Montag, 5. September 2011

Ein europäischer Traum

Wie es der Zufall so will, hatte Wolfgang Schäuble noch gar nicht richtig ausgesprochen, da flogen ihm die Herzen schon zu. In der Vorstandsklausur der CDU/CSU-Bundestagsfraktion habe der ehemaligen Parteispendenexperte und heutige Finanzminister seinen Willen bekundet, den EU-Vertrag zu ändern, um künftig "weitere von Zuständigkeiten in der Wirtschafts- und Finanzpolitik an Brüsseler EU-Instanzen" übertragen zu können. Das widerspräche zwar eindeutig allen Urteilen, die das Bundesverfassungsgericht erst vor kurzem gefällt hat. Und auch Schäuble ahnt, man dass es nicht leicht werden wird, die Menschen in Europa, die zuletzt schon die Lissabon-Verträge hatten mehrmals platzen lassen, davon zu überzeugen, sich einer starken Zentralregierung zu unterwerfen.

Doch neue Umfragen machen dem CDU-Politiker Mut. Pünktlich zu seinem Europa-Vorstoß orchestriert das Umfrageunternehmen Infratest seine Bemühungen um ein geeintes Europa unter einer Fahne mit neuen Stimmungsbildern aus dem Volk. Danach habe sich die Annahme, dass die Bürger vor dem Hintergrund der Euro-Krise "skeptischer auf Europa und die europäische Einigung blicken", als falsch erwiesen.

Durch die vielen Rettungspakete und Rettungsschirme haben viele offenbar erst erkennen können, wie wichtig es ihnen ist, Freunden in der Not zu helfen. "Die überwältigende Mehrheit der Deutschen – 64 Prozent – meint, dass es zukünftig mehr gemeinsame Politik in Europa" geben soll", schreibt Infratest. Richard Hilmer, Geschäftsführer von Infratest dimap, zieht daraus den Schluss: "Grundsätzlich sind die Deutschen europafreundlich. Sie haben nichts gegen eine tiefere Integration."

Ganz im Gegenteil. Immerhin vier von zehn Deutschen sagen, sie seien für die "Vereinigten Staaten von Europa" – einen Begriff, den Arbeitsministerin Ursula von der Leyen erfunden, aber nicht näher erklärt hatte. Im Moment wisse so zwar niemand, was gemeint sei, 42 Prozent der Befragten aber sind dessenungeachtet uneingeschränkt dafür, die Idee umzusetzen: Ein Volk, eine Reich, ein Europa, regiert mit Notverordnungen und Verboten. Ein europäischer Traum.

Europa muss gerettet werden

4 Kommentare:

vakna hat gesagt…

Also ich bin alt genug und kann mich noch an Fotos aus den 50er Jahren erinnern, auf denen Deppen... äh, ich meinte Enthusiasten mit angepaßter US-Fahne die USE forderten.

Ich glaube auch, die Politiker wollen nicht wirklich die USE, denn US-Amerikaner sind in erster Linie Bürger ihres Bundesstaates und betrachten alles aus Washington mit Skepsis bis Ablehnung.
Eher schwebt ihnen eine EUdSSR vor, mit "demokratischem" Anstrich. Wie Ulbricht schon 1945 sagte: "Es muss demokratisch aussehen, aber wir müssen alles in der Hand haben."

ppq hat gesagt…

das zitat ist herrlich. könnte von gestern sein

Volker hat gesagt…

Du meintest sicher
Ein europäischer Albtraum.

panzerbummi hat gesagt…

Zumindest der Paket- und der Schirmindustrie dürfte es momentan prächtig gehen.