Sonntag, 1. März 2020

Deutsche Bahn: Zweite Klasse für den Osten

Bahnanlagen nicht betreten
2.500 Kilometer Strecke hat die Deutsche Bahn in den vergangenen 25 Jahren im Osten stillgelegt.

Die deutsche Mobilitätsoffensive zugunsten des Weltklimas geht in die nächste Runde. Nach der Umsatzsteuersenkung auf Bahntickets und die neue Kostenlos-Kultur für Bundeswehrsoldaten in Uniform plant das Staatsunternehmen jetzt massive Preissenkungen, um in Zeiten der grassierenden Virusangst Fahrgäste in die Furchtabteile der fahrenden Ansteckungsräume zu locken. Für 12,90 Euro quer durch Deutschland, lautet das plakative Angebot der Staatstochter, Inhaber sogenannter Bahn-Cards bekommen die Billig-Tickets, die es über den gesamten Monat März hinweg zu kaufen geben soll, sogar für 9,90 Euro.

Die Fahrkarten sind ein halbes Jahr gültig und sie sind als Werbeaktion gedacht, wie der Vorstand Personenverkehr der Deutschen Bahn erklärt hat. Man wolle "endgültig mit dem Vorurteil aufräumen, die Bahn sei zu teuer“, sagte Berthold Huber.

Das hängt der früheren Reichsbahn an, weil die Bahn ihre Preise in den zurückliegenden Jahren um mehr als ein Drittel erhöht hatte. Kommunale Unternehmen wie die BVG in Berlin schafften zwar sogar 40 Prozent, der Mitteldeutsche Verkehrsverbund rund um Leipzig sogar rekordverdächtige 57 Prozent. Doch der Benzinpreis wurde klar abgehängt: Zwar lag er 2004 noch bei 1,15 Euro pro Liter und derzeit werden 1,45 Euro aufgerufen. Doch damit stieg er insgesamt in den vergangenen 15 Jahren nur um etwa 25 Prozent. Seit dem Rekordhoch von 2012, als Benzin 1,67 Euro kostete, ist Autofahren sogar 15 Prozent billiger geworden.

Die Bahn macht nun zumindest symbolisch mobil gegen den hart erarbeiteten Ruf, sie erhöhe unter Verweis auf steigende Energiekosten Jahr für Jahre ihre Preise, senke sie jedoch nie, wenn der Ölpreis sinke. Zunächst soll im Rahmen der Aktion ein Kontingent von etwas mehr als einer halben Millionen Billigtickets angeboten werden - angesichts der Fahrgastzahlen der der Bahn, die bei etwa 2,6 Milliarden Menschen pro Jahr liegt, eine zu vernachlässigende Größenordnung. Bedient werden zudem nur ohnehin vielbefahrene Strecken in der alten Bundesrepublik - Huber nannte Köln - Frankfurt, Dortmund - Hamburg, Essen - Bremen oder Düsseldorf - Mainz als Beispiele.

Ostdeutschland, ein Gebiet, in dem die Deutsche Bahn seit 1994 etwa 2.500 Kilometer Bahnstrecke für alle Zeiten stillgelegt hat, bleibt bei der Werbeaktion außen vor. Hier gilt weiter der Normalpreis, den man sich leisten können muss.

2 Kommentare:

Die Anmerkung hat gesagt…

HFC-Hools protestieren gegen Sparticket der Bahn. Stuttgarter Ultras verteidigen Westregelung des Billigfahrens.
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https://www.bild.de/regional/stuttgart/stuttgart-aktuell/massen-schlaegerei-170-hooligans-rasten-aus-69128870.bild.html

70 Fußball-Fans sind am Samstag um 17.40 Uhr aufeinander losgegangen: 120 VfB-Anhänger und etwa 50 Fans aus Halle. Die Hooligans warfen Flaschen, Tische und Stühle durch die Luft.

Tatort: am Bahnhof Crailsheim. Die Gegner prügelten sich im Gleisbett. Der Bahnverkehr musste sogar unterbrochen werden.

Anonym hat gesagt…

Und? Haben unsere gewonnen?

(Eulenspiegel-Kreuzworträtsel von Hansgeorg Stengel, kennt die noch wer? Kosewort für einen Transportpolizisten: Traps.)