Wo Trump am Zuber steht, wird heiß gebadet. |
Da ist er wieder, in alter Schrecklichkeit. Womöglich nicht ganz zufällig in Vandalia "im Bundesstaat Ohio" (DPA) tauchte US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump ein in das nicht einmal mehr lauwarme Wasser des Blutbades, das schon der damalige Fiat-Chef Sergio Marchionne schon 2012 prophezeit hatte. Eigentlich versprach er nur, den Verkauf von Autos chinesischer Hersteller in den USA mit einer Einfuhrsteuer von 100 Prozent zu verteuern - ein Schritt, den die EU mit ihrer "Handelsschutzmaßnahme 689" vom Sommer an, wenn auch nur für Elektro-Fahrzeuge und in noch unbekannter Höhe gehen will.
Die Welt verschlingen
Doch wenn der Demiurg spricht, hallt das jenseits des Atlantiks stets wie die Ankündigung nach, dass Welt nun aber wirklich verschlungen wird. Die Dichter übernahmen also das Nachrichtendesign. Und wie sie das taten. Sollte er verlieren, habe Trump gesagt, werde ein "Blutbad" folgen und "das Ende der Wahlen in den USA" außerdem. Johanna Roth, für die ARD in Washington D.C., war nur "irritiert" (Tagesschau), der sorgt Deutschlandfunk hingegen hörte eine "Warnung", wo die Frankfurter Rundschau eine Drohung erkannte. Sprach er aber nicht doch eher "unklar" (Heise)? Oder ließ er den "Säbel rasseln" (ZDF)? Löste er "ein Erdbeben" (Welt) aus? Oder nur "Irritation" (SZ)? War es doch eine Prophezeiung (Tagesspiegel)? Oder nur "Aufregung" (Die Zeit)?
Rum wie num, ein Branchenbeben hatte das Blutbad jedenfalls ausgelöst. "Er bereitet den Weg für neue Gewalt", analysierte die im jahrelangen Kampf gegen Trump gestählte Wochenschrift aus Hamburg. Trump werde "auch bei dieser Wahl keine Niederlage akzeptieren", seine, nun also doch: Drohung, in diesem Fall werde es ein "Blutbad" geben, sei "mehr als Show, sie ist Strategie". Autos hin, Thema her. Jede Information lässt sich kämmen und scheiteln, bis die Focus-Zeile steht: "Mitten in seiner Rede droht Trump plötzlich mit einem "Blutbad". Ja, hätte er das doch davor gesagt! Oder danach! Aber "mitten in seiner Rede"? Bezogen auf chinesische Pläne, in Mexiko riesige Fabriken zu bauen und die dort produzierten Autos in den USA verkaufen zu wollen?
Fragen ist erlaubt
Für Deutschland, wo "Non-Bathing" (T-Online) im Trend liegt und echte Aktivisten selbst am Duschen sparen, erlaubt die Erinnerung an das in Friedenszeiten vom damaligen Innenminister Thomas de Maiziere verhindert Blutbad im Reichstag die Frage, ob Donald Trump zurechnungsfähig ist. Nein darf man nicht sagen, aber "man darf spekulieren" (Die Zeit), das ist weder strafbar noch inkriminierungswürdig nach den aktuellen Meinungsrichtlinien.
Kurz zusammengefasst, hat Trump vielleicht wirklich vom Ende der Autoindustrie in den USA gesprochen. In Deutschland gemeint haben aber kann er nicht ein symbolisches Blutbad, wie es im September 2010 im Deutschen Bundestag stattfand und auch keines, wie es Pazifisten im Kampf gegen die Bundeswehr ein paar Jahre später mitten in Berlin veranstalteten. Wo Trump am Zuber steht, wird heiß gebadet, für manche sogar zu heiß, so dass es gelingt, die Nachrichten so um alle Zusammenhänge zu bereinigen, dass niemand mehr gar nichts verstehen muss. Außer wie schlimm es wieder war.
Der amerikanische Wahlkampf in Deutschland jedenfalls hat nun begonnen. Es folgen nun sieben Monate, zwei Wochen und vier Tage, in denen er zu toben verspricht wie nie zuvor.