Freitag, 15. Februar 2008

Klimakatastrophe verlängert Leben

Es wird imemr wärmer, die Erde taumelt dem Untergang entgegen und die Menschheit stirbt aus, so hieß es bisher. Eine Studie der britischen Regierung zieht nun allerdings eine positive Bilanz der sonnigeren letzten drei Jahrzehnte. Nach den Untersuchungen der Verfasser aus Gesundheitsministerium und der Behörde für Gesundheitsschutz wirkt sich eine moderate Klimaerwärmung auf die menschliche Gesundheit und vor allem auf die Lebenserwartung günstig aus. "Die auf Hitze zurückzuführenden Todesfälle erhöhten sich im Durchschnitt trotz immer wärmerer Sommer zwischen 1971 und 2003 nicht", heißt es, "während die jährlichen Fälle von Kältetoten um ein Drittel sanken."

Das gilt nicht nur für die britischen Inseln, wo die Zahl der Hitzetoten zwischen 1971 und dem - besonders heißen - Jahr 2003 von 571 auf 294 fiel, sondern darüberhinaus. "Von Kälte verursachte Sterblichkeit ist erheblich größer als die auf Hitze zurückzuführende, sowohl in Großbritannien als auch im übrigen Europa." Die Klimakatstrophe verlängert das Leben: Die Zahl der Kältetoten in Großbritannien sank - allein bei der hier ebenfalls besonders betroffenen Altersgruppe ab 65 - zwischen 1974 und 2003 von 28.147 auf 18.157.

Brandaktuelle Protest-Folklore

Ein schöner Brauch in fernen Ländern ist das Verbennen von Fahnen. Immer wenn irgendwo auf der Welt ein Mohammed gemalt oder ein Allah geschmäht wird, packen die Flaggenhändler in Pakistan die großen Bündel mit den Bannern der schuldigen Länder aus und dann wird gezündelt, bis CNN und Al Dschasira die Kameras ausgeschaltet haben.

Das Ganze heißt dann "Karikaturen-Streit" (dpa) und ist eindeutig die Schuld derer, die ihren Stift nicht im Schreibtisch lassen können. Gleichzeitig aber kommt gar kein richtiger Streit auf, weil zu einem Streit ein umstrittener Gegenstand gehört, hier aber klar ist, dass eine Seite der anderen einfach ein Verbot erteilen möchte, zum eigenen Leidwesen aber keine Mittel hat, es durchzusetzen. Einige versuchen es natürlich dennoch, indem sie Mohammed-Maler ermorden. Das klappt nicht, stattdessen fliegt das Komplott auf, weshalb dessen Zeichnungen aus Solidarität noch mal gedruckt werden müssen. Woraufhin anschließend wieder helle Empörung bei denen ausbricht, die solche Bilder für schlimemr als Mord halten.

Die Empörung kommt diesmal aber nicht mit verbrannten Fahnen aus, sondern verlegt die Feuer-Folkore auf Autos, Container und eine Schule. Im Nachhinein erscheint das Bild des Zeichners Kurt Westergaard, der Mohammed mit einer Bombe mit brennender Zündschnur im Turban gezeichnet hatte, damit geradezu brandaktuell.

Donnerstag, 14. Februar 2008

Mordor oder Moskau

Wer hats gesagt?

"Die Demokratie ist nur der Zug, auf den wir aufsteigen, bis wir am Ziel sind. Die Moscheen sind unsere Kasernen, die Minarette unsere Bajonette, die Kuppeln unsere Helme und die Gläubigen unsere Soldaten."

Global Warming Stress Syndrome (GWSS)

Das GWSS zeichnet sich durch folgendes aus: "Betroffene Patienten leiden häufig unter der fixen (Wahn-)Vorstellung, dass die Menschheit für jegliche negative Entwicklung verantwortlich sei, weiters leiden sie unter zwanghaftem Händeringen, Durchfall, suchtartigem Internet-Verhalten, wie dem Lurken in Diskussionforen nach neuen Beweisen, dem Schreiben von Kommentaren, wie “Es ist ein Konsens!” - “Es gibt einen Konsens!” und dem Sendungsbewusstsein, Foren oder Online-Enzyklopädien nach Ungläubigen (so genannten Skeptikern) zu durchsuchen, die es zu bekehren gelte. Begleitet werden diese Symptome vom irrationalen Verlangen nach der Messung des persönlichen “Carbon Footprints” und des zwanghaften Handelns mit Emissionszertifikaten. Das beunruhigendste Symptom sei jedoch der Drang, in der Öffentlichkeit idiotische Kommentare abzugeben, welche die Globale Erwärmung für nahezu jedes x-beliebige Ereignis verantwortlich macht." mehr hier.

Beck, mal anders

ich wusste gar nicht, dass beck jetzt auch phänomenale pop-musik produziert. ein allround-talent eben.

Leider ohne Neiber

Schlechtes Timing, Geplapper statt Plan: Die niedersächsische Landtagsabgeordnete Christel Wegner ist für eine Wiedereinführung der Stasi direkt nach der Machtübernahme durch die fortschrittlichen Kräfte in Deutschland. Dem ARD-Politikmagazin "Panorama" vertraute die Parlamentarierin der "Linken", im Hauptberuf Versicherungsvertreterin, an, dass ein neuer Arbeiter- und Bauernstaat zwingen Schutz vor "reaktionären Kräften" brauche, wie ihn die Staatssicherheit einst garantiert habe. "Ich denke, wenn man eine andere Gesellschaftsform errichtet, dass man da so ein Organ wieder braucht, weil man sich auch davor schützen muss, dass andere Kräfte, reaktionäre Kräfte, die Gelegenheit nutzen und so einen Staat von innen aufweichen", sagte sie.

Leider wird der frühere Staatssicherheitschef Gerhard Neiber einer der Stellvertreter von Stasi-Minister Erich Mielke, beim Wiederaufbau von Schild und Schwert nicht mehr helfen können, denn Neiber starb justament zum Zeitpunkt der erfeulichen Ankündigung im Alter von 78 Jahren in einer Berliner Klinik. Dass das ausgerechnet vom Eulenspiegel-Verlag mitgeteilt wurde, für den Neiber gerade an einem unterhaltsamen Buch über seine Tage mit der RAF schrieb, mag als erneuter Beleg dafür gelten, dass Gott Humor hat.

Thor Steinar sei Dank: EM-Fest ohne Fahnen

Wenn das nicht mal eine neue Idee ist! Norwegen hat den Brandenburger Pulloververkäufer Mediatex wegen der „widerrechtlichen Verwendung staatlicher Hoheitszeichen“ auf Produkten seiner Marke "Thor Steinar" angezeigt. Damit will das Land verhindern, dass die bei Neonazis beliebte Marke weiterhin die norwegische Flagge auf ihre Textilien druckt und für Werbezwecke missbraucht. Rückenwind für den Staatsanwalt kommt vom deutschen Markengesetz: Danach dürfen offizielle Staatssymbole nicht zur Kennzeichnung von Waren oder Dienstleistungen benutzt werden.

Das trifft auch den Kaffeeröster Tchibo hart, auf dessen mutmaßliche Funktion als Ersatzausstatter von Anhängern nordischer Lebensart wir bereits hingewiesen hatten,. Manche Filiale hatte in Aktionswochen mehr norwegische Fahnen zu bieten als ganz Mo i Rana.

Doch durch die plötzliche Entdeckung des deutschen Markenrechts im Kampf gegen den Rechtsradikalismus von Wollpullovern öffnet sich im Vorfeld der Fußball-EM noch ein unüberschaubar viel weiteres Feld für allerlei Ermittlungen und komische Klagen zur Unterhaltung des Publikums. Wegen der illegalen Kennzeichnung von T-Shirts mit Aufdrucken der Staatsflaggen von Schweiz, Österreich, Griechenland, Deutschland und so weiter drohen allen großen Handelsketten von Kaufhof bis Karstadt, H&M bis Aldi demnächst Hausdurchsuchungen, Haft und Schadenersatz.

Die EM wird dann erstmals ohne markenrechtlich bedenkliche Bekleidung mit strafwürdig aufgebrachten Staatssymbolen ausgetragen. Eine offene Frage ist nur noch, ob das Spielen in einer Fußballmannschaft eine Dienstleistung ist, bei der das Verwenden von offiziellen Staatsymbolen nach dem Markenrecht dann auch für die DFB-Vertretung genehmigungsbedürftig wäre. Der Deutsche Fußballbund konnte auf PPQ-Anfrage ad hoc keine Antwort darauf geben.

Harte Hand für Hautfarbendiebe

Seit der von Hessens Ministerpräsidenten Roland Koch ausgelösten Debatte um die Jugendkriminalität in Deutschland herrscht parteiübergreifend Konsens, dass schärfere Strafen generell nichts bringen. Deshalb haben Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern jetzt im Bundesrat einen gemeinsamen Gesetzesentwurf vorgelegt, der zum Ziel hat, die Bestrafung für Straftaten zu verschärfen, "die im Zusammenhang mit Fremdenfeindlichkeit, Nationalitätszugehörigkeit, Religionszugehörigkeit, Hautfarbe, Weltanschauung, sexuellen Orientierung oder Behinderung verübt werden" (dpa).

Offensichtlich dem dringenden Rat des wegen seiner "Töpfchen-These" bekannt gewordenen Hannoveraner Kriminologen Christian Pfeiffer folgend, lieber "in Schulen statt in Gefängnisse" zu investieren, sieht der Antrag vor, in Zukunft "bei ausgewählten Delikten" (dpa) auf die bisher vorgesehenen Geld- und Bewährungsstrafen zu verzichten und stattdessen sofort und ausschließlich Freiheitsstrafen zu verhängen. Hautfarbendiebe und Religionsangehörige, sexuell Orientierte, Leute mit einer Weltanschauung und Menschen mit Nationalität können dann schon mal das kleine Köfferchen packen.

Apokalypse ohne Themse

Ein atemberaubendes Bild des post-apokalyptischen London: Anno 2038 könnte die britische Hauptstadt so aussehen, wenn die Klimakatastrophe hält, was Politiker versprechen. Wo die Themse geblieben ist, nachdem der Meeresspiegel um acht Meter anstieg, muss noch geklärt werden.

Judas ja, Jesus nein











Jesus-Creme und Christus-Badeschaum funktionieren in Singapur wie Mohammed-Badetücher in Islamabad: Nachdem strenggläubige Katholiken gegen Hautpflegeprodukte der Marke "Jesus" protestierten, nahm die Herstellerfirma die gerade eingeführten Artikel wieder aus den Regalen. Bei den strenggläubigen Katholiken in Spanien bleibt "Judas"-Bier allerdings vorerst ebenso noch erlaubt wie Zucker aus der Firma Cash Jesuman.

Mittwoch, 13. Februar 2008

Wolle gefährdet Verfassung

Vernichtender Schlag im „Kampf gegen rechts“ (Innenminister Hövelmann): Ein „in der rechten Szene beliebter“ (dpa) Klamottenladen im Magdeburger Hundertwasser-Haus muss nach einer Entscheidung des Magdeburger Landgerichts geräumt werden. Die fünfte Zivilkammer des Gerichts hatte in einer mutigen Entscheidung der Räumungsklage des Vermieters Gero AG stattgegeben, die vorgebracht hatte, „vom Betreiber des Ladens über dessen Warenangebot getäuscht worden“ zu sein. Der Betreiber hatte vor Abschluß des Mietvertrages behauptet, Outdoor-Kleidung verkaufen zu wollen und das auch getan.

Die aber stammt von der Brandenburger Modemarke «Thor Steinar», die als Lieblingspullovermarke von Rechtsradikalen seit mehreren Jahren energisch bekämpft wird. Nach ersten Protesten war das Logo der Marke bereits 2002 als verfassungsfeindlich verboten, später aber wieder zugelassen worden, als sich die Auffassung durchsetzte, dass Wolle allein wenig geeignet ist, die demokratische Grundordnung zu vernichten. Einen Tag vor der Entscheidung der Magdeburger Zivilrichter hatte dann auch das Oberlandesgericht in Dresden entschieden, das umstrittene alte Logo von Thor Steinar biete keinen Anlass für ein Verbot oder eine strafrechtliche Verfolgung.

Dem Magdeburger Verkäufer war dennoch bereits am Tag der Filialeröffnung Ende Juli 2007 fristlos gekündigt worden. Die Gero AG, "die Muttergesellschaft des katholischen Siedlungswerks St. Gertrud" (dpa), reagierte damit auf Protestdemonstrationen, an denen Innenminister Holger Hövelmann und Justizministerin Angela Kolb (beide SPD) engagiert teilnahmen, und kritische Medienberichte, die das Tragen von Thor Steinar-Jacken durch strohdumme Fußball-Skinheads als eine Art Vorabend der erneuten Machtergreifung faschistischer Horden hatten erscheinen lassen.

Der Mieter pocht jedoch auf die Einhaltung seines Dreijahresvertrags und berief sich darauf, dass die von ihm angebotene Ware nach geltendem Recht ohne Einschränkung frei handelbar ist, er also gar nicht verpflichtet gewesen sei, seinem Vermieter mitzuteilen, was er im Einzelnen anzubieten gedenke.

Noch vor zwei Wochen hatte das Magdeburger Gericht den Eindruck gemacht, es wolle sich dieser Rechtsauffassung anschließen. Bereits ein Gerichtsbeschluss "zur Vorbereitung der Parteien" vom 22. Oktober 2007 verwies auf ein Urteil des Oberlandesgerichts Brandenburg aus dem Jahr 2005: "Das ehemalige Markenlogo der Marke ´Thor Steinar´ erfüllt nicht den Tatbestand des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen", hieß es dort.

Dann wurde die Urteilsverkündung, ursprünglich für den 30. Januar anberaumt, verschoben. Und nun folgt die Kehrtwendung - einen Tag nach dem völlig gegenläufigen Urteil von Dresden, nach dem es sich bei Thor Steinar um eine allenfalls moralisch anrüchige Marke handelt. Sachsen-Anhalts bei der NVA ausgebildeter Innenminister Holger Hövelmann freute sich über den gewagten Urteilsspruch, und kündigte an, das seine Beamten das Tragen von Thor Steinar-Kleidung mit altem Logo weiter verfolgen werden.

Hövelmann, durch gefälschte Statistiken ins Zwielicht geraten, nimmt damit eine Ankündigung zurück, die Klaus Tewes von der Generalstaatsanwaltschaft Sachsen-Anhalt im vergangenen Jahr gemacht hatte. Damals hieß es, man klage „das alte Logo an, weil ein hinreichender Tatverdacht in Bezug auf das Verwenden von Kennzeichen verfassungsfeindlicher Organisationen besteht." Das Zeichen würde sich an Symbole verbotener Organisationen stark anlehnen und könnte somit verwechselt werden. An dieser Sichtweise werde man festhalten, bis das Urteil des Oberlandesgericht Dresden vorliege. "Sollten die Sachsen zu einem anderen Urteil kommen als Sachsen-Anhalt, lassen wir auch die Hände davon", meinte der Staatsanwalt, der jetzt wird eifrig zurückrudern müssen, will er Holger Hövelmann nicht in Erklärungsnöte bringen: Was in Sachsen erlaubt ist, bleibt in Sachsen-Anhalt strafbar, was in Brandenburg wie eine Jacke aussieht, wird in Sachsen-Anhalt zur Straftat – Verfassungswirklichkeit in Deutschland anno 2008.

Jacques Juillard spricht

"Das Wort Linksintellektueller war lange Zeit ein Pleonasmus, heute wird es zu einem Oxymoron."

Reschpeckt und Rosen

Es ist die Religion des Friedens und der Toleranz, eine Lehre für Männer wie den islamistischen türkischen Präsidenten Erdogan, die wie Ghettokids herumlaufen, von anderen "Reschpeckt" für die eigenen Sprache und Kultur fordern. Und daheim verbieten, Kurdisch in der Schule zu lehren oder, wie jetzt in Saudi-Arabien, den Valentinstag zu feiern. Die Regierung des wahabitischen Ölreiches hat eben alle Blumen- und Geschenkartikelhändler im Land aufgefordert, sämtliche roten Artikel aus dem Sortiment zu nehmen. Zur Begründung hieß es, der Feiertag sei Sünde.

"Als Muslime sollten wir keine nicht-muslimischen Feiertage zelebrieren, vor allem nicht, wenn sie zu unmoralischen Beziehungen zwischen unverheirateten Männern und Frauen auffordern", sagte Scheich Khaled Al-Dossari, ein Gelehrter für Islamische Studien. Damit das Frieden und Toleranz fördernde Verbot des einst von einfallsreichen Blumenhändlern erfundenen Festtages auch durchgesetzt wird, führt die Religionspolizei Razzien durch und beschlagnahmt Rosen, Geschenkpapier und Teddys. Dadurch ist der Preis für eine Rose inzwischen auf umgerechnet elf Euro gestiegen. Was sagen wir da? Reschpeckt!

Kein Leder mehr für Legastheniker

Die kostenlose Online-Enzyklopädie Wikipedia hat den traditionsreichen Brockhaus ermordet. Ab dem 15. April wird der Mannheimer Brockhaus-Verlag seine wuchtige "Brockhaus Enzyklopädie" mit mehr als 300.000 Stichwörtern online kostenlos anbieten und versuchen, Einnahmen aus Werbung zu generieren. Auf Papier kostete die 30-bändige Ausgabe mit rund 24.500 Seiten bislang mindestens 2670 Euro, jahrzehntelang ernährte sie ein Heer von fahrenden Lexikonverkäufern. "Die 21. Auflage der Enzyklopädie war voraussichtlich die letzte - ab jetzt findet alles online statt", sagte ein Sprecher zum Aus. Nicht erwähnt wurde, was aus den unermüdlichen Hausierern werden soll, die es immer wieder schafften, 45-jährigen Legasthenikern das gesammelte Weltwissen in Leder gebunden anzudrehen.

"Wir dachten, wir könnten in der Printwelt noch einmal richtig glänzen. Doch wir mussten einsehen, dass die Leute im Internet suchen"
, sagte Verlagschef Ulrich Granseyer, der dabei natürlich einem Irrtum unterliegt, wie Experten hier bei PPQ immer wieder betonen: Die Zukunft liegt bei den Medien, die zerfaserte Baumreste mit Tinte bedrucken. Horst Seehofer, Peer Steinbrück und Kurt "Mecki" Beck jedenfalls werden, sobald die Zahl der entlassenen Brockhaus-Vertreter bekannt wird, zum Boykott des neuen Online-Lexikons aufrufen.

Hugo im Hungerstreik

Weil der Ölkonzern Exxon gegen sein Land vor Gericht gezogen ist, um Entschädigungszahlungen für von ihm im vergangenen Jahr enteignete Ölförderanlagen zu erstreiten und dort vorläufig auch noch gewonnen hat, bockt Venezuelas Diktator Hugo Chavez jetzt. Exxons Klage, nach der ein britisches Gericht 12 Milliarden venezuelanischer Auslandsguthaben eingefroren hatte, sein "ein Akt des juristischen Terrorismus", sagte der Anführer der "Bolivar Revolution", der neben Exxon auch Total (Frankreich), StatoilHydro (Norwegen) und ConocoPhillips (USA) enteignet hatte.

Die Rechnung, dass anschließend alle Einnahmen über dei staatliche Gesellschaft PdVSA in den Staatshaushalt fließen könnten, hatte Chavez allerdings ohne die Realität gemacht. In der geht die Erdölproduktion in Venezuela seit Jahren stetig zurück, weil Großinvestitionen fehlen, um Raffineriekapazitäten aufzubauen. Auch will keine Bank Venezuela Geld leihen, um den Orinoko-Gürtel zu erschließen. Dort sollen die weltweit größten Erdölreserven lagern. Da Chavez die derzeit noch sprudelnden Einnahmen aus dem Ölgeschäft verwendet, um seinem von einer riesigen Inflation geplagten Volk wenigstens stellenweise Entlastung zu verschaffen, bleibt kein Geld für Direktinvestitionen.

Die Klage von Exxon bedroht die auf Bestrafung und Geschenken beruhende Herrschaft des selbsternannten neuen Bolivar. Umso heftiger reagiert Chavez: Den USA, dei neun Prozent ihres Öls aus Venezuela beziehen, will er "keinen Tropfen" mehr liefern. Und weil seine Regierung nicht in der Lage ist, die durch staatliche Preisbeschränkungen verursachte Lebensmittelknappheit im Lande zu beenden, droht er jetzt auch ausländischen Lebensmittel-Konzernen mit der Enteignung.

Sowohl die italienische Parmalat-Gruppe als auch der Schweizer Nestlé-Konzern würden "Milch stehlen", sagte Präsident Hugo Chávez. Sollte sich der Verdacht bewahrheiten, dass Nestlé oder Parmalat "etwa, indem sie Geld im Voraus bieten" alle Rohmilch aufkauften und die staatlichen Molkereien ohne den Rohstoff dastünden, dann sei das "Sabotage", wetterte Chávez gegen die ganz und gar unbolivarische Art, Geschäfte zu machen, indem man Geld bietet. Er hat doch Exxon auch keins gegeben!

Tanz unter der Trauerweide

Sie kaufen eine originale afghanische Burka

einkaufsparadies für islamisten.

Kurzer Prozess

barack obama ist ein hoffnungsträger? natürlich. für stalinisten auf jeden fall.

Dienstag, 12. Februar 2008

Jetzt hängt der sich da auch noch rein

Geile Geräte

Der Streit war groß, der Wirbel heftig, der Kummer nicht minder. Viele schüttelten mit dem Kopf, als Nokia bekanntgab, sein erfolgreiches Werk im Ruhrgebiet aufgeben zu wollen, um künftig in Rumänien zu produzieren. Der mutige CSU-Arbeiterführer und Verbraucherminister Seehofer entschloss sich sogar spontan, sein mit 500 Steuer-Euros angeschafftes, noch nagelneues Nokia N95 wegzuwerfen, um künftig mit einem in Taiwan zusammengeschraubten SonyEricsson Solidarität mit den vor fünf Jahren zu tausenden entlassenen Ericsson-Arbeitern zu zeigen.

Eine Aktion, die Seehofer nun wohl bereuen wird, denn die ersten aus Rumänien herausgeschmuggelten Bilder der neuen rumänischen Nokia-Modell-Generation zeigen so geile Geräte, dass es einen Technikfex wie den bekennenden Seitenspringer aus Bayern nur so in den Fingern jucken wird, auch da mal ein bisschen dran spielen zu dürfen.

Doch zu spät, diese kompakten und zugleich barocken Mobilteile, die erstmals in Kombination mit einer Spiegelreflexkamera montiert werden, kann sich Seehofer nicht anschaffen, will er nicht die Glaubwürdigkeit von Politik noch weiter beschädigen. Gucken allerdings ist erlaubt.

Aus dem Archiv

Mail von Petra.Berners@HOCLAND.com:

"Sehr geehrter Herr Panzerbummi,
vielen Dank für Ihr Schreiben. Unsere Marke Almette empfinden wir wegen der Namens-Endung als weiblich. Seit Bestehen der Marke heißt es daher "die Almette" und so sprechen wir auch von "ihrem" unverwechselbaren Geschmack. Natürlich haben Sie aber Recht, dass man ebenso von "dem Käse" und "seinem" unverwechselbaren Geschmack sprechen kann.
Mit freundlichen Grüßen bla bla"

Pullover, Proteste, Prozesse

Jetzt dürfen Rechtsradikale auch noch anziehen, was sie wollen, so lange es kein Schornsteinfegerdress ist. Nach einer Entscheidung des Oberlandesgerichtes in Dresden ist das Zeigen des alten Logos der "bei Rechtsextremen beliebten Marke «Thor Steinar»" (dpa) nun doch gar nicht strafbar. Das bis 2004 genutzte Logo, bei Linksextremen beliebtes Protestziel, bestehe zwar aus zwei verflochtenen Runen, die beide allein für sich als "Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen" (BKA) gelten. Das Tragen eines Phantasiekennzeichen, das durch eine Vermischung der beiden verbotenen Zeichen zustande kommt, sei aber nur dann strafbar, wenn eine der Runen deutlich ins Auge falle, begründete das Gericht, das ein solches Ins-Auge-Stechen beim Thor-Steinar-Logo nicht sehen konnte

Nun ist guter Rat teuer, denn seit Jahren schon gründet eine ganze Protestbewegung ihre Kampfaktionen auf die vermeintliche Strafbarkeit des Logos der Pullovermarke. In Magdeburg und Berlin sind sogar Prozesse anhängig, in denen Vermieter Verkäufern von Thor-Steinar-Artikeln unter Berufung auf deren angebliche Verfassungsfeindlichkeit geltende Mietverträge kündigen wollen.

Die Richter in Dresden ließ das unbeeindruckt. Wenn man mit solchen Logos nicht leben könne, müsse der Gesetzgeber den Straftatbestand des Tragens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen erweitern, sagte der Vorsitzende Richter. Ähnlich hatte zuvor schon das Brandenburger Oberlandesgericht entschieden, den Eifer der Steinar-Gegner aber damit nicht bremsen können.

Amtsgerichte in Dresden und Leipzig hatten 2005 zwei Angeklagte von dem Vorwurf freigesprochen, mit dem «Steinar»-Logo ein Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen getragen zu haben. Der Generalstaatsanwalt des Freistaates hatte dennoch darauf bestanden, dass das alte Markenzeichen verfolgt wird. Auch in Sachsen-Anhalt wird das Tragen des früheren «Steinar»-Logos als rechtes Propagandadelikt verfolgt und in den - in der Regel aber sowieso gefälschten - Statistiken erfasst. Nun müssen sie in Magdeburg schon wieder da ran und Straftaten rausstreichen. Und wenn in einem halben Jahr noch wer nachzählt, kostet es wieder Köpfe.

Tausche Brötchen gegen Fernseher

So ändern sich Zeiten und Preise. Kurz bevor der deutsche Versuch, den Kommunismus mit alten Nazi-Karbidöfen zu errichten, sich zum Konkursrichter schleppte, hielt japanische Hochtechnologie Einzug in die Läden der staatlichen Handelsorganisation. 7.300 Ostmark kostete der Sharp-Videorecorder, 4.900 Mark waren für den Colormat-Farbfernseher fällig.

Bei einem durchschnittlichen Einkommen von 660 Mark musste ein DDR-Bürger das gesamte Einkommen aus 18 Monaten Arbeit vollständig investieren, um sich beide Geräte zu leisten, deren Verkaufspreis zu DDR-Preisen etwa dem Gegenwert von 250.000 Brötchen entsprach. Die Chance allerdings war klein, denn sowohl Fernseher als auch Videorecorder waren in Windeseile ausverkauft.

Zwei Jahrzehnte später kann sich der Durschnittverdiener in Deutschland nur noch etwa 150.000 Brötchen vom Einkommen aus 18 Monaten Arbeit leisten. In Videorecordern und Fernseher gerechnet aber geht der globalisierte Kapitalismus mit weitem Vorsprung ins Ziel: Statt einem Videorecorder und einem Fernseher könnte der Durchschnittsverdiener sich gleich 500 Geräte anschaffen. Die Chance, dass er das tut, ist allerdngs klein. Deshalb steht das Zeug überall in den Läden herum.

Afghanistan: Beck schickt den Bundesgummibär

In der "Debatte um" (Spiegel) eine Verstärkung deutscher Truppen in Afghanistan steht die SPD einer "Ausweitung des deutschen Engagements" (AFP) skeptisch gegenüber. Die im derzeitigen Mandat festgelegte Obergrenze von 3500 Soldaten solle "auch in Zukunft der Maßstab sein", sagte Parteichef Kurt "Mecki" Beck in Berlin. Auch die Bundesregierung bestätigte, dass eine Ausweitung derzeit nicht gedacht sei.

"Die im vergangenen Oktober beschlossene Truppen-Obergrenze von 3500 Soldaten "ist und bleibt Grundlage unseres Afghanistan-Einsatzes", hieß es in einem Beschluss des SPD-Präsidiums. Schwerpunkt des Bundeswehr-Engagements werde weiterhin die Nordregion sein. "Für die SPD kommt ein Einsatz im Süden Afghanistans, wie er derzeit in der Öffentlichkeit diskutiert wird, nicht in Frage." Statt mehr Soldaten zu schicken, plädiert die Führung der Sozialdemokratie dafür, näher an die Menschen in Afghanistan heranzurücken. Dies könne unter anderem durch den verstärkten Einsatz von Truppen aus der QSR genannten "Quick Sugar Troup" geschehen.

Diese bislang geheimgehaltene Spezialeinheit besteht aus handelsüblichen Gummibären ohne künstliche Zusätze, die von einer Firma in Vaihingen an der Entz eigens für Kriseneinsätze "out of area" (Verteidigungsminister Jung) produziert werden. Abgefüllt in reizvolle Bunt-Tarn-Tütchen mit Bundeswehr-Signet wirbt die im deftigen Truppenjargon "schmackhafte Kameraden" genannte Geheimwaffe aus Glukosesirup und Säuerungsmittel für deutsche Hilfe und westliche Werte. Vor allem bei Kindern, heißt es aus der Einsatzzentrale des deutschen Kontingents, komme die Bärenbande hervorragend an.

Montag, 11. Februar 2008

Ebay gibt Geschäftsmodell auf

Experten hier auf PPQ sagen es schon lange voraus, jetzt haben es auch die Vorstände beim Internetauktionshaus Ebay eingesehen: Geschäfte im Internet haben keine Zukunft, Einnahmen aus virtuellen sogenannten Internetshops sind nicht zu erwarten. Da die wirtschaftliche Zukunft im Offline-Bereich liegt, gibt Ebay sein bisheriges Geschäftsmodell nunmehr auf. Das "Internetauktionshaus", das aus einer Internetadresse und einer unebkannten Anzahl als Prsonalcomputern besteht, schafft die Angebotsgebühren für private Verkäufer, die auf der Online-Auktionsplattform alten Ramsch verkaufen wollen, ab. Absehbar, dass Google als nächstes aufhört, Werbung zu schalten. Und Amazon Läden in der Fußgängerzone eröffnet.

Unten Alaska, oben Aurora

Zucker besser als Viagra


Es sind oft die kleinen Dinge, die überraschend neue Einsichten eröffnen in die ganz großen Zusammenhänge. In einer dringenden Email ließ uns Brianne Oxianna, ausweislich des mitgeschickten Bildes eine Blondine vom Typ strenge Zahnarzthelferin, heute zum Beispiel wissen, dass die Potenzpille Viagra bei vier von fünf Männern, die sie einnehmen, eine spürbare Wirkung entfaltet. Während eine einfache Zuckerpille ohne jeden Wirkstoff immerhin noch bei einem von vier Männern dazu führt, dass er zu Leistungen in der Lage ist, zu denen er ohne die völlig wirkstofflose Tablette nicht fähig gewesen wäre.

Es ist das ein erstaunlicher Vorgang, der nicht eben für die Viagra-Industrie spricht. Hat die doch offenbar Milliarden verforscht und Jahre verbraucht, um ein - zugegebenermaßen etwas, aber eben auch nur etwas - wirksameres Ersatzmittel für Zuckertabletten zu erfinden. Da ist es eigentlich naheliegend, dass so etwas per Spammail beworben werden muss.

Sonntag, 10. Februar 2008

Was stimmt hier nicht?

zuerst warnte der türkische regierungschef recep tayyip erdogan die in deutschland lebenden türken vor einer zu starken anpassung. vollmundig und geschichtsvergessen, ja grenzdebil tönte er: "assimilierung ist ein verbrechen gegen die menschlichkeit". im verlauf seiner rede am sonntag in köln betonte erdogan aber auch den "anspruch" seines landes auf eine volle eu-mitgliedschaft.

Van Gogh übermalt

Der Mann ist der Feingeist des Bildungskinos, ein Vituose mit feiner Klinge, eine Legende, die mit einem Streifen Zelluloid in der Hand ganz allein alle Russen aus Afghanistan vertrieben hat. In "Rambo 4" aber wird sich Sylvester Stallone deutschlandweit nur gekürzt durch die Kinos kämpfen dürfen: Die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft hat die Rückkehr des Rentner-Rambo zweimal geprüft. Und schließlich nur für eine gekürzte Fassung das Siegel "Keine Jugendfreigabe" erteilt.

Damit haben Erwachsene, etwa Bundeswehrsoldaten, die selbst in Afghanistan auf Menschen schießen und mit alten russichen Totenköpfen spielen dürfen, denn doch die Chance, die fürsorglich um die gröbsten Gewalttätigkeiten bereinigten burmesischen Abenteuer des greisen Einzelkämpfers zu erleben.

Allerdings müsste Van Gogh, so er denn heute malen würde, sich wohl darauf gefasst machen, dass eine Kommission aus Galeristen seine Bilder jugendfrei übermalt, ehe sie aufgehängt werden.

Umweltbundesamt: Die CO2-Fabrik

Sie fordern ein Tempolimit auf Autobahnen, kritisieren die Zersiedlung der Landschaft, messen zuviel Feinstaub bei Pellet-Heizungen, melden "0,6 Prozent mehr CO2 in der Luft", finden die "geplante Lkw-Maut zu niedrig", machen sich stark für eine "bessere Reinigung schmutziger Schulen", schlagen die Einführuung einer City-Maut vor und sind kategorisch "gegen längere Atomlaufzeiten" - ohne die Mitarbeiter des Bundesumweltamtes in Dessau wäre Deutschland sicher kein morderner, dem ökologischen Umbau zugewandter Staat.

Seit der frühere Kommunist und spätere Bundesumweltminister Jürgen Trittin das hochmoderne und ökologisch nach fünfzehn Jahren Planung und Bauzeit völlig unbedenkliche Gebäude als „ökologischen Vorzeigebau, mit dem wir uns in einer Stadt mit großer Architekturtradition sehen lassen können“ einweihte, haben Umweltbundesamt-Chef Andreas Troge und die Seinen so manche maßstabsetzende Pressemitteilung veröffentlicht. Und in ihren Büroräumen, für deren Bau Holz und Lehm verwendet wurden, leben die 780 Umweltbundesamtler vor, dass ein besonders umweltverträgliches Leben möglich ist: Ein umfassendes Energiekonzept sorgt dafür, dass nur ein Mindestmaß an Energie für Licht, Wärme und Kälte verbraucht wird, mit Erdwärmetauscher, Fotovoltaik, Wärmerückgewinnung und eingebautem eigenen Plätscherbach ist das für 74,3 Millionen Euro errichtete Gebäude ein Stück Zukunft mitten im Heute.

Seine Anziehungskraft auf die eigenen Angestellten aber muss das große Werk wohl erst noch richtig entfalten. Auch drei Jahre nach der Einweihung bevorzugen es rund 400 der 780 Mitarbeiter, in Berlin wohnen zu bleiben und zur Arbeit nach Dessau zu pendeln. Bei 250 Reisekilometern und 220 Arbeitstagen kommen so stolze 22 Millionen Kilometer im Jahr zusammen - eine Strecke mit der die beamteten Umweltaktivisten auf dem Weg in ihre Ökobüros alljährlich unübersehbare 5.500 Tonnen CO2 herstellen.

Leider müssen sie nämlich neuerdings auch noch mit dem Auto zum Ökobau fahren, denn die Bahnstrecke nach Dessau wird von der Deutschen Bahn nur noch stiefmütterlich angefahren. Unter anderthalb Stunden Reisezeit geht nichts, einmal umsteigen inbegriffen. Selbst Bahnchef Hartmut Mehdorn, der mal zu Besuch kam, reiste lieber mit dem Auto aus Berlin an.

Doch deshalb umziehen? Niemals! Lieber fahren die nimmermüden Verfasser von Warnungen vor "trockenen Sommern und warmen, feuchten Wintern mit allen Konsequenzen für Land- und Forstwirtschaft - von Pflanzen und Bäumen, die unter diesen Bedingungen nicht mehr wie gewohnt gedeihen können, bis hin zu großen Wassermassen, die winters von den Mittelgebirgen in die Täler strömen werden", (Umweltbundesamtschef Troge), mit dem Auto zu Arbeit. Und warnen alle anderen weiter vor Fernflügen, Billigreisen, Pendlerströmen, Feinstaub, Landschaftszersiedlung und Klimafolgen.

Spielen gegen die Spielsucht

Deutschland macht ernst im Kampf gegen die mörderische Spielsucht. Eben erst haben die Ministerpräsidenten aller 16 Bundesländer sich auf einen neuen Staatsvertrag geeinigt, der privaten Anbietern von Glücksspielen das Handwerk legt und Millionen Familien vor dem finanziellen Ruin durch die Teilnahme an vermögensgefährdenden Veranstaltungen wie dem Tippen auf das Ergebnis von Fußballspielen rettet. Jetzt legen die staatlichen Lottogesellschaften nach: Beim neuen "Superlotto" können Lottofreunde sich künftig jede Woche auf einen garantierten Jackpot von zehn Millionen Euro freuen. Höchstgrenze für Gewinne sollen 100 Millionen Euro sein. Die staatlichen Lotto-Betreiber, die sich ganz dem Kampf gegen die Spielsucht verschrieben haben, werden Spielscheine für die Teilnahme an dem neuen Anti-Spielsucht-Spiel schon für 2,75 Euro anbieten und damit ganz sicher viele Spieler dauerhaft vom regelmäßigen Zocken abhalten.

Samstag, 9. Februar 2008

Schwimmen im Geld

Es ist bisher nur eine Idee, aber sie hat gute Chancen, Gesetz zu werden. Gern möchte die deutsche Sozialdemokratie Steuerfreibeträge für Kinder kürzen, um aus den Mehreinnahmen eine bessere staatliche Betreuung für Kinder zu finanzieren. Der Vorschlag folgt einer Idee, der der inzwischen demissionierte Klassenkämpfer Franz Müntefering vor einiger Zeit mit "gebt dem Staat mehr Geld, damit er seine Aufgaben efüllen kann" beschrieb. Gern lädt sich der Staat auch neue Aufgaben auf, um mehr Geld zu bekommen.

Die Richtung stimmt, denn der Staat nimmt heute schon mehr Geld ein als jemals zuvor. Dank der größten Mehrwertsteuererhöhung in der Geschichte schwimmt die Verwaltung des Gemeinwesens mittlerweile geradezu im Geld. Unten bei den Arbeitnehmer, die die Steuern erwirtschaften, ist der Aufschwung dagegen nur eine Zeitungsent. Während die die Einnahmen des Staates in den letzten Jahren um 107 Milliarden Euro stiegen (Statistisches Bundesamt), bemerken Verkäuferinnen und Polizisten, Fabrikarbeiter und Versicherungsvertreter auf ihren Lohzetteln seit 2002 eine schwarze Null: Unterm Strich steht dieselbe Zahl wie vor fünf Jahren, abzüglich der Inflationsrate bleibt ein Minus von etwa 10 bis 20 Prozent.

Laut klagt die Politik über den Verbraucher, der nicht kauft, wa er soll, und damit den Aufschwung gefährdet. Doch schon rein rechnerisch können Arbeitnehmer und Selbständige aus ihren stagnierenden Einkommen heute nicht mehr, sondern allenfalls weniger konsumieren. Um gerademal 40 Milliarden Euro wuchsen die Bruttoeinkommen in den vergangenen drei Jahren an, netto hängen geblieben ist mit 16 Milliarden weniger als die Hälfte - den Rest hat sich der Staat gesichert. "Letztlich ist vom Aufschwung damit fast siebenmal mehr beim Staat angekommen als beim durchschnittlichen Lohnempfänger", rechnet die "Welt" vor. Peer Steinbrück, der Finanzminister, der durch exzessive Einnahmenerhöhungen in den Stand geriet, sich als Sanierer feiern lassen zu können, sagt dazu: „Wir werden die Steuern nicht senken, bevor dieser Staat nicht seine exzessive Verschuldung gestoppt hat“.

Braune Hemden - Weiße Weste

die hz meldet: «Die Abgeordneten der NPD im Kreistag des Burgenlandes sollen nicht mehr mit T-Shirts auftreten dürfen, die Irans Präsidenten und den Schriftzug "Mein Freund ist Ausländer" zeigen.» eine vernünftige idee, möchte man meinen. matschdattel ist ein holocaust-leugner, der die vernichtung israels zu seinem obersten politischen ziel erklärt hat. um es kurz zu machen: eine pfui- und bäh-gestalt vor dem herrn. die schmierigen herren von der npd wissen das natürlich und nutzen nun einen originär linken slogan, um die restlichen parteien im kreistag auflaufen zu lassen. doch manches an dem vorgang macht stutzig. ad eins war die empörung, als matschdattel im original zum kreuzzug gegen die juden aufrief, auch in sachsen-anhalt eher marginal. ad zwei verwundert die begründung der landesregierung: «Das Innenministerium wertet die T-Shirts der NPD als "eindeutig antisemitisch". Nicht nur, weil sich Irans Präsident entsprechend geäußert hat, sondern weil die NPD auch als Partei laut Verfassungsschutz antisemitische Propaganda verbreite.» heißt das, es ist letztlich egal, welche hemden die npd-nasen anziehen: antisemitisch sind sie in jedem fall? ad drei: was wäre pasiert, wenn die braunen dieselben shirts mit einem anderen slogan verziert hätten: "mein freund ist kein ausländer"? wären sie dann für ihre courage im kampf gegen den antisemitismus ausgezeichnet worden? fragen über fragen. der npd soll man von mir aus das leben schwer machen, wo man nur kann. aber doch hieb- und stichfest. und nicht reflexartig - und dumm.

Freitag, 8. Februar 2008

Medialer Marsch in den Führerstaat


Lange war es nur ein Gefühl, ein Eindruck, ein Geruch: Adolf Hitler, so scheint es seit Jahren, wird umso lebendiger, je länger er tot ist. Längst kein Fernsehabend mehr, ohne dass der Führer spricht, kein "Spiegel"-Auflagenrekord ohne Neuigkeiten aus der alten Zeit, kein Bestseller ohne Geständnis des Autors, irrtümlich vielleicht doch Hitlerjunge gewesen zu sein, und kein Politskandal, in dem nicht irgendein Teilnehmer "Autobahn" ruft oder zerknirscht gestehen muss, ja, wie Hitler hatte ich lange Jahre eine Vorliebe für Leberknödelsuppe und Schäferhunde.

Nur Belege für den Trend zurück zum Führerstaat, die ließen sich schwer finden - bis Google kam und in seinen "Google Labs" den Timeline-View vorstellte. Der zeigt nun klar, welch berauschendes mediales Comeback die Figur Hitler feiert: Je weiter weg das Dritte Reich, desto häufiger wird "Hitler" erwähnt. Denn wenn nicht gerade Terroranschläge verübt werden, hilft Hitler wie kein anderes Thema bei der Bespaßung des Publikums. Wenn auf die Art weiter aufgearbeitet wird, gibt es zum 70. des Weltkriegendes bestimmt einen ARD-Digitalkanal "Führer TV", wo rund um die Uhr alte Wochenschauen laufen. Und zum 100. Jubiläum der Machtergreifung vielleicht sogar eine Woche schulfrei.

WHO: Tabakverzicht tötet

Verblüffende Zahlen kommen heute von der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Deren Angestellte, Forscher oder wer auch immer, genau sagt das die von unserer Lieblingsagentur dpa verteilte Meldung nicht, haben herausgefunden, dass im letzten Jahrhundert rund 100 Millionen Menschen an den Folgen des Tabakkonsums gestorben sind. Im ihrem "Welt-Tabak-Bericht" prognostiziert die WHO, dass die Anzahl der Toten durch Tabakkonsum in diesem Jahrhundert auf eine Milliarde steigen könnte.

Noch viel mehr Menschen werden nach Angaben des "Welt-Tabak-Berichtes" allerdings offenbar sterben, weil sie nicht Rauchen: Bei einer derzeitigen Weltbevölkerung von fünf Milliarden Menschen und einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 60 Jahren werden in diesem Jahrhundert insgesamt rund sieben Milliarden Menschen ums Leben kommen. Und stimmen die Zahlen der WHO, werden sechs Milliarden von ihnen keine Raucher sein.

Genaugenommen ist Nichtrauchen damit weltweit Todesursache Nummer eins. Auf einen sterbenden Raucher kommen gleich sechs sterbende Nichtraucher, weil der Verzicht auf Tabakkonsum offenbar ein signifikant höheres Sterberisiko zur Folge hat.

Bürgerrechtler ohne Bratkartoffeln

Trotz Rauchverbots schlugen plötzlich Flammen aus dem Cafe "Endlos" in Berlin, in dem SPD-Mitgründer, Bundestags-Vizepräsident und Wochenmarktgegner Wolfgang Thierse gern Schnitzel mit Bratkartoffeln zum Feierabendbier isst. Vorerst ist es vorbei damit, denn das Stamm-Lokal des sozialdemokratischen Taliban-Nachbaus brannte völlig aus.

Hinweise auf ein Fremdverschulden gibt es nicht, auch ein Thiersefeindlicher Hintergrund kann bislang ausgeschlossen werden. Ob der SPD-Mann selbst etwas mit dem Brand zu tun hat, steht noch nicht fest. Indizien aber gibt es - am Abend vor dem Ausbruch hatte Thierse, der über dem Lokal wohnt, wie immer Schnitzel mit Bratkartoffeln zu 5,90 Euro gegessen, am nächten Morgen entdeckte Koch-Azubi Vincent P. den Kabelbrand unter dem Tresen, der wohl schon sieben Stunden lang geschwelt hatte.

Die Ausstrahlung aller "Tatort"-Folgen aus dem Kneipen-, Politiker-, Vizepräsidenten-, Sozialdemokraten-, Wochenmarkt-, Briefkopf-, Taliban-, Bratkartoffel-, Bart- und Berlinmilieu ist vorerst auf April verschoben worden.

Hinterm Ziel nach rechts

Werner Sonne, die Interviewmaschine aus dem ARD-Morgenmagazin, war etwas verwundert. Dass sich jemand empört, nur weil er in einem Interview mal den Halbsatz "In Treue fest" herausplapperte, war ganz neu. "Das zeigt mir, dass Sie ein ebenso interessierter wie vor allem aufmerksamer Zuschauer des ARD-Morgenmagazins sind, und ein besonders kritischer dazu", staunt Sonne. Und erteilt seinem Kritiker nachträglich die Genehmigung zu solchem Tun: "Das ist Ihr gutes Recht."

Inhaltlich aber lehnt Sonne eine Rückrufaktion für seine zuletzte als "In Treue fest zum Führer" gebrauchte Formulierung ab. So eine Forderung schieße "nun doch über das Ziel hinaus", teilt er mit.

Schließlich, hat Werner Sonne ausgegoogelt, sei "der von Ihnen monierte Ausdruck nun gewiss keiner, auf denen nur die Nazis einen Exclusivanspruch erheben können".

Er gehöre vielmehr "zum deutschen Sprachgebrauch" - und da hat der Hauptstadtbürosprecher natürlich völlig recht. Schon auf den Koppelschlössern der bayrischen Regimenter, die für den deutschen Sprachgebrauch zum Sterben in den ersten Weltkrieg zogen, stand "In Treue fest". Zahlreiche schlagende Vebindungen, Herzstücke der jungen deutschen Demokratie, verwenden den stolzen Leitspruch der bayrischen Könige bis heute als Motto, Kegelklubs und Fanfarenzüge benutzen die drei Worte sogar als Namen. Da ist also wirklich nichts Verbotenes dran. Wir sind über das Ziel hinausgeschossen. Werner Sonne, wir entschuldigen uns.

Schirm der Schande

Irgendwo in den Regierungsvierteln der Republik, zwischen Konrad-Adenauer- und Kurt-Schumacher-Haus, sitzen sie, die Ausdenker von Worten, die punktgenau das Gegenteil von dem sagen, was sie meinen. Neueste Schöpfung der goebbelesken Sprach-Genies: Für die "angeschlagene" (Spiegel) WestLB ist eine "Risikoabschirmung" (dpa) "in trockenen Tüchern" (Focus). Mit vorerst 1500 Entlassungen müssen nur halb so viele Mitarbeiter gehen wie bei Nokia in Bochum, die Empörung über dieses "eiskalte Vorgehen" (FAZ) ist von Horst Seehofer über Peer Steinbrück und Kurt Beck bis Jürgen Rüttgers sogar nur etwa ein halbes Promille so groß.

Vermutlich, weil das drei Milliarden Steuer- und Sparkassenkundeneuro schwere Wort "Risikoabschirmung" Horst Seehofer glauben lässt, da schütze irgendwer die Mitarbeiter vor Risiken wie sein Personenschutz ihn vor den Verbrauchern, die er zu schützen angetreten ist.

Während die WestLB nun nach einem "Geschäftsmodell" (dpa) sucht, das sie bisher offensichtlich irrtümlich gar nicht hatte, und dabei von den fetten Weiden der amerikanischen Immobilienkredite weiterzieht wie eine "kapitalistische Subventionskarawane" (Steinbrück), schweigt der in Sachen Nokia notorisch redselige Finanzminister still. Auch Landesvater Rüttgers, oberste Aufsichtsinstanz über der Zockerbank, singt lieber Klagelieder über Finnen-Handys als über sich selbst.

Was soll denn Kurt Beck auch sagen? Dass sowas halt passiert, wenn öffentliche Geldinstitute unter direkter Aufsicht der Politik Spekulant spielen? Und was sollen sie tun, die Nokia-Rächer? Öffentlichkeitswirksam ihr Konto kündigen?

Donnerstag, 7. Februar 2008

Nicht so erschüttert

Der türkische Ministerpräsident Erdogan wird heute persönlich das Haus in Ludwigshafen besuchen, in dem neun Menschen verbrannten. Das ist eine nachvollziehbare Geste und ich will ihm auch nicht unterstellen, dass er nicht ehrlich erschüttert ist; aber ich frage mich schon, warum Erdogan eigentlich nicht auch den Ort besucht, an dem vor drei Jahren Hatun Sürücü ermordet wurde. Er wird morgen im Kanzleramt empfangen, von da wäre es nicht weit bis zum Tatort in Tempelhof. Vielleicht erschüttern ihn “Ehrenmorde” aber einfach nicht so sehr wie Brandkatastrophen.

Gasfuß

benzin vom acker zum schutz des klimas: so stellen sich grüne und dumme weltverbesserer in etwa biokraftstoff vor. statt fossile energie-vorräte verbrennen zu müssen, komme die energie quasi organisch vom bauernhof. oder um es kurz zu machen: sprit aus freilandhaltung soll sprit aus käfighaltung weit überlegen sein. dumm ist nur - dass das nicht stimmt. in drei jetzt veröffentlichten studien wird dargelegt: die produktion von biosprit kann den klimawandel in vielen fällen drastisch beschleunigen. denn allein durch das anpflanzen von mais, raps oder palmöl entstehen oft mehr treibhausgase als durch die daraus gewonnenen biokraftstoffe eingespart werden («science», «atmospheric chemistry and physics»). ups.

Trial Pay

Avira hat heute upgedatet und dann mitgeteilt, daß ich statt für 19,...€ kostenlos die antivirasoftware um nützliche fietschers erweitern kann mit
TrialPay ??? hab ich gegoogelt
kam das:

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Stauffenberg 2.0

Ein Mann allein hat im Kampf gegen rechts einen Erfolg erzielt, der die extreme Partei weiter zurückwirft als alle Hingucken-Kampagnen aller Landes- und Bundesregierungen zusammen. Auf eigene Faust und eigenes Risiko hat Erwin Kemna, Schatzmeister der NPD, in vermutlich rund 65 Transaktionen Geld vom Parteikonto abgezweigt und auf das Konto seiner Geschenkboutique im westfälischen Ladbergen transferiert. Insgesamt entzog Erwin Kemna der NPD damit den Zugriff auf rund 627.000 Euro, die somit nicht zur Finanzierung von Hetze, Schulhof-CDs, nationalem Widerstand, Skinheadrasuren und anderen antidemokratischen Umtrieben verwendet werden konnten.

Umso unverständlicher, dass ein übereifriger Staatsanwalt in Münster dem wackeren Einzelkämpfer jetzt "gewerbsmäßige Untreue und Geldwäsche" vorwirft. Statt einen Preis für Zivilcourage entgegenzunehmen, wurde Kemna verhaftet und eingesperrt.

Was ist da los? Unterstützen demokratische Beamte neuerdings den Angriff der Undemokraten auf unser Grundgesetz? Halten die Behörden ihre schützende Hand über Extremisten und Aufwiegler? Wo bleibt der Aufschrei, wo die bundesweite Solidaritätskampagne von "Miteinander" und "Aktion Gegenpart" mit Erwin Kemna?

Und wird der Scientologe und allmächtige Thetan Tom Cruise in der Hollywood-Verfilmung der Tat wirklich auch in diesen Widerständler so überzeugend schlüpfen können wie in seine erste große Nazi-Rolle, den Grafen Stauffenberg?

Aus für Autofahrerkrimis

Die Balken qualmten noch, als Kurt "Mecki" Beck, designierter Bundeskanzler der ersten rotrotgrünen Regierung, das Ergebnis der noch nicht begonnnen Brandursachenermittlung vorwegnahm. Das tragische Unglück in Ludwigshafen, bei dem neun Menschen ums Leben kamen, habe keinen fremdenfeindlichen Hintergrund, ließ Beck wissen, ohne wissen zu lassen, woher er das wusste. Als SPD-Vorsitzender kennt sich Beck allerdings wohl gut genug mit Bränden aus, um zu wittern, wo das Feuer herkommt - hier, war er sicher, lasse sich der Brand "nicht auf ein Verschulden Dritter zurückführen."

Ein paar Tage und einige verprügelte Feuierwehrleute später weiß man das nicht mehr ganz so genau, aber aber mit dem Mund ist der als Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz sichtlich unterforderte Mecki Beck immer noch vornweg. Weil die ARD am Sonntag die Ausstrahlung eines "Tatort"-Krimis plant, der nicht nur in Ludwigshafen, sondern auch "im türkischen Milieu", wie Beck es herablassend nennt, spielt, ließ der oberste Brandermittler in der Pfalz den Intendanten des SWR wissen, dass er dafür sei, den "Tatort" abzusetzen. Ob abgesetzt werde, liege natürlich allein beim Sender. Dass wegen der mehr als 2000 Menschen, die jedes Jahr auf deutschen Straßen sterben, ab sofort keine Krimis mehr aus dem "Autofahrermilieu" gesendet werden dürfen, scheint aber schon klar.

Online-Burka für Mohammed

Es wurde ja auch höchste Zeit. Schon eine ganze Weile ist die "islamische Welt" (SZ) verdächtig still. Nirgendwo brannten mehr dänische Fahnen, keine Filmemacher wurden empört erstochen, keine Karikaturisten gejagt und Schriftsteller verfolgt. Aber nun geht es weiter - die Umma fordert auf gewohnte Art den Reschpekt aller Menschen anderer Glaubensschulen ein: Wegen einiger Bilder des Propheten Mohammed fordert eine Online-Petition von sich selbst für streng gläubig haltenden Muslimen jetzt ultimativ, das Online-Lexikon Wikipedia müsse sich dem schiitischen Abbildungsverbot unterwerfen und die Bilder entfernen.

Insgesamt 90.000 Muslime haben das Ultimatum mittlerweile unterschrieben. Die Bilder, die eigentlich nur sehen kann, wer sie sehen will, seinen eine Beleidigung für Moslems, selbst wenn diese nicht auf Wikipedia surfen, um sie anzuschauen, heißt es.

Ob nun auch Abbildungen des Propheten aus den Museen der Welt entfernt werden müssen, ist nicht ganz klar. Die Petition äußert sich dazu nicht. Wikipedia hat unterdessen geäußert, die Bilder nicht zu entfernen. Nicht allen Muslimen sei es verboten, Mohammed abzubilden. Bei den Schiiten zum Beispiel existiere kein solches Verbot. Auch sei der kriegsfreudige Prophet nach übereinstimmender Meinung aller Quellen zu Lebzeiten nicht mit einer Tüte über dem Kopf oder gar in eine Burka gehüllt umhergegangen. Weshalb also der lebende Prophet angeschaut werden durfte, ein Bild von ihm aber nicht, muss von der Wissenschaft noch geklärt werden - nach den demnächst losbrechenden Protesten auf pakistanischen Straßen, auf denen diesmal sicherlich Wikipedia-Logos und Bücherei-Flaggen verbrannt werden

Verbrechen für Millionen

Gerade erst hat eine große Verbraucherschutz-Koalition aus Sozial- und Christdemokraten durch einen neuen Glücksspiel-Staatsvertrag erfolgreich verhindert, dass alle Deutschen durch Online-Wetten und private Lottospiele zu willenlosen Glücksspielzombies werden. Werbung für Wetten wurde verboten, Banken dürfen keine Geldüberweisungen mehr als Wettunternehmen weiterleiten, Fußballvereine keine Trikotwerbung mehr für Fußballwetten tragen. Sachsen-Anhalts bei der NVA ausgebildeter Innenminister Holger Hövelmann dringt sogar darauf, Teile des Internets abzuschalten, um seine Einwohner daran zu hindern, illegalen Wettangeboten auf den Leim zu gehen. Die nunmehr monopolistischen staatlichen Lotteriegesellschaften haben ebenfalls reagiert: Neuerdings bieten sie neben Wetten und Lotterien auch Reisen an, überdies müssen sie in ihrer großflächigen Werbung auf Seite 1 aller meistgelesenen Zeitungen mit ca. ein Mikromillimeter kleiner Zwergenschrift darauf hinweisen, dass "Glücksspiel süchtig macht".

Doch alles vergebens, alles umsonst. Denn auf einmal lässt die altehrwürdige ARD die gewissenlose Glücksspielmafia durch die Hintertür in alle deutschen Wohnzimmer, selbst in die, in denen arglose, schutzlose, hilflose Kinder sitzen: Beim Freundschaftsspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Österreich, die Heimat von etwa der Hälfte aller verbotenen Wettanbieter der Welt, war über die halbe Spielzeit die ganz und gar unübersehbare die Bandenwerbung für den teuflischen Glücksspielkonzern bwin.com zu sehen.

Ein Verbrechen, begangen vor den Augen von Millionen; denn bei der Übertragung aus Wien handelte es sich offenkundig um einen Verstoß gegen den neuen Staatsvertrag, nach dem Werbung für private Glücksspielanbieter in Deutschland ohne Ausnahme verboten ist. Auch Champions-League-Spiele etwa mit Beteiligung von Real Madrid oder dem AC Milan dürfen danach nicht mehr übertragen werden, und selbst Begegnungen des VfB Stuttgart unterliegen wegen dessen Sponsors Bwin im Inland einem Verbot öffentlicher Austragung - für dessen rigorose Durchsetzung sich unser kleines Verbraucherschutzblog jetzt mal bei der ARD stark machen wird.

Zum Glück für die deutschen Fußballfans zählt Bwin ja nicht zu den Hauptsponsoren der Euro 2008. Die Spiele von dort dürfen also vorerst weiter vollständig gezeigt werden. Natürlich nur bis Seehofer zum Boykott von "Praktiker" aufruft, weil die Käufer von Tiernahrung beim Rabatt benachteiligen.

Mittwoch, 6. Februar 2008

Musizierende Menschewiki

Der Sänger sieht aus wie Raimund Harmstorf als Seewolf, der Gitarrist wie der junge Marius Müller-Westernhagen, etwa in der Theo-gegen-den-Rest-der-Welt-Phase; Bassist und Trommler hingegen scheinen samt Glatze und Vollbart bei der staubigen Ostrock-Truppe Keimzeit ausgeborgt.

Musik aber machen die Norweger von Minor Majority, dass die Wände weinen. Finster der Wald, aus dem das grummelt, dunkel die Mächte, die Sänger Pal Angelskar zu gestreichelten Akkorden beschwört. Aber immer, wenn es zu langsam und zu leise wird, versammelt sich die ganze Mannschaft um ihren Schlagzeuger wie um ein Lagerfeuer und schrubbt ein paar Minuten grinsend richtige Rockmusik. Das beste Lied des Abends ist trotzdem wieder kein eigenes, sondern wie immer Nick Drakes "Three Hours".

Gysi wird Bundeskanzler

Das kurzfristige Vibrieren der Meinungsumfragen um den eingebildete Eistrich der Bundesbürger-Wahlstimmung zittert auch diese Woche wieder besinnungslos aktuellen Ereignissen hinterher. Wie immer ohne zu erklären, ob die ausgewiesenen Antworten von Befragten stammen, die die Absicht haben, zur Wahl zu gehen, oder von denen, die antworten, wie sie wählen würden, wenn sie wählen gingen, was sie aber gar nicht vorhaben, liefern die einschlägigen Institute im Auftrag der einschlägigen Medienunternehmen lustige Zahlen: Eins rauf mit Mappe hier, drei runter in den Keller dort. Die "Linke im Höhenflug" (n-tv) wird diesmal ausgemacht, deneben natürlich eine CDU, die "drastisch an Stimmen verliert".

Und zwar ganze vier Prozent in einer Woche - umgerechnet hätte die Union damit zehn Prozent ihrer Wähler in sieben Tagen abspenstig gemacht. In sieben Wochen, warnen wir die Parteizentrale schon mal, hätten CDU/CSU gar keine Wähler mehr, über mögliche Koalitionen nach der nächsten Bundestagswahl müsste sich Angela Merkel folglich keine Gedanken machen: Die Bundestagswahl findet erst in 70 Wochen statt.

Schadenfreude aber kann sich die SPD nicht leisten, denn auch sie wird ihre letzten Anhänger noch vor dem Sommer verloren haben. Allein in der vergangenen Woche verloren die Sozialdemokraten acht Prozent ihrer Wähler. Sieger sehen anders aus.

Wenn zwei koalieren, freut sich der Dritte: Die PDS wird unter dem flotten neuen Kosenamen "Die Linke" zum Selbstläufer. 14 "Prozent aller Befragten" (Forsa) würden Gysi und Lafontaine wählen. Das sind zwei Prozent mehr als in der Woche zuvor - gemessen an der Ausgangsbasis von 12 Prozent also 16 Prozentpunkte Zuwachs in sieben Tagen. Hält der Trend an, werden auch Grüne und FDP nach der Bundestagswahl 2009 nicht mehr gebraucht, weil Gregor Gysi sich dann von einer absoluten PDS-Mehrheit ins Kanzleramt wird wählen lassen können.

Dienstag, 5. Februar 2008

Womöglich Wissenschaft

Weil es in Deutschland zwar zu warm ist, in Rußland aber zu kalt, weil in Frankreich zwar kein Schnee fällt, dafür aber in China reichlich liegt, verlieren die Klimakatastrophenforscher jetzt doch mal die Geduld mit dem Untergang. Alles geht viel zu langsam, wegen ausbleibender Tsunamis und zugefrorener Buchten in Grönland lässt sich selbst eine Merkel-Reise zu den sterbenden Eisbären derzeit nur schwer organisieren.

Neue Horrormeldungen werden deshalb kurzerhand im Labor hergestellt: Das Potsdam- Instituts für Klimafolgenforschung hat jetzt gemeinsam mit britischen Wissenschaftlern eine Umfrage gemacht und dabei neun klimaverschärfende Vermutungen destillieren können. Prof. Hans Joachim Schellnhuber, als Berater der Bundeskanzlerin mit einer Vorhersage von "sieben Meter Meeresspiegelanstieg mindestens" legendär geworden, und sein Mitarbeiter Prof. Stefan Rahmstorf haben 52 Berufskollegen befragt und "die Ergebnisse eines Workshops mit 36 führenden Klimaforschern im Oktober 2005 in der britischen Botschaft in Berlin analysiert". Und auf diesem Weg neun Punkte auf der Erde identifiziert, an denen das Klima "schneller kippen könnte als bislang erwartet".

Zwar, das geben die Forscher durchaus zu, können "die heutigen Modelle das beobachtete Abschmelzen der Gletscher nicht genau erfassen." Aber hält sie das von Prognosen ab? Nein, man muss doch nicht wissen, wieviel Benzin im Tank ist, um prognostizieren zu können, dass die Karre irgendwann stehenbleiben wird.

Also frisch ans Werk: "Wird aber die kritische Grenze von drei Grad Celsius lokaler Erwärmung überschritten, könnte der Eisschild schlimmstenfalls schon innerhalb von 300 Jahren abschmelzen." Sie können also das reale, heutige Abschmelzen nicht erfassen. Aber sie wissen, was in spätestens 300 Jahren daraus folgt, wenn die in der Umfragelotterie gezogene "Grenze von drei Grad" überschritten wird: "Dies würde den Meeresspiegel um bis zu sieben Meter ansteigen lassen."

Zumindest "könnte". Und um "bis zu". In "spätestens 300 Jahren". Wissenschaft im Womöglich-Modus. Die Katastrophe im zurückhaltenden Konjunktiv, der Untergang als Meinungsumfrage, aber mit durchaus erwartbarem Tenor: Schon in zehn Jahren "könnte" die Arktis im Sommer eisfrei sein. Damit "könnte" sich schlagartig die Erderwärmung beschleunigen. Bereits in einem Jahr "könnte" die atmosphärische Zirkulation über Indien so sehr aus dem Ruder laufen, dass der Monsunregen chaotisch wird. Auch die Borealwälder im Norden der Erde "könnten" den Forschern zufolge bei drei bis fünf Grad Erwärmung durch Trockenheit, Sommerhitze und Krankheiten innerhalb von 50 Jahren größtenteils absterben, der Regenwald im Amazonas durch Entwaldung und Erwärmung derart geschädigt, dass er "nach Modellaussagen" in dieser Zeitspanne ebenfalls großflächig zerstört sein "könnte".

Modellaussagen sind wohl soetwas wie Aussagen, die man mal so macht, im Maßstab 50:1 oder auch 500:1, man weiß es nicht genau. Genau aber weiß man, dass "weitere "Tipping Points" genannte Schaltstellen für das Erdklima" sind der Umfrage zufolge die Sahara, die Sahelzone und die Region südlich davon sind. Wobei irgendwie nicht klar ist, ob die denn trockener oder feuchter werden als bislang, aber sie könnten und sie werden irgendwas werden - mit ziemlicher Sicherheit sogar anders als erwartet. Dazu kommen das Klimaphänomen El Niño, der indische Sommermonsun und der große Wasserkreislauf im Atlantik - hier wird gar nicht mehr genau gesagt, ob wärmer, kälter, feuchter oder weißnicht. Aber ändert sich hier etwas, ändert sich alles.

Wissenschaftliche Belege liefern die Autoren nicht mit, denn wissenschaftlich geforscht haben sie ja auch nicht. Immerhin aber werden wichtige Ratschläge erteilt: "Angesichts der potenziell dramatischen Auswirkungen des Kippens dieser Elemente rechnen die Autoren damit, dass der Klimaschutz verstärkt wird. Es müssten auch neue Anpassungsstrategien an den Klimawandel gefunden werden." Neue Anpassungsstrategien also, soso. Applaus im Konjunktiv: Könnte klappen.

Fünfnull für alle

Sender der offenen Großhirnrinde

Kanal Telemedial - der "Sender des Lichts", wo das "Leben hat Gewicht". Oder wie die Fans der Fernsehanstalt sagen: "willkommen zum tag der offenen grosshirnrinde!"

ARD: In Treue fest

Rücktritte und Entlassungen, wo immer man hinschaut. Erst fiel einer fluffigen Nachtrateshowmoderatorin von Pro7 im Live-Geplapper der Satz "Arbeit macht frei" aus dem Mund, dann zitierte eine Ansagerin von Neunlive das "Frisch, fromm, fröhlich, frei", des beinharten Antisemiten Turnvater Jahn, der der Ansicht war „Polen, Franzosen, Priester, Aristokraten und Juden sind Deutschlands Unglück!“ und jetzt legte Werner Sonne, Berlin-Korrespondent im öffentlich-rechtlichen ARD-Morgenmagazin im gleichen Stile nach: "Sie stehen in Treue fest zu Ole von Beust", fragte Sonne den CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla.


Sonne ist im Gegensatz zu den Mitarbeitern von 9live und Pro7 zwar zumindest dem eigenen Verständnis nach ein politischer Journalist, dennoch zitierte er mit diesem Satz ganz beiläufig den "Deutschen Schwur", der ursprünglich zu "In Treue fest zum Führer" verkürzt wurde und heute in Langform zum Standardprogramm des Neonazi-Sängers Frank Rennicke gehört. Ronald Pofalla hat nicht protestiert, weil ihm wohl - im Gegensatz zum Quizshow-Publikum bei Pro7 - nichts aufgefallen war.

In Treue fest! Es macht uns stark
Des Hakenkreuzes Zeichen !
So wollen wir, deutsch bis in's Mark
Nicht wanken und nicht weichen !
Durch Kampf und Sieg! Wir halten durch.
Kein Teufel soll's uns wehren !
Heil Hitler und Heil Hindenburg !
Heil Deutschland, hoch in Ehren !

Montag, 4. Februar 2008

Eine schockierende Statistik

so überschreibt die hz einen artikel, der sich mit der armut im saalekreis beschäftigt. und schockierend ist die statistik auch - schockierend dumm. denn mit 8 000 personen leben laut hz mehr als ein viertel aller dort beheimateter kinder und jugendlicher unterhalb der armutsgrenze. doch genug ist nicht genug. also darf ein so genannter experte ran, der in feinster verschwörungstheoretischer manier raunen darf, die dunkelziffer liege erfahrungsgemäß doppelt so hoch. ergo: mehr als die hälfte der heranwachsenden im saalekreis muss sich den sprit für den tiefergelegten golf gti vom nur mit trocken brot gefüllten munde absparen. es scheint nur eine frage der zeit zu sein, bis die amerikaner wieder beginnen, care-pakete über dem osten abzuwerfen.

Im Glashaus

hähä, die blöden briten. laut platschquatschagentur dpa können sie "fakt und fiktion nicht mehr auseinanderhalten". einer umfrage zufolge glaubt nämlich fast jeder vierte, dass der ex-premierminister winston "no sports" churchill eine sagenfigur ist. dagegen denken fast 60 prozent der befragten, meisterdetektiv sherlock holmes gebe es in wirklichkeit. doch gemach: wer zuletzt lacht, sitzt im glashaus. ein land, das oskar lafontaine für einen sozialisten, günter grass für einen schriftsteller und peter maffay für einen rocker hält, sollte zum kichern lieber in den keller gehen.

Wenn Werbung zündet

Die Spur des 11. September 2001, führt sie zurück bis ins Jahr 1979? Damals warb die staatliche pakistanische Airline in französischen Zeitschriften. War Bin Laden Abonnent?

Offen für Angebote

45 Milliarden Dollar will der "Softwareriese" (Spiegel) Microsoft für die "schwächelnde Internetsuchmaschine" (Focus) Yahoo zahlen. Ein schönes Stück Geld, mit dem sich Microsoft natürlich vor allem die 484 Millionen Besucher kaufen will, die Yahoo auf seinen Seiten jeden Monat zählt.

Unser kleines Nichtdanachrichten- und Klimaschutzportal PPQ zählt zur Zeit zwar nur vergleichsweise bescheidene 5.000 Besucher im Monat - entsprechend günstiger aber würde eine Übernahme für den Moloch von Redmond oder jeden großen Mitspieler natürlich werden. Gemessen an dem Preis, den Microsoft für Yahoo bietet, reichen im Moment schon lächerliche 464876 Dollar (rund 300000 Euro), Politplatschquatsch komplett zu übernehmen. Im Gegensatz zu Yahoo wären wir übrigens durchaus bereit, über ein entsprechendes Angebot recht ernsthaft nachzudenken.

Sonntag, 3. Februar 2008

Jecken in Jacken

Alles waren sie da, die Narren aus Sachsen-Anhalts größter Stadt, die traditionell eine Karnevalshochburg zu sein vorgibt. Auf dem Markt rummst die Musik vom Band, drei Buden mit Pfannkuchen stehen drumherum und die Prinzengarde der Eisenbahn WG führt ihre neuen Outdoor-Jacken aus. Auf der Bühne ein Bibbern, davor die Familien der Funkenmariechen, daneben das steilwandartig aufragende Kaufhausgebirge mit der Bauchbinde aus Prozentzeichen. Offenkundig eine traurige Sache, so auf Termin lustig sein müssen.

Punk im Schrank

Ein paar schlecht beleuchtete Infotafeln, ein Haufen Stasi-Akten auf dem Boden verstreut, zwei Dutzend Schwarzweiß-Fotografien überlebensgroß auf Pappe gezogen und 200 Audiokassetten der Band "The Hotknives" an die Wand geklebt - fertig ist die Punkausstellung Too Much Future. So etwa müssen sich die Kuratoren der kruden Schau, die gerade in einem finsteren Fabrikanbau neben dem Stadtmuseum Halle Station macht, das jedenfalls gedacht haben, denn viel Geist üder gar Mühe haben sie nicht darauf verschwendet, Ausstellungsbesuchern das historisch durchaus interessante Kapitel deutscher Jugendkultur nahezubringen.
Punk, auch in der Arbeiter- und Bauernrepublik eine bauchgesteuerte Angelegenheit, wird intellektualisiert und politisiert, bis die Musik überhaupt nur gespielt worden zu sein scheint, um die Staatssicherheit zu ärgern: Mittendrin ist der Punk, gesehen durch die Augen der Ausstellungsmacher, die einst selbst Punks waren, plötzlich die Jugendbewegung in der DDR, deren Anhänger "wie die keiner anderen verfolgt und bestraft wurden" - eine durchaus diskussionswürdige These.
Diskutiert aber wird nicht, sondern belehrt. Hier eine Tafel mit drolligem O-Ton, dort ein didaktischer Text ohne Hinweis auf den Verfasser, hier eine Parole an der Wand und auf dem staubigen Werkhallen-Klo ein paar Bilder von tanzenden Punks hinters Becken geklebt. Fertig.
"Dokumente des Widerstandes"
, nach Angaben der Ausstellungsmacher angeblich Bestandteil der Schau, sucht man vergebens. Selbstgebaute Schlagzeuge, selbstgefärbte Malerhosen, selbstgebastelte Buttons, Eigenbau-Gitarren und die in Kirchenkellern zusammengestoppelten Aufnahmen bleiben bloße Behauptung ohne Beleg. Ein paar kopierte Kassettencover sind alles an Authentizität, was aufzutreiben war. Dafür hat man sich viel Mühe gemacht, die zufällig sowieso in der vor Jahren aufgegebenen Fabrik herumstehenden Spinde mit den Pararaphen aus der DDR-Strafgesetzbuch zu besprühen, nach denen Punks verurteilt wurden. Daneben Vitrinen, in denen Spruchbänder mit Worten wie "Rebellion" liegen, zu welchem Zweck auch immer. Originell immerhin: Der Bohrmaschinenplattenspieler, dessen als Endlosschleife scheppernder Kratzsound auch den letzten Altpunk zur Eile beim Rundgang treibt.

Rettung vom Reiseweltmeister

Was war das für ein Jubel im ostdeutschen Ex-Chemiestädtchen Bitterfeld in der vergangenen Woche. Partystimmung vor dem Pfarrhaus, Hochstimmung bei den Leichtathleten. Die Kirchenglocken läuteten außer der Reihe, als Paul Muigai Thuo und Isaak Kiplagat Sang nach langer Anreise endlich aus dem Auto stiegen: Die beiden Kenianer waren dem
Bürgerkrieg in ihrem Heimatland mit knapper Not entkommen, gerettet durch die Sportfreunde aus Bitterfeld, die die beiden Profiläufer vor einem Jahr kennengelernt hatten, als sie beim Goitzsche-Marathon mitliefen und gewannen.

Nach dem Ausbruch der Kämpfe in Kenia hatte eine Initiative um den Pfarrer Weise und Peter Junge vom Bitterfelder SV Spendengelder für die Ausreise der beiden Sportler gesammelt. Schnell kam die notwendige Summe zusammen, so dass "das nackte Überleben" (HZ) der beiden gesichert ist. Für die Rückkehr nach Hause bieten Reisebüros in Halle derzeit preisgünstige Alternativen: Für nur 895 Euro gibt es Flug und eine Woche im Doppelzimmer mit Halbpension.

Rock lebt und lässt schön grüßen

Nein, nein, nein, er ist nicht tot. Rock lebt und lässt schön grüßen: Er nutzt jetzt nur noch fünf bunte Tasten und spielt wieder Schweinemetal, aber so lange die Sonnenbrille sitzt, darf der silberne Umhang flattern.

Samstag, 2. Februar 2008

Hass mit Hund

Der wirre Franz-Josef Wagner hats gewagt, Bundesjustizministerin Zypries brachte ihre Bodyguards mit und folgte dem kruden Kolumnisten dann hinunter und hinein in die sagenumwobene Berliner U-Bahn, den Hort von Gewalt und Straßenmusik, türkischen Scheibenzerkratzern und dummdeutschen Biertrinkern. Wagner und Zypries überlebten, die bessere Unterhaltung aus der U-Bahn aber liefert trotzdem der Berlinpankowblogger, der als Prolliticker auch gern gelesener Gastautor von PPQ ist.

Zyniker im Clownsgewand

Zu intellektuell für die Hitparaden, zu englisch für die USA, zu deutsch für England, zu Pop für Punk: John Watts, Ende der 70er Erfinder und Betreiber der Band Fischer-Z, sitzt seit 30 Jahren recht bequem zwischen allen Stühlen. Zur Zeit ganz allein, denn statt unter dem Namen der Band zu touren, die doch eigentlich immer nur er selbst war, bevorzugt es der Meister derzeit, unter seinem eigenen herumzureisen. Die Hallen sind dadurch noch ein wenig kleiner, aber auch das Gepäck ist leichter: Außer zwei Gitarren und ein paar Amps hat Watts nur Freundin, Managerin und Mikrophonzurechtstellerin Sarah dabei.

Doch auch wenn der Schöngeist mit dem Hütchen die Frauen alle Arbeit machen lässt, sobald er singt, ist er ganz Gentleman. Im schwarzen Anzug mit weißem Hemd, aber ohne Binder, bügelt John Watts seine Songs Billy-Bragg-artig platt, zwischendurch gerät er ins Erzählen, reißt finstere Witze über Angela Merkel ("Sie nimmt jede Menge Drogen, aber sie raucht nicht") und lädt das Häuflein Publikum immer wieder zum Mitsingen ein. Der Rockstar beim Rollenspiel, ein Zyniker im Clownsgewand - nur ganz am Ende, als John Watts das neue Stück "Shake My Head" singt, schimmert ein Mann durch den Vorhang aus Witzen und Themensongs, der den Zeitläuften mit zunehmend ratlosem Ressentiment folgt.

Freitag, 1. Februar 2008

Schwerindustrie kauft Leichtmatrosen

Zack, so schnell geht das mit dem Untergehen. Eben noch sagten PPQ-Experten als allererste voraus, dass Internetkonzernen wie Yahoo, Ebay oder Google kein langes Leben beschieden sein werde. Und schon ist es soweit: Yahoo, der Leichtmatrose unter den Suchmaschinen, wird vom Hightech-Schwerindustriekonzern Microsoft gekauft. Damit verläßt eines der Gründungsunternehmen des Internethypes die Bühne. Google hat auch gerade schlechte Zahlen gemeldet, die Umsätze stiegen nur noch um 51 Prozent in drei Monaten. Bald wird die ruhmreiche "Lausitzer Rundschau" die kalifornische Klitsche schlucken, wie wir das immer vorhergesagt haben.

Originelle Opfer gesucht

Gut erzählt ist halb geglaubt, so war das schon bei den Gebrüdern Grimm. Ergänzen darf man heute: Fleißig weitererzählt wird wahr. Heiner Geißler zum Beispiel, ein gebürtiger Sozialdemokrat, der irrtümlich in die CDU eingetreten ist, das aber nie zugeben wollte und deshalb einfach blieb, prangerte jetzt an, dass Nokia seinen Bochumer Mitarbeitern angeboten habe, samt ihrer Familien nach Rumänien umzuziehen und dort zum rumänischen Lohn zu arbeiten. das sei "unmoralisch", so Geißler.

Dass es nicht nur unmoralisch ist, sondern einfach nicht wahr, interessiert Geißler nicht. Dennoch blieb er natürlich die Antwort auf die ungestellte Frage schuldig, ob es vielleicht sogar noch unmoralischer sein könnte, zu lügen, um das völlig fiktive unmoralische Handeln eines anderen anzuprangern.

Eine Frage, die uns in Mittweida beantwortet wird. Dort bekommt eine 17-Jährige, die am 23. November nach eigenen Angaben Opfer eines extremistischen Übergriffs wurde, bei dem ihr vier mutmaßliche Rechte ein Hakenkreuz in die Hüfte ritzten, einen Preis für angewandte Zivilcourage.: Mit dem "Bündnis für Menschenwürde gegen Rechtsextremismus im Landkreis Mittweida" ,der "Aktion Noteingang" und dem Berliner "Bündnis für Demokratie und Toleranz - gegen rechte Gewalt" stehen gleich drei hochmoralische Institutionen bereit, das bislang durch keinerlei Beweis belegte mutige Eingreifen des Mädchens gegen vier Skinheads, die ein sechsjährigen Aussiedlerkeit belästigten, das sich zum Zeitpunkt der Tat nicht in der Stadt befand, mit dem Preis ,Aktiv für Demokratie und Toleranz‘ zu ehren.

379 Einsendungen mit Hinweisen auf besonders couragiertes Vorgehen gegen rechte Umtriebe gab es, keiner war origineller, zu Herzen gehender und damit preiswürdiger als dieser - nach allen vorliegenden Fakten - frei erfundene. Heiner Geißler, der seine Lügen längst selbst glaubt, würde Beifall klatschen: Denn was ist ein echtes Opfer gegen ein originelles? Und was die trübe, traurige Wahrheit gegen eine wirklich gut erfundene Geschichte?