Mittwoch, 16. Februar 2022

Die Einkreisung: Russische Schlinge um den Hals der Ukraine

Ein perfider Trick des Kreml: Die russische Schlinge um den Hals der Ukraine (Steinmeier) ist im globalen Maßstab kaum zu erkennen.

Europa bereitet sich auf den Krieg vor, der Westen räumt Botschaften, schiebt Truppen in Front stationiert Kampfjets im Osten. In der elften Woche nach dem beginn russischer Großmanöver im Oblast Woronesh gleicht die Lage der am Vorabend des Ersten Weltkrieges. Verbal ist die Situation außer Kontrolle, obwohl noch miteinander gesprochen wird. Längst ist der Tag festgelegt, an dem die Kanonen sprechen, ab 16. Februar wird zurückgeschossen, aber wenn doch nicht, werden die einen sagen, sie wollten nie. Die anderen aber, dass ihre Warnung vor dem Beginn der Offensive an diesem Tag den Termin verdorben hat.  

Angriff oder nicht

Oder wollte der Russe, dass der Amerikaner glaubt zu wissen, wann der Angriff beginnt? Um genau dann gerade absichtlich nicht anzugreifen und die US-Geheimdienste ein weiteres Mal zu blamieren? Aber wird die Blamage im Aufatmen darüber, dass die Panzer nicht rollen, überhaupt so große Schadenfreude auslösen wie Colin Powells legendäre Vorführung der irakischen Giftgascontainer damals vor der UNO?

Vom sicheren Hinterland aus gesehen mutet alles wie ein absurdes Theaterstück an. Die einen fordern von den anderen, was diese erklärtenmaßen ohnehin nicht tun wollen. Weder hat die Nato angekündigt, in Kürze die Ukraine als Mitglied aufnehmen zu wollen. Noch hat Russland seine zahlreichen Dementis dementiert, nicht in die Ukraine einmarschieren zu wollen. 

Aggressiver geografischer Akt

Aus dieser Konfliktlage entspringt ein Kräftemessen, das die Beteiligten zusehends zu überfordern scheint. Russland beschwert sich über das Vorrücken des westlichen Bündnisses an seine Grenzen. Die Nato beklagt eine Einkreisung der Ukraine durch Russland. Landkarten zeigen tatsächlich einen aggressiven Akt russischer Geografie: Putin, der Mann in der "Blase" (FAZ), hat sein riesiges Land mitten zwischen Dutzende und Aberdutzende Nato-Stützpunkte platziert, um seine These von der expansiven Grundhaltung des Nordatlantik-Paktes zu stützen. Seine eigene Strategie der militärischen Umzingelung der Ukraine von drei Seiten wirkt dagegen weniger wie eine "neue Stufe der Eskalation" (Norbert Röttgen) als vielmehr wie das Armrudern eines Nichtschwimmers, der auf seine bedrohliche Lage aufmerksam machen will.

Die vom Bundespräsidenten kritisierte "Schlinge um den Hals der Ukraine", sie sieht im globalen Maßstab aus wie ein Kragen um den Hals von Mütterchen Russland. icht das für den Dritten Weltkrieg? Oder wachen die Schlafwandler diesmal noch rechtzeitig vor dem heißen Waffengang auf? Und was passiert, wenn Russland am Mittwoch nicht in die Ukraine einmarschiert? Und am Donnerstag genau so wenig? Und im März, wenn der Boden taut, der nach Dafürhalten westlichen Strategen gefroren sein muss, damit die schweren T-72 und T-90 und die ersten Exemplare des neuen, erst seit Dezember produzierten T-14-Panzer westwärts rollen können für den Sieg?

Die euro-asiatische Wippe

Auf der von Zbigniew Brzezinski "das große Schachbrett" genannten euro-asiatischen Wippe entscheidet sich das Schicksal des Westens, denn hier, so schrieb der Vordenker aus den USA in seinem leider seit Jahren vergriffenen Hauptwerk "Die einzige Weltmacht", befindet sich der Kipppunkt der ganzen Welt. Links auf der Landkarte die USA, in der Mitte Europa und Russland. Und rechts China, das Land, das Brzezinski schon 1997 als einzigen Rivalen der USA ausgemacht hatte. 

Der Rat des Beraters von Carter, bei Reagan und Bush sen., der auch mit Barack Obama gut konnte: Man könne Russland entweder auf die europäische Seite ziehen und es in einen weiteren Verbündeten der USA in Eurasien verwandeln. Oder man müsse es entscheidend schwächen, um damit dafür sorgen, dass China das Interesse verliere, sich mit dem größten Land der Welt zu verbünden.

Rasche Beschleunigung mit Zeitverzug

Ersteres hat nicht geklappt. Letzterem will sich Wladimir Putin partout nicht zuschauen.  Bis Ende vergangenen Jahres verlegte der russische Präsident binnen von nur vier Wochen "knapp 100.000" (Merkur), "100.000" (PNN), "mehr als 100.000" (DPA), "110.000" (Spiegel) oder sogar "mehrere 100.000" (RND) Soldaten "an die ukrainische Grenze". Danach beschleunigte der Kreml den Aufmarsch weiter. Und so kamen in den zurückliegenden sechs Wochen nach Recherchen des "Spiegel" weitere 10.000 oder sogar 20.0000 Bodentruppen dazu.

Und alle gehören zu "Kampfformationen" (Spiegel), den seit kurzer Zeit berühmten "Taktischen Bataillonsgruppen (BTG)", die offenbar keinerlei rückwärtige Dienste, keine Versorgungseinheiten und keinen Nachschubtroß benötigen. 80 dieser BTG sind bereits vor Ort, ein leichter Zeitverzug gegenüber früheren Erwartungen, die bereits Ende Januar 100 BTG an der Front erwartet hatte, als es eigentlich auch mit den hybriden Hackerangriffen losgehen sollte.. Eine Verzögerung, die die Welt retten könnte: Panzer brauchen Frost, hatte die Illustrierte "Stern" eben erst in einer Analyse des Kampfes der deutschen Wehrmacht gegen "General Schlamm" herausgearbeitet. Seit Tagen aber verweigert Väterchen Frost die Mitarbeit an den Offensivplänen der russischen Regierung. 

Der Klimakatastrophe sei Dank. Es herrscht Tauwetter an der Ostfront.


7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Russland ist nach dem suboptimalen arabischen Frühling das letzte Ziel für lukrative Kriegsspiele, seit sich die Chinesen bei den Amerikanern eingekauft haben und Stänkern gegen China unmittelbar die Geldflüsse gefährdet.

Sauer hat gesagt…

Jetzt rätselt die ganze westliche Welt herum, warum Putin nicht heute angreift. Wären die Analysierenden nur ein bißchen schlauer, wüßten sie warum: Während des Gesprächs von Putin und Scholz verließ Putin kurz den Raum. Diese Zeit nutzte Scholz und riß einige Blätter des strategischen Abreißkalenders von Putin ab und steckte sie in seine Hosentasche. Als Putin heute morgen auf den Kalender sah, entfuhr ihm ein Wutschrei: „Verdammte Scheiße, jetzt habe ich den von der CIA errechneten günstigsten Angriffstermin verpaßt, heute ist bereits der 25. Februar. Himmel Herrgott Sakrament, jetzt muß ich mich wieder in Geduld üben, bis die CIA einen neuen Termin bekanntgibt.“ Wütend gibt er Lawrow, der zufällig in Putins Büro kommt und nach dem Stand der Offensive fragen will, eine Kopfnuß.

Die Anmerkung hat gesagt…

Lob des Fefe

https://blog.fefe.de/?ts=9cf2daf1

Stell dir vor, du kommst aus dem Urlaub zurück, und in deinem Vorgarten hat jemand einen Bunker gebaut, und in dem Bunker ein Maschinengewehr installiert, das auf dein Haus zielt. Und jetzt kommt der alte Mann Scholz, der drei Häuser weiter wohnt, sülzt dich drei Stunden lang mit seiner völlig irrelevanten Meinung zu, und seine Hofpresse beschreibt das dann als "Fingerspitzengefühl und Rückgrat bewiesen". Geschlossenheit demonstriert. Wat?

Der arme Putin kriegt hoffentlich Schmerzensgeld dafür, dass er sich dieses ganze selbstherrliche Gesülze der europäischen Anzugträger anhören muss.

Anonym hat gesagt…

https://politikstube.com/n-tv-moderatorin-bricht-vor-laufender-kamera-zusammen/
Clara Pfeffer war vor laufender Kamera umgekippt. Sie sprach gerade über die Impfpflicht.

https://www.dailymail.co.uk/tvshowbiz/article-10492439/Heather-McDonald-shares-new-video-fracturing-skull-FAINTING-stand-stage.html
Eine Heather McDonald hatte gerade mit ihrer Boosterung geprahlt und ist direkt auf der Bühne umgekracht (Schädelfraktur).

Gott? Bist du das?

Die Anmerkung hat gesagt…

Es ist zwar noch einen guten halben tag lang Zeit, den Krieg zu beginnen, aber just am Tag, als der Krieg begann, hat Christoph B. Schiltz für Austs Schmierblattsammlung herausgefunden, warum Putin so zögerlich ist.
-----
„Kriege beginnen selten an einem Mittwoch“

https://www.welt.de/politik/ausland/article236926087/Ukraine-Konflikt-Kriege-in-Europa-beginnen-selten-an-einem-Mittwoch.html

Jodel hat gesagt…

Sollten wir, Gott bewahre, noch einmal einen Krieg beginnen, wird das sicher nicht an einem Wochenende sein. Auch den Streitkräften steht in Schland eine angemessene Work-Life-Balance zu. Wenn, dann müssen wir Montags losschlagen, damit wir wenigstens fünf volle Tage, bei natürlich nicht mehr als 8 Stunden täglich, durchmarschieren können, bis die erste Wochenendpause eingelegt werden muss. Es muss natürlich darauf geachtet werden, dass in dieser Woche kein Feiertag liegt. Auch darf der Vorstoß nicht zu weit erfolgen, damit die Soldaten an den freien Tagen nach Hause fahren können. Samstag und Sonntag passt nämlich der Papi auf die lieben Kleinen auf. Wobei das natürlich auch schon wieder rassistisch ist. Wenn es nach unserer göttlichen Führung geht, sollen immer mehr Mamis an der Waffe dienen. Siehe auch unser schwangerentauglicher Babypanzer.
In Deutschland General zu sein ist wahrlich kein Zuckerschlecken.

Die Anmerkung hat gesagt…

@Jodel

Das wird so nötig sein, aber vor allem wegen des 1. Elektrischen Panzerregiemnts unter Führung von Cem dem Tapferen. Die müssen alle 30 Kilomater an die Ladesäule.