker angreift oder ihre Autos oder Häuser anzündet. "Ein bisschen Emotionalität, ein bisschen Verwirrtheit", heißt es im ZDF-Morgenmagazin, müsse "schon dabei sein", bei einem "mutmaßlichen Attentat" (Spiegel).

Die Schuldfrage steht nun überall. Ein "Schock mit Vorgeschichte", befindet die "Tagesschau". Nun stehe die Slowakei "am Rande des Bürgerkrieges", befindet Euronews. Robert Fico habe ja "die Demokratie gefährdet" (T-Online), der "Populist und Putin-Freund" (Tagesspiegel) darf sich nun eigentlich nicht wundern, denn wer so "muslimfeindlich und korrupt" (Morgenpost) agiert, für den gilt, dass er sich nicht wundern darf.

Robert Fico hätte sich früher überlegen müssen, was er anrichtet, wenn er trotz aller Warnungen aus Berlin und Brüssel "sein Land umbaut" (Euractiv, "The Trust Project"). Das RND hat gemahnt, denn die Sorge in der EU, dass es "Pro Putin statt pro Europa" weitergehen werde, war unüberhörbar. Die "Tagesschau" sah den früheren Vertreter der Slowakei vor der Europäischen Kommission für Menschenrechte und beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte von Orban lernen. Er hat nicht hören wollen. Und nun muss er fühlen. Zumindest ein paar Stunden lang. Später änderte der "Spiegel" die Selbst-schuld-These dann doch noch auf das unverfängliche "Entsetzen in einem gespaltenen Land".


4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Erst wenn beim Slowaken genauso viele bunte Männergruppen in den Straßen, Parks und Bahnhöfen herumlungern wie bei uns, ist die Spaltung überwunden.

Anonym hat gesagt…

Georgien ist auch auf einem guten Weg. Demonstriert wird schon fleißig. Es fehlen nur noch ein paar Scharfschüzen, die in die wiederborstige Menge schießen, und die Farbenrevolution nimmt ihren Lauf. Europäische Politiker, die Öl ins Feuer gießen sind schon vor Ort. Alles so wie beim Maidan.
Damals waren es georgische Söldner, die geschossen haben. Einige Ukrainer sollten sich doch finden lassen, für Tiflis.

ppq hat gesagt…

wer nicht einsehen will, dass man nicht wissen muss, wer aus dem ausland finanziert wird, ist keiner von uns

amerikanern

https://de.wikipedia.org/wiki/Foreign_Agents_Registration_Act

Anonym hat gesagt…

"Seither [1966] kann eine Organisation oder Person nur von der FARA erfasst werden, wenn die Regierung nachweist, das der Akteur tatsächlich auf Befehl oder Anordnung oder unter Führung oder Leitung eines ausländischen Auftraggebers („at the order, request, or under the direction or control, of a foreign principal“) handelt und nachweist..."

Die FARA würde sich so ein russophobes Gesetz wie in Georgien auch für die US... haha, beinahe wäre ich reingefallen... ..also für die VSvA* wünschen.
*) Das klingt auch irgendwie verdächtig. Schon allein das große "A". Da schreibt man etwas, will alles richtig machen - und benutzt dann irgendwelche Chiffren, von denen man wieder als einziger nicht wusste, dass das anno "Vogelschiss" 'was Propagandamäßiges war...