Dienstag, 17. Juni 2025

Die Legende der Linkspartei: Ein Greis wird volljährig

Die Linke, SED, PDS, WASG, demokratischer Sozialismus, Re-Branding, Kommunismus
Die Linke, bis heute rechtsidentisch mit der SED, bleibt sich beim Lügen treu: Im Greisenalter von 107 Jahren feiert sie ihren 18. Geburtstag. 

"Vor 18 Jahren wurde unsere Partei gegründet", jubelt die Linke und erinnert sich an ihren Wunsch damals, der der "nach einer besseren, gerechteren Welt" gewesen sei. Jetzt sei man "stolz auf das, was wir gemeinsam erreicht haben". Und "bereit für die Zukunft: kämpferisch, solidarisch und mit über 112.000 Mitgliedern an unserer Seite!". Die Linkspartei ist jung, zumindest tut sie so. Seit einigen Wochen ist auch noch endlich erfolgreich. Und sich selbst treu: Die parteieigene Geschichtsschreibung setzt erst 2007 ein, als das, was sich heute Linke oder Linkspartei nennt, sich diesen Namen gab.  

Alles, was war, ist vergessen 

Allerdings nicht im Zuge einer Neugründung. Sowohl die "Wahlalternative Arbeit & soziale Gerechtigkeit" (WASG), eine 2004 von SPD-Aussteigern begründete linksradikale Alternative für Deutschland, als auch die Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS), Erbe der DDR-SED, existierten schon, ehe sie 2007 die Konsequenzen aus dem Umstand zogen, dass ihre Zielgruppe nicht größer wurde, nur weil zwei kleine Parteien um sie buhlten. 

Erst Gerechtigkeit, dann mehr Sozialstaat, danach Sozialismus und schließlich doch noch der so lange schon ersehnte Kommunismus -  WASG und PDS waren sich in ihren Zielen einig und sie ergänzten sich in der Fläche. Hier die PDS als Partei der übriggebliebenden SED-Kader im Osten. Dort die "Wahlalternative" aus Gewerkschaftsfunktionären, SPD-Dissidenten und Altlinken im Westen. Dem alten, gescheiterten DDR-Modell des obrigkeitsstaatlichen Kommandokommunismus  klebten die aus einschlägigen Vereinigungen wie der DKP, der SAV, von Linksruck, SED oder dem KBW stammenden Initiatoren das Etikett "demokratischer Sozialismus" auf. Das nächste große Menschenexperiment, versprachen sie, würde ein Kaffeekränzchen werden, bei dem alle viel Spaß haben.

Die Magie des Sozialismus 

Das Programm der gemeinsamen neuen Linkspartei enthielt ein ausdrückliches Bekenntnis zu diesem magischen demokratischen Sozialismus, der für Linke praktisch betrachtet so etwas ist wie das ewige Leben nach dem Tod für alle gute Katholiken, die im Glauben an Jesus Christus gottesfürchtig gelebt und erlöst gestorben sind. Demokratischer Sozialismus, das ist wie trockenes Wasser, blaues Rot oder dünne Dicke. Niemand war jemals dort, aber für die ostdeutsche PDS war der gemeinsame Schwur auf das Ziel Voraussetzung für die Übernahme der WASG-Mitglieder.

Denn eine Übernahme war es, nicht etwa die Neugründung einer Partei. Die Linke, die vorgibt, ihren 18. Geburtstag zu feiern, hat eine Geschichte, die viel länger zurückreicht als sie selbst wahrhaben will. Die PDS hatte sich schon im Juli 2005 den Beinamen "Die Linkspartei.PDS" und "Die Linke.PDS" zugelegt, um ihr Image aufzupolieren. Die Partei selbst blieb die gleiche, es war immer noch die Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS), die von sich behauptet, am 4. Februar 1990 gegründet worden zu sein. 

Erfolreiches Re-Branding  

Doch es gab sie auch schon am 3. und am 1. Januar und am 20. Dezember zuvor. Damals nannte sich die PDS allerdings noch "SED/PDS" - kurzzeitig, nachdem die Parteiführung unter Gregor Gysi mit dem Re-Branding den Versuch einiger Mitglieder abgewehrt hatte, die moralisch verschlissene Staatspartei der DDR aufzulösen. Es wäre schade drum gewesen, denn in den Schatzkammern der Organisation schlummert Millionen und Abermillionen, den 17 Millionen Untertanen in der DDR abgepresst und über Jahrzehnte hinweg als Kriegskasse für die gute Sache beiseitegeschafft.  Die Linkspartei wäre, wäre sie vor 35 Jahren gegründet würde, der ältestes 18-Jährige Deutschlands.

Doch diese Partei ist noch weit älter. Die SED, die auf dem Weg zum "demokratischen Sozialismus" nur ihren Namen wechselte, nicht aber die Rechtsform oder den Anspruch auf ihr altes Eigentum, nannte als ihre Gründungstage immer den 21. und 22. April 1946. An diesem Wochenende vor 79 Jahren hatten es die Funktionäre der kommunistischen Kaderpartei KPD zumindest im Osten Deutschlands geschafft, die Genossen von der SPD so weit zu bedrängen, dass die einer Fusion nicht mehr zu widersprechen wagten. Formell schlossen sich KPD und SPD zusammen. Doch faktisch blieb die KPD unter dem neuen Namen SED bestehen, denn sie schluckte die Ost-SPD.

Sagenhafte 107 Jahre alt 

Die heutige Linkspartei ist damit am Tag ihres 18. Geburtstages sagenhafte 107 Jahre alt. Ein Greis, der sich als gerade volljährig geworden ausgibt, vielleicht, weil er über den größten Teil seiner Geschichte nicht mehr sprechen möchte. Seit 35 Jahren versucht die SED bereits, ihre Spuren zu verwischen, sich als etwas auszugeben, was sie nicht ist. Sie tut das strategisch, sie will nicht mehr erinnert werden, sie will einer neuen Generation als neue, frische Kraft entgegentreten, "kämpferisch, solidarisch und mit über 112.000 Mitgliedern an unserer Seite", die nichts wissen von all dem Blut und den Strömen von Tränen, die ihre Partei im Namen einer menschenverachtenden Ideologie verursacht hat.

Ein Stück des Weges ist geschafft. Der aktuellen Parteiführung ist schon zuzutrauen, dass sie wirklich nichts mehr weiß von der Mitgliedschaft in der Kommunistischen Internationale (Komintern), vom brutalen Eifer früherer Genossen bei der Verfolgung des Stalinschen Kurses und dem Hauptfeind Sozialdemokratie. Ernst Thälmanns aus Moskau befohlene Aufstandsversuche gegen den demokratischen Rechtsstaat sind vergessen. Den Aufstieg zur Partei neuen Typs, die ihre führende Rolle nutzte, um Menschen einzusperren, sie rücksichtslos auszubeuten und Natur und Umwelt im Namen einer größeren Sache zu vernichten, hat es nie gegeben.

In der Linkspartei werden die Hände mit Unschuld gewaschen. 


1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

<< Michael Klein

Im Zweiten Weltkrieg sind viel mehr russische Soldaten und Zivilisten umgekommen als Juden in KZs ermordet wurden. Warum, so eine Frage an die „Historikerin“, werden die russischen Toten so viel seltener „skandalisiert“? >>

Das könnte ich sehr wohl beantworten, aber wozu? Wer es bis heute nicht kapiert hat, der kapiert es nimmermeh'.