Sonntag, 16. Juni 2013

Immer immer

Sie klafft und klafft und klafft und hat auch fürderhin nichts anderes zu tun, als zu klaffen: die Schere zwischen Arm und Reich. So gehört sie immerdar zur Berichterstattungs-Folklore deutscher Medien und hat nichts besseres zu tun - als zu klaffen. Was Scheren halt so machen, wenn Journalisten über sie berichten ... Immer mehr, immer weniger, immer ärmer, immer reicher, immer immer.

Diese Schere schert sich glücklicherweise einen Dreck darum, ob oder ob nicht. Sie klafft. Da kommen Meldungen wie folgende zwar ungelegen, ändern aber nichts an der klaffenden Medien-Realität: "Zu den großen Überraschungen, man kann fast sagen Wundern der vergangenen Jahrzehnte gehört, dass die globale Armutsrate halbiert wurde. Fast eine Milliarde Menschen konnte diesem Schicksal entrinnen." Who cares? Klafft es jetzt weniger? Eben! Erzählt uns nichts von der unsichtbaren Hand: "Und warum? Weil Marktwirtschaft, Wachstum und freier Handel offenbar die Tendenz haben, sich zum Wohle aller zu entwickeln." Drauf geschissen! Um zu klaffen, braucht es die Realität nicht.

3 Kommentare:

Florida Ralf hat gesagt…

auch dies is ein t-shirt: "Immer immerer"

Anonym hat gesagt…

1.
Las gerade die Kommentare zum Artikel im Tagesspiegel. Uff! Was mich immer begeistert, ist die schlichte kleine Tatsache, dass die Leute ihren Kampf gegen die ungezügelten Märkte und die Globalisierung an sich von einem PC aus betreiben, den sie für 500 Euro bei Media Markt erstanden haben. Jedes dieser Geräte stammt aus Asien. Würde dieses Gerät komplett in Deutschland gebaut würde es ungefähr 1500 Euro kosten. Das gleiche gilt für TV-Geräte, Handys usw. Ich erinnere an die bemitleidenswerten Versuche von Nokia und Siemens in Deutschland Handys zu wettbewerbsfähigen Preisen zu bauen. Die Ausstattung der Globalisierungsgegner sähe recht erbärmlich aus, gäbe es die Globalisierung nicht. Und wenn sie wüssten, dass 50 Prozent der Bücher in ihrer Hochglanz-Kochbuchsammlung (von „Artischockenideen“ bis „Zucchini in der veganen Küche“) in Asien gedruckt werden...Dann wäre das natürlich egal.
2.
Diejenigen unter den Globalisierungsgegnern, die nicht im öffentlichen Dienst mit Anschluß an die Gelddruckmaschinen der EZB untergekommen sind, wären mit hoher Wahrscheinlichkeit schlichtweg arbeitslos wenn es die Globalisierung nicht gäbe. Denn Wunder oh Wunder, die Asiaten kaufen mit dem Geld das wir für die PCs überweisen bei uns das ein was sie selber (noch?) nicht so gut können: Maschinen, Chemie, Autos, Autos, Autos. Ohne den asiatischen Markt wären für die deutschen Autobauer sämtliche Gewinne, auch die außerhalb Asiens erzielten, weg, weil die schlechte Auslastung der Kapazitäten alle Gewinne fressen würde. Dieser Gedanke aber ist für die Leser von ZEIT, Tagesspiegel, SPIEGEL, SZ usw einfach zu kompliziert. Dafür sind sie einfach zu doof. Zumal in ihm das Wort Gewinn vorkommt.

Anonym hat gesagt…

Die schere klafft nicht nur, sie geht auch auseinander. Und zwar --und das ist das fatale-- um die gesellschaft entzwei zu schneiden, in arm und reich. Der grosse kladderadatsch! Aber die schere im kopf verhindert, dass all die mutigen klassenkämpfer_innnen in den redaktionsstuben diese für das neoliberale establishment unbequeme wahrheit veröffentlichen.