Dienstag, 3. April 2012

Huch, die Sonne schickt eine Rechnung

Nun muss der gelbe Mann schuld sein. Kaum hat der Bitterfelder Sonnenenergiekonzern Q-Cells angekündigt, nach drei Jahren Wachkoma nun doch Konkurs anmelden zu müssen, sind die Laienprediger der Energiewende auch schon mit einer Erklärung zur Hand. Der Chineser wars, die gelbe Gefahr! Dumpinglöhne in und Billigzellen aus Fernost haben die bisher größte Pleite eine deutschen Solarfabrik verschuldet. "Die Pleite der Firma Q-Cells zeigt: Die Tage der deutschen Zellenproduktion sind gezählt", schreibt der "Spiegel", "die Asiaten haben die hiesigen Firmen uneinholbar abgehängt". Wo es früher im selben Blatt hieß "Solarenergie, ja bitte", weil ja die Sonne keine Rechnung schickt, katzenjammert es nun "Seit einer Weile schon wird es finsterer im Sonnental, nun erlebt es mit der Pleite von Q-Cells seine bislang düsterste Stunde".

Die Rechnung kommt spät, aber sie kommt, weil Wünsche und politische Weichenstellungen eben noch nie gereicht haben, die Realität langfristig zu verändern. Dass die Erzeugung von elektrischem Strom aus Sonnenenergie in einem Land, das durchschnittlich nur 1.500 Sonnenstunden im Jahr zählt, nur theoretisch eine gute Idee ist, wussten die Mütter und Väter des Eneuerbare Energien Gesetzes genau so gut wie jeder, der schon einmal versucht hat, ein Handy mit einer Solarzelle zu laden. Solarzellen hierzulande sind unwirtschaftlich, sie sind für die Netzbetreiber unbequem, weil sie nur dann und wann Energie liefern. Weshalb die Förderväter des Solarbooms in Deutschland per Gesetz auch gleich eine Geldpipeline von den Steckdosen der Stromverbraucher zu den Firmenkassen der neuen Stromgiganten legten. 18 Milliarden Euro ließ die Politik ihre Wähler allein im vergangenen Jahr für den Versuch zahlen, die Energiewende auch noch in einen Jobboom umzumünzen.

Wie immer, wenn irgendwo so viel Geld lockt, waren Empfänger schnell zur Stelle, vor allem im industriell ausgetrockneten Osten, wo die Erinnerungen noch frisch sind an das DDR-System der Karnickel-Aufzucht, das sagenhafte Profite für alle versprach. Thüringen siedelte innovative Solarfirmen im Dutzend an, Sachsen buhlte um Ökostromfabriken, Sachsen-Anhalt schuf sich mit dem "Solar Valley" bei Bitterfeld gleich ein virtuelles Sonnen-Tal, das schon im Namen mit dem Zaunpfahl winkte: Zukunft! Weltmarkt! Spitzenindustrie! Es entstand eine Branche, die all jene bediente, die es weniger auf direkte Sonneneinstrahlung als auf indirekte Stromeinspeisungszahlungen abgesehen hatten.

Der Glanz aber war aus den Geldbörsen der Stromkunden geborgt, die nicht einmal um eine Spende gebeten worden waren. Eine Schimäre von sauberer, nachhaltiger Energieerzeugung, die auch die Millionen Tonnen an Restmüll, die neuzubauenden Leitungen zu den dezentralen Sonnenparks und die Pflegekosten für die gern und schnell überwuchernden Anlagen nie mitrechnete. Konkurrenzfähig zur herkömmlichen Energieerzeugung aus Kohle oder Wasser war die kostenlose Sonnenernergie ja so schon nicht, warum also alles noch komplizierter machen?

Das klappt immer, und so auch am Ende. Denn selbstverständlich folgt nun im letzten Akt ein neuer Schlenker ins Absurde. Auftritt: Der Chinese! Mit ihren menschenverachtend effizienten Dünnschichtmodulen zerquetsche die asiatische Konkurrenz die deutschen Wettbewerber, die "zu lange auf die Solarförderung gesetzt haben", wie der "Spiegel" kundig analysiert. Dabei sei doch längst klar gewesen, "dass die deutschen mit den asiatischen Produzenten nicht mithalten können. Entsprechende Warnungen gab es schon Jahre zuvor - und sie erforderten auch keine hellseherischen Fähigkeiten", heißt es nicht einmal ganz drei Jahre nach der aus demselben Haus stammenden Analyse, dass "die langfristigen Aussichten" für Solar-High-Tech aus Deutschland "kaum besser sein" könnten.

Man musste kein Hellseher sein, um den Sonnenuntergang kommen zu sehen. Und man muss nicht Charttechnik studiert haben, um zu erkennen, dass die Probleme der deutschen Solarenergiefirmen auch die Probleme der chinesischen und kanadischen Konkurrenz sind. Angefeuert vom Subventionsboom ist die weltweite Produktionskapazität für Solarmodule auf acht bis 15 Gigawatt gestiegen. Die Nachfrage liegt bei sechs bis acht Gigawatt, dank der anstehenden Zuschusskürzungen ist die Tendenz sinkend. Eine Zukunftsbranche, zweifellos. Für Insolvenzverwalter.

14 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Die Rechnung kommt spät, aber sie kommt, weil Wünsche und politische Weichenstellungen eben noch nie gereicht haben, die Realität langfristig zu verändern.

Stimmt nicht. Siehe Steinkohle, Kernenergie und Landwirtschaft.
Wurden jahrzehntelang subventioniert.
Und haben die Realität in Deutschland jahrzehntelang verändert und verzerrt.

derherold hat gesagt…

"Stimmt nicht. Siehe Steinkohle, Kernenergie und Landwirtschaft.
Wurden jahrzehntelang subventioniert."

Stimmt nicht.
Es wurde nicht "die Steinkohle" subventioniert, sondern nur deren Förderung in Deutschland.
Das gilt ähnlich auch für Lw.

Was an "Subventionierung" in die Kernenergie gesteckt wurde, ist doch schon längst x-fach in die "regenerativen Energien" gepumpt worden.

Keine Uni/Hochschule hat nicht ihr eigenes Förderpaket; keine Ing/Nw-Fakultät, die nicht seit Jahren mio.schwere Einzelprogramme hat.

Zum "Sonnental" kommen nämlich noch die entsprechenden Forschungs-, Entwicklungs- und vor allem Lehraktivitäten der div. FH und der Uni Halle.

Täglich arbeiten in D.´s Staatsbildung Tausende Dozenten und WiMis allein an Solaranwendungen ... dagegen sind F&E-Aktivitäten zur Kernforschung Popelskram.

Anonym hat gesagt…

ca. 3,6 Milliarden Euro allein für den schnellen Brüter Kalkar

Popelskram?

eulenfurz hat gesagt…

Die Subventionierung der Landwirtschaft dient auch eher dem Erhalt von Kulturlandschaft, als der Förderung unrentabler Produkte.

Ebenso wie der Erhalt der Option, eigene Energieträger fördern zu können, kann es staatliche Aufgabe sein, sich nicht zu sehr von Importen abhängig zu machen.

Subventionierung neuer Technologien (Solarstrom) ist auch sinnvoll, aber irgendwann sollten sie auf eigenen Beinen stehen können und rentabel sein.

Krtikpunkte an sinnvollem Einsatz von Subventionen gibt es freilich immer.

derherold hat gesagt…

Schneller Brüter Kalkar.

Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, sind damals nachträglich polit. Entscheidungen über Baustop, Nachrüstungen und Einstellung getroffen worden.

Wenn Politiker nach Erteilung der Genehmigungen *April, April - ich bin jetzt Pirat* sagen, muß ich mich nicht wundern, wenn ich auf "3,5 Mrd. Euro" komme.

Ich habe einmal vor zwei Jahren auf die Schnelle kalkuliert, daß allein durch den Wechsel in der Förderpolitik in Sachen *Biodiesel* rd. 1 Mrd. Euro Investment versenkt wurden.

ppq hat gesagt…

anaonym, nun mach dich mal nicht lächerlich. 3,5 milliarden? die solarbuden haben allein vergangenes jahr 21 820 020 000 euro fördermittel eingesackt!!! rechne nach: stromverbrauch inland 607 mrd. kwh x 3,59 cent eeg-aufschlag pro kwh

im jahr davor waren es 20 mrd., davor etwa 12, davor 6, davor 5 und davor 4,5

macht in 6 jahren knapp 70 milliarden.... oder umgerechnet knapp zehn prozent allen geldes, das hierzulande für strom ausgegeben werden musste

Anonym hat gesagt…

ja schon - aber dafür habe ich jetzt ein gutes Gewissen .

VRIL

( besonders grauenhaft : das soziologistische Gequatsche der gutmenschlichen Oberschichttöchter ( Pferdeschwanz-wipp-herum ) . Fehlt es an Verstand so spricht sie vom Gefühl . Gefühl geht immer . und so .

Frage ich also den Ökooberstudienrat aus Freiburg : " sag mal Arschloch , woher kommt dein Strom ?? "

"von der lieben Sonne"

"nicht ausm Areva Reaktor , aus Frankreich "

"NEIN - wenn überhaupt aus dem Gezeitenkraftwerk"

"ok : die Franzosen leiten also den Gezeitenstrom an ihren Kernreaktoren vorbei direkt nach Freiburg ? "

"oh...Pause ist schon um - ich muss los "


ich glaube inzwischen an die Macht der harten Hand .

Anonym hat gesagt…

Peanuts!
Summe 1: Die für die öffentlichen Haushalte budgetwirksamen Förderungen zwischen 1950
und 2008 betragen rund 199,1 Mrd. € nominal bzw. 288,6 Mrd. € in Preisen 2008. Diese Förderungen
umfassen finanzielle Begünstigungen in Form von direkten Finanzhilfen und Steuervergünstigungen
für Steinkohle durch den Bund und das Land NRW, die durch Mehrausgaben
bzw. Mindereinnahmen direkt eine Belastung der öffentlichen Haushaltsbudgets bewirken.
Bezieht man diese Förderungen auf den gesamten Primärenergieverbrauch von Steinkohle,entspricht dies einer Förderung von real 0,83 Ct/kWh.

http://www.greenpeace.de/fileadmin/gpd/user_upload/themen/energie/Kohlesubventionen_1950-2008.pdf

ppq hat gesagt…

anaonym, wenn du mal nicht irrst. deine 288 mrd. ergeben eine jährliche subventionierung von 5 mrd über die 58 jahre. das ist etwa ein drittel von dem, was die solarbranche zuletzt eingesackt hat

ppq hat gesagt…

vielleicht auch noch interessant: für 3 prozent des stroms, der hierzulande zuletzt aus solar kamen, wurde mehr als 10 prozent der stromkosten bezahlt.

weitergedacht hieße das, dass bei 100 prozent solarstrom mit etwa verdreifachten strompreisen zu rechnen wäre. der preis läge dann bei etwa 75 cent / kwh. eine stunden bügeln mit 2000 W würde dann 1,50 kosten

kannst ja schon mal anfangen, kleingeld zurückzulegen

derherold hat gesagt…

Lieber @Anonym, das muß einem doch wie ein ganzer Sattelschlepper ins Gesicht springen:

Steinkohle erzeugt rd. 18% der Stromes. Deutsche Steinkohle dürfte die Hälfte(?) dazu beigetragen haben und die jährlichen Subventionen lagen zu Spitzenzeiten bei rd. 3,5 Mrd. Euro pro Jahr.

Anonym hat gesagt…

"kulturzeit" ( 3sat) : Gas und Russen noch viel böser als gedacht .

Die gute Tat des Tages : Chordokowski bleibt im Knast .

VRIL

Volker hat gesagt…

"weitergedacht hieße das, dass bei 100 prozent solarstrom mit etwa verdreifachten strompreisen zu rechnen wäre. der preis läge dann bei etwa 75 cent / kwh. eine stunden bügeln mit 2000 W würde dann 1,50 kosten"

Das ist die lineare Extrapolation. Die Praxis ist noch viel schrecklicher.
Wenn die "normalen" Kraftwerke abgeschaltet werden, müssen auch Nacht- und Spitzenlast komplett von Alternativ übernommen werden. Ich habe jetzt die Zahlen nicht bei der Hand, aber einschl. der für den Spass notwendigen Speicher und des Netzausbaus können wir getrost mit einer Verzwanzigfachung des Strompreises rechnen. Theoretisch, denn bis dahin ist die Volkswirtschaft zusammengebrochen.

Sonnenstrom aus dem Regenland

Die Energiewende ist schon gescheitert

13 Energiewendemärchen - Teil 1

13 Energiewendemärchen - Teil 2

Kurt hat gesagt…

"Der Staat ist die Illusion von allen, auf Kosten aller leben zu können." Hier sieht man wiedermal sehr gut, das Bastiat recht hat. Quasi ein Satz für die Ewigkeit.

Das Neue an der Wind- und Solarsache war, daß nun endlich auch die deutschen Ökospießer ihre Gier nach finanziellem Reichtum und Macht offen ausleben konnten. Nicht mehr behindert von ihrer bisher zur Schau gestellten Bigotterie konnte jetzt mal richtig Kasse gemacht werden. Entsprechend ist das Gejammer nun groß. Aber was solls, schon der Kampf thüringer Ökopaxe gegen 380kV-Leitungen zeigte das ganze Dilemma. Einerseits Rendite scheffeln wollen, aber andererseits nicht für Veränderungen bereit sein, geht nun mal nicht in einer Marktwirtschaft. Deshalb sind ja diese Leute auch für Sozialismus. Sie drücken es nur vornehmer aus und reden von demokratiekonformer Marktwirtschaft, die anstatt marktkonformer Demokratie eingeführt werden soll. Oder sie stanzen das Schlagwort von "es ist alles viel zu billig und deshalb wird es verschwendet". Deshalb brauchts ja auch die Androhung ewiger Verdammnis "Klimakatastrofe" als Überbau.
Dabei gehts nur um Macht und Geld. Das alte Lied, diesmal mit grünem Anstrich.

PS: Nochwas zur Methodik von Diskutant anaonym: Es ist immer wieder ermüdend, mit solchen Personen zu diskutieren. Da werden einerseits Grienpiehs-Papiere als Beweise herangezogen, andererseits werden Papiere der Gegenseite nicht mal mit der Kneifzange angefasst. So als wüßten solche Leute instinktiv, daß ihre Weltsicht ein Kartenhaus ist, daß vor zu großem Luftzug geschützt werden muss.
Und dann auch noch Grienpiehs - ausgerechnet die unvoreingenommen, objektiven, kampagnenunabhängigen, unbestechlichen, der Wahrheit verpflichteten, edlen und guten Greenpeace!