Samstag, 4. April 2020

Schöne neue Welt: Schutzmasken als Marketingmittel

Corona konnte anfangs auch lustig sein - und modisch.

Sie sind der heiße Scheiß der Saison, das Thema im Thema, an dem niemand mehr vorüberkommt.  Schutzmasken, in Deutschland exklusiv lange unter Vredacht, der eigentlich Auslöser der Corona-Pandemie zu sein, mauserten sich in Woche zwei des heruntergefahrenen Alltagslebens zum medialen Rettungsring. Die Bundesliga-Zwangspause war zum siebzehnten Mal durch, Olympia auch weg, selbst den aktuellen Seuchenzahlen ließ sich kaum noch ein neuer Aspekt abgewinnen. Und die Kanzlerin, unsichtbar, aber nicht infiziert, beendete die eigentlich für mehrere Fortsetzungen geplante Diskussion um eine Aufhebung der Ausgangssperren per Telefon.

Schutzmasken wurden nun zu Rettungsmasken, denn sie versprechen vielleicht nicht die totale Seuchensicherheit. Doch sie geben den Menschen da draußen endlich das Gefühl, selbst mitmachen zu können im großen Kampf gegen  Corona.

Erst überflüssig, jetzt überlebenswichtig - als PPQ im Februar prognostizierte, dass der Tag kommen werde, an dem Bastelanleitungen für Schutzmasken leitmedialer Standard sind und Heldengeschichten von wagemutigen Näherinnen den Quarantänealltag erhellen, waren die seriösen Blätter noch damit beschäftigt, im Abwehrkampf gegen den Maskentrend Punkte zu sammeln. Beim Asiaten im Allgemeinen sei die Maske so ein Kulturding, der Fernostler im Besonderen vermasse sich ja gern. Das aber sei im Abendland undenkbar, hier trage allenfalls der Arzt Maske, weil er tendenziell schwer krank sei und seine Patienten nicht anstecken wolle.

Märchen aus der Vormaskenzeit


Märchen aus einer anderen Zeit, denn nun ist wie bei der Ketchupflasche: Erst kommt nichts und dann kommt alles auf einmal. Masken überall, immerdar, selbst genäht, bei einem guten diktatorischen Kommunistenkumpel in China über Beziehungen erbettelt oder sonstwie herbeigeschafft. Schon wird die Schutzmaske zum lohnenden Geschäft. Till Lindemann von Rammstein, selbst kurzzeitig, aber dann doch nicht infiziert, gab den Startschuss. "Fuck Corona" steht auf der Maske am Merchandisingstand. Als ob er sich je an eine Corona erinnern könnte.

Der Geist ist aus der Flasche. Wie bei allen Produkten im Markt gibt es einen ständigen Innovationsdruck. Wohin die Reise geht, zeigt dieser kurze Ausblick, den Sören Alba Jahns, der Vorsitzende der staatlichen Bundeskanzlerinbekleidungsberatungskommission (BKBBK), exklusiv für PPQ zusammengestellt hat.
Vorsichtig, ganz vorsichtig entdeckt die Werbewirtschaft die reinweißen Flächen als mögliches Werbemittel. Mundwasser, Zahnpasta, homöopathische Kräuterelixiere – ja, das passt. Die Markenartikler und Dax-Konzerne wollen auf den Zug aufspringen, trauen sich aber noch nicht so richtig. Sie machen den Umweg über die Schutzmaske, die jetzt selbstverständlich zur Arbeitskleidung gehört. Logos und Claims, natürlich in der Hausfarbe, Audi-Ringe mit „Vorsprung durch Technik“, die Telekom „Erleben, was verbindet“ und Langnese verspricht „Löffelzarten Genuss“. Ratz-Fatz ist die Straße erobert, kunterbunt geht das Leben weiter- nur mit Maske eben.

Sehnsucht nach Individualität


Ist diese Sau durchs Dorf getrieben, sehnen sich die Menschen nach mehr Individualität. Ultras von Hansa Rostock können ihre stolze Kogge auf der Schutzmaske präsentieren, fest vernäht mit der Sturmhaube, in den Farben des Vereins. Die Trefferfläche ist carbonverstärkt, so hilft die Maske nicht nur gegen Corona, sondern auch gegen Schläge mit einem Quarzsandhandschuh. Aber Fußball ist ja erst mal nicht.

Die Firmen myMaske, Schutzmaske24 und YourMaske-online bieten an, über eine App ein Selfie hochzuladen. Dank fotorealistischem Digitaldruck in HD, erhält, wer will, seine persönliche, täuschend echte Schutzmaske, exakt angepasst an Hautton, Wangenrouge und so weiter. Man trägt Maske und zeigt zugleich Gesicht. Das ist deutsche Innovationskraft. Dank Photoshop für Männer glatt rasiert, mit Schnäutz oder Hipsterbart. Für die Damen natürlich mit Make Up und unterschiedlichen Lippenstift, passend zum Oberteil.


Über die gemeine Schutzmaske, die einfach nur schützt, begibt sich die Gesellschaft auf einen Weg zur Werbe- und individualisierten Maske, als Zusatznutzen. Das nächste Level ist die Schutzmaske 2.0 mit zusätzlichen, praktischen Funktionen, die das Zusammenleben erleichtern.

Vorreiter ist hier die Medical Care Firma Curevac des Milliardärs Dietmar Hopp, der als Förderer des American Football in seiner Region bekannt geworden ist. Das Team um Hopp entwickelte als eine Multifunktionsschutzmaske mit einer Diversionsfläche unter der Nase. Liquid Energy, stimulierende Essenzen oder auch berauschende Öle, die aus ökologisch angebautem Hanf gepresst werden, können so wohl dosiert verabreicht werden.

Das ermöglicht eine erhebliche Leistungssteigerungen in den verbliebenen Großraumbüros, an der Supermarktkasse und an den Druckmaschinen der Bundesdruckerei.

Multifunktionsmaske für Raucher


Ein weiteres Feature der Multifunktionsmaske ist ein kleiner Stutzen, passend zur Rundung einer Filterzigarette. So muss die Maske zum Rauchen nicht abgenommen werden, eine Membran erleichtert das Ausatmen und schützt die Umwelt zusätzlich durch einen eingebauten Hepa-Filter.
Weil das Mundstück der handelsüblichen Wasserpfeifen nicht in den Stutzen der erstenj Charge der Multifunktionsmaske 2.0 passt, erhob der Zentralrat heftige Vorwürfe. Das sei Diskriminierung und Rassismus. Befriedet wurde die Affäre durch eigens hergestellte Halal-Masken.

Weniger bekannt, aber streng genommen äußerst geheim, ist die Produktion einer Multifunktionsmaske 2.0/Deluxe für die oberen Zehntausend. Diese enthält neben der genannten Ausstattung einen Adapter zum Anschluss eines Beatmungsgerätes to go, ebenfalls aus dem Hause Medical Care CureWag. Ein Verkaufspreis dieses Bundles ist nicht bekannt und für Leute, die von den Zinsen ihrer Zinsen leben können, selbst wenn es keine Zinsen mehr gibt, auch egal.

Die Corona-Atemschutzmaske ist durch diese zahlreichen und bunten Innovationen nicht nur zum Must-have und Lifestyleprodukt geworden, sie bringt der kreativen Gründerszene auch Aufträge, um durch die dürren Tage des Notstands zu kommen. Wie bei Herdentrieb im Winterurlaub, wenn Menschen im Skianzug mit Helm zum Apres-Ski erscheinen, die vorher gar nicht auf der Piste waren, ist die Maske ein Dress-Code, der freiwillig eingehalten wird - oder besser werden muss, sonst ist man nicht wirklich dabei.

Masken geben Zeichen, sie vereinen Szenen und Gruppen. Die Schwulen - und Lesbengemeinde schmückt sich demnächst schon mit einer Schutzmaske mit bunten Regenbogen aus fluorezierenden Farben, die das Licht mal grell, mal soft reflektieren. So funktioniert die Maske auch in Bars und Clubs mit diffuser Beleuchtung und bei romantischem Kerzenschein. Die gewünschte Präferenz wird mit Piktogrammen, wie sie von Toilettentüren bekannt sind, neben dem Regenbogen aufgezeigt. Es gibt auch Schutzmasken, die sind für alles offen – außer für Corona natürlich.

Führende Online Partnervermittlungen sind dabei,  gemeinsame Dating-Schutzmaske zu entwickeln. Diese Dating-Schutzmaske gibt es nicht zu kaufen, nur in Verbindung mit einem Jahresvertrag, egal welcher Anbieter. Warum ? Weil sie ohne Software, Datenbank und Screen funktioniert. Also auch ohne Dating-Portal. Auf der rechten Seite der Maske ist ein, nur schwach sichtbares, LED-Herz, aktiv mit grünem Licht. Die Minizelle und der Auslöser befinden sich hinter den linken Ohr. Mann oder Frau suchen den Blickkontakt, bei Biss streicht man sich locker durchs Haar und hinter dem Ohr wird der Schalter aktiviert. Wird grün erwidert, steht kein Korb mehr im Weg. Wird nicht grün erwidert, schaut man weg oder schüttelt sanft den Kopf.

Parship-Maske für Datingfans


Etwas menschliche Interaktion ist ja auch mal wieder was, positiv, was Corona alles mit sich bringt. Keine Fake-Profile, kein  "Ich weiß ich auch nicht, gestern war ich noch schlank"-Bild.  Real-Life alles dank Maske - und dieses Konzept funktioniert tadellos in Bus, U-Bahn, am Bankautomaten und im Bürohaus sowieso, sobald wieder jemand rauskann zumindest.

Am Ende nur kurz ein paar Worte zur Reiseschutzmaske (RSM), über die schon viele Gerüchte im Umlauf sind, vor allem bei Wahtsapp. Ja, die RSM erleichtert die verbale Kommunikation. Sprechen und verstanden werden ist mit Maske eigentlich schwierig, hier aber wird es zum Kinderspiel: Länderflaggen auf der Schutzmaske geben einen Überblick, was der Träger spricht und was er versteht. Wer mehrsprachig ist, stellt die Flagge der Muttersprache etwas größer dar. Das lässt sich natürlich diversifizieren und runter brechen auf alle Sprachen und Dialekte. Für den innerdeutschen Reiseverkehr z.B. mit dem Stadtwappen von Landshut oder Stralsund.

11 Kommentare:

Die Anmerkung hat gesagt…

Die beste derzeit vorgeführte Charaktermaske ist für mein Dafürhalten immer noch Dr. multischwätz Hirschausen.

Die Anmerkung hat gesagt…

Hat der Horst Kranheim jetzt all seine alten Lehrmatarialien unters Volk gejubelt?

https://i.ebayimg.com/00/s/NzY1WDEwMjQ=/z/DaUAAOSwKptcYZJ8/$_59.JPG

https://2.bp.blogspot.com/-xQYzyM-XjaU/UaPO8TbjPTI/AAAAAAAAADc/s2cPo0-MG6E/s1600/Strumpfmaske.jpg

https://pbs.twimg.com/media/EUnoMudXQAM3bgV?format=jpg

https://pbs.twimg.com/media/EUsntI_XsAI2JZJ?format=jpg

Carl Gustaf hat gesagt…

Ich befürchte, dass unsere akademische Elite hinsichtlich der Wirksamkeit der Mundschutzmasken schlichtweg COVID-19 und CO2 verwechselt haben. Immerhin fangen beide grossen Volksseuchen der heutigen Zeit, CO2 und COVID-19, mit CO an.

Carl Gustaf hat gesagt…

Wenn die Krise, irgendwannn, einmal vorbei sein wir, dann wir A. Merkel nicht als Trümmerfrau, sondern als Mundschutzfrau in die deutschen Annalen eingehen.

Vermummungsverbot hat gesagt…

Lasst den Buntlandnarren doch den sonderbegabten Spaß, sich mit allerlei farbenprächtigen Gesichtstüchern zu verhüllen. Die sind doch sonst auch ganz high, wenn es um grenzenlos weltoffene Importmasken geht.

Besonders die orientalischen Ganzkörperanspuckverhüterli scheinen den aktuellen Modetrend der Willkommens-Gutmenschen voll zu treffen.

Erst konnten sie den goldwerten Fantasiefachkräften in werweißwas nicht nahe genug kommen, und jetzt müssen sie sogar mehr als eine Armlänge Abstand halten. Ja, das Schicksal kann verdammt isolierend zuschlagen.

Mal sehen, ob unsere rechtgläubigen Bereicherer sich von ihren über allen menschlichen Gesetzen stehenden Rammadanriten abhalten lassen. Könnte lustig werden, inwieweit der Staat sich ab etwa Ende April dem Islamdiktat beugt, denn einen Djihad der Schutzsuchenden kann neben dem Coronachaos sicher niemand gebrauchen.

Anonym hat gesagt…

https://leserbriefe.info/?p=35561

Der lachende Mann hat gesagt…

Daß den niemand gebrauchen kann, würde ich nicht so ohne weiteres behaupten. Es hängt davon ab, zu welchem Zweck man sie ins Land geholt hat und weiterhin holt.

Anonym hat gesagt…

habe 20 Warenproben / Masken vom Labor untersuchen lassen : made in China ist gefährlicher , kontaminierter Dreck

Anonym hat gesagt…

einen Djihad der Schutzsuchenden kann neben dem Coronachaos sicher niemand gebrauchen.

Da wäre ich gar nicht einmal so sehr sicher.

Anonym hat gesagt…

Das möchte man ja nun auch nicht, von diesen Scheißern verein­nahmt werden.

Autsch, auf neudeutsch ouch. Auch Du, Anmerkung, auch Du. Wer vereinnamt mit "h" schreibt, ist - kann ja mal passieren.

Der lachende Mann hat gesagt…

"Das möchte man ja nun auch nicht, von diesen Scheißern vereinnahmt werden."

Ich möchte auch nicht, daß sie mich, mein Land usw. einnehmen. Auch nicht in Allahs Namen.