Sonntag, 15. September 2019

Das ist sie wieder: Die Rückkehr der DDR

Rolf Henrich, ein längst vergessener Dichter, widmete seinem Heimatland DDR einst den schönen Band "Der vormundschaftliche Staat", Wolf Biermann, wie Henrich ein unruhevoller Geist, nannte die "Entmündigung das Schlimmste" an der Arbeiter- und Bauernrepublik.

Jedoch, es war nicht alles schlecht, damals, als Henrich und Biermann noch im Widerstand waren. Denn der grobe Vergleich der Honecker-Diktatur (im Bild: der große Vorsitzende Erich Honecker) mit der Merkel-Republik zeigt, das Marxens "Reich der Freiheit" im Alltag der Arbeiter- und Bauernrepublik schon verblüffend weitgehend verwirklicht war - und 29 Jahre Freiheit eigentlich gereicht haben, die Volksmassen in einem Maß zu entmündigen und zu bevormunden, wie es selbst Henrich und Biermann nur noch stillschweigend zu ertragen vermocht hätten.


1) Rauchen: In der DDR überall möglich und erwünscht, Sitzungsräume, Züge und Fabrikhallen qualmten vor revolutionärem Rauch. Heute verboten: in öffentlichen Gebäuden, Kneipen, Kinos, Büros.

2) Alkohol: In der DDR Lebensmittel, nicht wegzudenken selbst vom Arbeitsplatz, der ein Kampfplatz für den Frieden war. Keine Party ohne Koma, selbst Kaffeelikör und "Timms Saurer" wurden von Jung und Alt bis zur letzten Neige getrunken, auf öffentlichen Plätzen ebenso wie in geschlossen Veranstaltungen. Heute verboten: In Büros, Innenstädten, für Jugendliche, Kinder, Schwangere, in Stadien.

3) Killerspiele: In der DDR als Kartenspiel "Leben & Tod" Kulturprogramm aller Ferienlager. Heute verboten: In Kinderzimmern, auf Computern, für Minderjährige.

4) Spielzeugpistolen: In der DDR Geburtstagsgeschenk für jeden Möchtergern-Cowboy, der das vierte Lebensjahr erreicht hatte. Heute verboten: Wenn "täuschend echt", also pistolenförmig, in Flugzeugen und Stadien, auf Straßen, Plätzen, in Straßenbahnen, Schulen, Kindergärten.

5)
Taschenmesser: In der DDR Teil der lebenswichtige Grundausstattung jedes Mannes. Wurde zum Reparieren des "Trabant" gebraucht, aber auch beim Bündeln von Altpapier. Heute verboten: Wenn Klinge länger als sieben Zentimeter, wenn Butterfly-Modell, wenn Besitzer kein Jäger oder Angler, in Flugzeugen und auf offener Straße.

6) Glühbirne: In der DDR Grundlage der Wohnungsbeleuchtung mit dem nützlichen Nebeneffekt, dass nicht zur Beleuchtung genutzte Energie die ofenbeheizte Wohnnugn warmhalten half. Heute verboten: Wegen Klimarettung und Rettung von Arbeitsplätzen bei Energiesparleuchtenherstellern.

7) Handy im Auto: In der DDR grundsätzlich erlaubt, da nicht geregelt. Heute verboten: Wegen Verkehrssicherheit und Absatzförderung für Freisprechanlagenhersteller.

8) Fahrverbote: In der DDR durfte jeder ohne Feinstaubplakette nach Berlin. Selbst für Trabis gab es keine Fahrverbote. Heute verboten: Etwa in Berlin, Stuttgart, Frankfurt wegen EU, Feinstaubrichtlinie und Absatzförderung für Filterindustrie.

9) Sperrung von Internetseiten: In der DDR völlig unbekannt. Selbst der immer mißtrauischen Stasi-Führung unter Erich Mielke war Zensur im Internet eine gänzlich unvorstellbare Vorstellung. Heute verboten: Naziseiten, Sexportale, Gewaltexzesse, Tattoo-Seiten, Tauschbörsen, markenrechtsverletzende Seiten.

Dummheit: Wie es sich anfühlt, wenn man immer der dümmste Mensch im Raum ist

“Ich dachte, ich wäre irgendwie abartig. Krank, oder sonderbar. Ich spürte, dass etwas mit mir nicht stimmte, aber ich wusste nicht, was es war.”

Andrea Samthof erzählt von ihrer Kindheit. Die heute Mitte 40-jährige ahnte schon früh, dass sie anders war als andere Kinder. Doch diese Andersartigkeit empfand sie nicht als etwas Positives. Als Kind will man nicht anders sein. Man möchte dazu gehören.

Erst als Erwachsene erfuhr Samthof nach einem IQ-Test, dass sie dumm ist. Endlich ergab alles einen Sinn. Das ständige Anecken, all die Missverständnisse – erst im Nachhinein konnte sie viele Konflikte aus ihrer Kindheit verstehen.

Dumm zu sein, ist nicht so schlimm, wie viele vielleicht denken. Stumpfheit, das allgegenwärtige Gefühl, dass man diesen Film noch nie gesehen und dieses Spiel noch nie gespielt hat, machen das Leben mit einem unterdurchschnittlich niedrigen IQ erträglich. Wie es sich anfühlen kann, wenn man meistens der dümmste Mensch im Raum ist, beschreibt Samthof in ihrem kürzlich erschienenen Buch “Dummerweise dumm” (Berts-Verlag). Sie möchte zwischen Minderbegabten und allen anderen Menschen vermitteln. Denn ein offener Austausch – davon ist Samthof überzeugt – würde allen helfen.

Dummheit ist das letzte Tabu, ein Missstand, der nirgendwo und nie besprochen, ja, auch nur erwähnt werden darf. Wo in der Diskussion um vermeintlich auszumerzende "Neger" ein lauer Gegenwind weht, regt sich hier kein Hauch. Wo es um Armutseinwanderung, Managergehälter, mangelnde Integration und Sexismus aller paar Wochen kurze, aber heftige Debatten gibt, bleibt dieses Thema stets vorsichtig ausgespart.

Dabei ist es zentraler Natur, dabei berührt es
nicht nur Bildungsfragen, wie Regierung und Opposition gleichermaßen zu suggerieren versuchen. Sondern eben auch bedeutende Genprobleme, wie sie zuletzt während der Sarrazin-Kriege öffentlich betrachtet und verworfen worden waren.

Das letzte Tabu einer Gesellschaft, die nicht darüber spricht, ist das unterschiedlich entwickelte
Ausmaß von Dummheit in den verschiedenen Bevölkerungsgruppen und Regionen.

Hier versagt schon die Statistik: Während es zu Einkommensverhältnissen, Gesundheit, Wohnumständen und Familienzustand Daten in Hülle und Fülle gibt, findet sich im gesamten Internet nur eine
einzige, leicht obskure Studie mit Daten zum Ausmaß der Dummheit in Deutschland. Auch der "Spiegel", in dessen Archiv sich mehrere tausend Beiträge zum Thema Intelligenz finden, beschränkt sich bei der Berichterstattung über das für jedes Gemeinwesen zentrale Thema Dummheit auf einen einzigen Text, der dann auch noch vorgibt, sich mit "Bildung" zu beschäftigen.


Erkennen, wie dumm man ist


“Gerade bei Kindern ist es ganz wichtig, offen damit umzugehen und ihnen zu erklären, dass Intelligenz eine ganz neutrale Eigenschaft ist, die jemand hat oder eben nicht. Das ist nichts anderes, als groß oder klein zu sein, blonde oder dunkelbraune Haare zu haben. Niemand kann sich das aussuchen und niemand kann etwas dafür”, sagt sie.

In ihrer eigenen Kindheit sorgte ihre mangelnde Intelligenz ständig für Konflikte. Imhof war langsam, sie sprach spät, sie vergaß Dinge und merkte nicht einmal, dass sie sie schon einmal gewusst hatte. Ihre Eltern verstanden sie nicht. Für sie bedeutete Denken keine Arbeit. Für Imhof bedeutete es Qual und Schmerz.

Andrea Samthof erzählt über ihre Dummheit.

Ständig war sie den anderen Kindern hinterher. Erst mit 22 Monaten konnte sie laufen und sprechen. Während ihre Mitschüler in der Grundschule lesen lernten, guckte sie aus dem Fenster. Selbst kindgerechte “Was-ist-was”-Bücher, die es zu Hause gab, bestaunte sie nur, weil die Bilder schön bunt waren. Sie interessierte sich weder für Märchen noch Astronomie und Paläontologie, sie hörte keine Verdi-Opern und verspürte keinen Drang, ein Instrument zu lernen. Wenn sich alle anderen am Tisch unterhielten, wurde es Imhof oft zu langweilig, denn sie verstand nicht, wovon gesprochen wurde. Sie zog sich dann in ihre eigene Welt zurück, starrte die Wand an und dachte an gar nichts.

 Harte Fakten zur Intelligenzausstattung der Deutschen im Sinne der Forschungsergebnisse des Biologen Gerald Crabtree finden sich hier nicht. Die entdeckt nur, wer sich durch das Archiv der Zeitschrift "Das Parlament" wühlt, in der 2006 eine bemerkenswerte Studie unbeachtet versendet wurde. Für diese Untersuchung hatte die Bundeswehr Ende der 90er Jahre 250.000 Wehrpflichtige einem Intelligenztest unterzogen. Die dazugehörige Karte (oben) zeigt nun die tatsächliche Intelligenzverteilung in Deutschland - ein Tarnbegriff, denn selbstverständlich zeigt die Karte eigentlich das Ausmaß der Dummheit, das heißt den Mangel oder das fast vollständige Fehlen von Intelligenz.
Und da zeigt sich - beinahe deckungsgleich zu einer "Spiegel"-Grafik, die vorgeblich die Bildungslandschaft Deutschland abbildet (hier) ein bemerkenswertes West-Ost- und Süd-Nord-Gefälle zwischen den 83 Kreiswehrersatzämtern. In Bayern sind die bis zu 90 Prozent der Menschen intelligent, in Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Mecklenburg hingegen zeigt sich eine Absenz von Intelligenz, die bis auf einen Sockelbesatz von zehn Prozent herunterreicht.

Der Biologen Gerald Crabtree hatte trotz der massiven Kritik an Thilo Sarrazins kruden Thesen
Ähnliches vorhergesagt. Intelligenz beim Menschen sei bei Naturvölkern am größten, seit Beginn des Ackerbaus sinke sie wieder. Ursache sei das von Naturvölkern zum Überleben benötigte hohe Maß an individueller Intelligenz: Dumme starben früher, Intelligente überlebten und pflanzten sich fort, wobei sie ihre umstrittenen Gene weitergaben.

Samthofs offensichtliche Dummheit wurde jedoch von den Eltern nicht erkannt. Dummheit gilt in Deutschland als letztes Tabu, das weder erforscht noch öffentlich diskutiert wird. Imhof blieb sich selbst überlassen, und sie erfuhr auch von Gleichaltrigen häufig Ablehnung. Manche Klassenkameraden reagierten – verständlicherweise – nicht immer wohlwollend auf Samthofs offensichtliche Unfähigkeit, Gesprächen zu folgen, logische Entscheidungen zu treffen und eigene Ansichten zu äußern.

"Auf die Ablehnung, die ich als Kind erfuhr, habe ich zunächst mit Provokationen reagiert”, erzählt Imhof. “Eine Zeitlang habe ich Mitschüler regelmäßig verprügelt. Das war sozial eher kontraproduktiv.” Diese Zeiten, in denen sie ihren inneren Instinkten folgte, waren die wohl glücklichsten ihres Lebens.

Wenig später kam es jedoch zu einem entscheidenden Wendepunkt in ihrem Leben: “Als sich herausgestellt hat, dass ich einfach dumm bin, wurde selbst mir einiges klar.“ Hatte sie bis dahin geglaubt, ein böser Mensch zu sein, konnte ihre Familie ihr nun tröstend mitteilen, dass sie einfach nicht über die Intelligenz verfügt, die andere haben. Imhof begriff nicht, was „Intelligenz“ ist, doch sie musste nicht länger versuchen, sich zu verstellen und zu verleugnen. Stattdessen kündigte ihren Job als Kartoniererin und begann, ihr Leben zu genießen.


Normaler Tag im Leben


Auf die Frage, wie denn ein ganz normaler Tag in ihrem Leben aussieht, reagiert Imhof amüsiert. “Ganz normale Tage sind ganz normal”, sagt sie. Selbst wenn sie sich lange mit ein und derselben Sache beschäftigt, etwa mit dem Angucken von Bildern in einer Zeitschrift, wird ihr nie langweilig. “Meinem Umfeld zuliebe versuche ich trotzdem, das zu vermeiden. Denn die Leute werden unerträglich, wenn sie mitbekommen, dass ich stundenlang dieselben Bilder angucke.”

Vor allem die im Osten Deutschlands dominierende Dummheit zeigt nun, dass fürsorgliche staatliche Betreuung, gezielte Abwanderung und jahrzehntelange Erziehung zur Akzeptanz einer naturgegebenen Gleichheit aller ein Dummheitsniveau erzeugen kann, über das zu sprechen gar nicht mehr möglich ist, ohne weite Teile der Bevölkerung zu beleidigen und zu diskriminieren.

Die
negative genetische Selektion, von der Crabtree nur spricht, weil er als Amerikaner bestimmten wissenschaftlichen Regeln nicht unterliegt, lässt Intelligenz beim Menschen kontinuierlich schwinden. Mutationen hin zum Blödmann und Idioten nehmen zu, Deppen, Trottel und Schwachköpfe erobern die Mehrheit und verbitten es sich, über ihre genetische Ausstattung öffentlich zu diskutieren.

Von hier aus marschiert der Fortschritt unaufhaltsam, wenn auch schweigend. Der Mensch entwickelt sich und plötzlich können Mädchen nicht mehr kochen, ohne drei Jahre Hauswirtschaft studiert zu haben, Jungen geht die Fähigkeit ab, ein Brett an die Wand zu dübeln. Die Wirtschaft versucht, mit "Stupidity Management" eine Möglichkeit zu finden,
die Dämlichen an die Wertschöpfungkette zu schmieden, die Politik reicht ihnen die Hand, indem sie Wahlzettel mit Bildern ausstattet und politische Botschaften auf simple, auch für Dumme begreifbare Propaganda-Formeln verkürzt.

Das Tabu verhindert, dass über die gesellschaftliche Veränderung gesprochen wird. D
ie Dummheit entfaltet ihr Kraft schweigend, sich stupide fortpflanzend, in keinem "Stern" angeprangert, vor keinem Fernsehgericht verhandelt.

"Mutti, abwischen!"
, schallte es in dunkelsten DDR-Zeiten durch die hellhörigen Flure der Neubaublocks, wenn der Nachwuchs auf dem Klo saß und nach analer Reinigung verlangte.

"Mutti, abwischen!" hallt es heute jeden Tag durch das ganze Land: Die Dummen, sagte man früher, werden nicht alle. Nur werden sie heute nicht mehr so genannt.


Es ist nicht so, dass Imhof nicht auch gern zwanzig Sprachen sprechen, 1000 Seiten am Tag lesen und einen Doktor in Islamwissenschaften haben würde, zusätzlich zu einem in Philosophie und vergleichender Religionswissenschaft. Sie weiß nur nicht, was das alles ist. Deshalb hat sie weder eine klassische Gesangsausbildung gemacht noch jemals mit Schwertkampf begonnen oder sich mit Astro- und Quantenphysik beschäftigt und zahlreiche historische Romane veröffentlicht. Dass ihr Verstand so langsam arbeitet und sie den meisten anderen Menschen dadurch nicht folgen kann, heiße aber nicht, dass sie nicht verstehe, was ihr fehle. „Mit war nur lange nicht bewusst, worin meine Andersartigkeit bestand.“ Wenn man nicht wisse, dass man dumm sei, sei das aber am Ende auch nichts anderes als es zu wissen und wegen der Dummheit nicht begreifen zu können. “Je weniger Intelligenz man verstecken muss, desto weniger fehlt sie einem.”

Sie spricht offen über ihre Dummheit


Mit Freunden und vertrauten Menschen spricht Imhof inzwischen ganz offen über ihre Dummheit. “Das bedeutet aber nicht, dass ich den ganzen Tag darüber rede ”, sagt Imhof und lacht. Sie könne sich ja ohne Weiteres über ganz alltägliche Dinge unterhalten, Geschirrspülen, Saubermachen, die Farbe ihres Pullovers. Solange sie auf regelmäßige Pausen achtet und regelmäßig ihre intellektuellen Reserven auflädt, etwa, indem sie „Bauer sucht Frau“, „Sing meinen Song“ oder .Bares für Rares“ anschaue.

“Es ist leichter, sich auch mal auf einem völlig ‘normalen Niveau’ zu unterhalten, wenn man sich zwischendurch die Möglichkeit herausnimmt, die anderen Bedürfnisse zu befriedigen”, erklärt sie. Als Ausgleich schläft Imhof viel, sie hört Hörbücher von berühmten Kinderbüchern oder tauscht sich mit Menschen aus, die ähnlich dumm sind wie sie. “So kann ich meine Akkus wieder aufladen”, erzählt sie. Inzwischen ist Imhof mit sich selbst im Reinen, hat ihr bisschen Verstand lieben gelernt und will es nie wieder verleugnen. Eines will sie jedoch nicht verraten: Wie hoch das Ergebnis ihres IQ-Tests ausgefallen ist. “Dann würde man mich bestimmt für dumm halten!”


Samstag, 14. September 2019

Zitate zur Zeit: Ascheschleier über dem Geist


Ganz allgemein befand man sich in einer ideologisch seltsamen Epoche, in der jeder in Westeuropa davon überzeugt zu sein schien, dass der Kapitalismus zum Scheitern verurteilt sei - und zwar sogar kurzfristig - und seine allerletzten Jahre erlebte, ohne dass es aber den ultralinken Parteien gelungen wäre, über ihre übliche Kundschaft von gehässigen Masochisten hinaus neue Anhänger zu gewinnen.

Ein Ascheschleier schien sich über den Geist der Menschen gelegt zu haben.


Michel Houellebecq, Karte und Gebiet, 2010

Neue Bundesdiskussionzentrale in Suhl: Palast der Republik

Die neue Zentrale der neugeschaffenen Bundesdiskussionsbehörde (BDB) wurde auf Vorschlag der SPD gebaut, steht mitten in Suhl und verkörpert einen neuen Aufbruch zu neuer deutsch-deutscher Gemeinsamkeit.
Es wird eine großer Aufbruch werden zum runden Jahrestag der Deutschen Einheit, wenn die SPD mit der Gründung eines "Ost-West-Kulturzentrums" in einer mittelgroßen Stadt in Ostdeutschland ein Zeichen setzen wird für einen gesamtgesellschaftlichen Dialog. Das neue Haus, ein Forschungs-, Veranstaltungs- und Kulturzentrum, der als offener Ort der ständigen Begegnung, der Erinnerung, des Nachdenkens und der Debatte zu allen Fragen der zukünftigen Entwicklung Ostdeutschlands innerhalb der Bundesrepublik und im Kontext Europas, vor allem auch Osteuropas, dienen wird, ist der richtige Platz, die Erinnerung an 30 Jahre friedliche Revolution und Mauerfall mit einem neuen Aufbruch für Ostdeutschland zu verbinden.

Ein neuer Aufbruch


Schon die Bauart des neuen "Palast der Republik" in der Mitte von Suhl zeigt, was damit gemeint ist. Als "offen" und "in der Mitte der Gesellschaft angekommen" bezeichnet die im Zuge der Bundesbehördenansiedlungsinitiative der Bundesregierung neugebildeten Bundesdiskussionsbehörde (BDB) ihre neue Zentrale selbst, die innerhalb von nur wenigen Monaten nach Bauplänen errichtet worden war, die zuvor schon für die BND-Zentrale in Berlin genutzt worden waren.

Um die Gestaltung, die aus einer Mischung aus Gigantismus und globaler Bescheidenheit besteht,  zu verstehen, muss man sich noch einmal der Ziele erinnern, mit denen die genuine westdeutsche Stadtplanung in den goldenen Jahren der jungen BRD zu Werke ging. Sie stand unter politisch-ideologischen Vorgaben, die auf die systematische Modernisierung der heil über den Krieg gekommenen historischen Altstadt im sinne höherer Mobilität der Arbeitskräfte abzielten. Von Mitte der 1950er bis Mitte der 1970er Jahre entwickelten sich in der Bundesrepublik Deutschland die Großwohnsiedlungen mit einzelnen Prestigebauten, die als Nonplusultra des Wohnungsbau galten, weil sie autogerecht waren und schnelle Verfügbarkeit von Arbeitnehmern versprachen.

In die herausragend gestalteten Leuchttürme der neuen Zeit zogen zunächst vorwiegend Behörden ein, dann auch Unternehmen, die ihren Arbeitnehmern zeigen wollten, wie erfolgreich sie sind. Die Architektur der gründerzeitlichen, unsanierten Altbauten hingegen galt als Ort der sozio-ökonomisch Schwächeren, hier tummelten sich Ausländer, Ältere oder Arbeitslose, die vom kapitalistischen Verwertungssystem nicht mehr benötigt wurden.

Ausgespuckte Reste


Die Behauptung, die Bundesrepublik habe ihre Altstädte nur deshalb nicht erhalten können, weil ihr die wirtschaftliche Kraft dazu gefehlt habe, ist hingegen ebenso irrig wie die, dass es keine eigenständige bundesdeutsche Architektur gebe. Die Bundesdiskussionszentrale belegt imposant, dass diese Sicht  die ideologische Komponente ausblendet. Das neue Haus, geabut in den tiefen Osten hat sichtlich das  Ziel, "eine optimale Umwelt schaffen, sozusagen das Paradies auf Erden – und dieses Paradies hat weder Vergangenheit noch Zukunft", wie Michael Frielinghaus schreibt.

Die Bundesdiskussionsbehörde (BDB) existiert nicht unabhängig von der Gesamtplanung der neuen Republik. Was die Politik hier verwirklichen will, sollte Modellcharakter haben. Planerisch knüpfte man dabei fast wörtlich an eine Idealkonzeption an, die der deutsche Architekt Ludwig Hilberseimer (1885 bis 1967) bereits 1924 entwickelt hatte. Danach sollten die Verkehrsarten – Fußgänger-, Straßenbahn- und Kfz-Verkehr – wie auch die so genannten städtischen Funktionen, nämlich Wohnen, Arbeiten, Erholung, jeweils strikt voneinander getrennt werden. Auf diese Weise meinte man, alle Abläufe berührungsfrei – und somit reibungslos und damit systemdienlich – organisieren zu können. Verräterisch war die Abbildung der Menschen in diesen Plänen: Sie schrumpften zu Ameisen.

Was Hilberseimer in Bildern von ungeheurer Eindringlichkeit ausgearbeitet hatte, war genaugenommen ein Plagiat: die exakte Übersetzung der Idee des Vordenkers Le Corbusier, das städtische Leben durch Architektur schnell, rationell und effektiv wie eine Autofabrik des amerikanischen Autokönigs Henry Ford zu gestalten.

Begeisterung in Thüringen


Entsprechend begeistert sind die erdverbundenen und normalerweise nicht leicht zu begeisternden Thüringer von der Beton gewordenen Interpretation des Freiheitskampfes vom Herbst 1989, als Grenzen eingerissen und auf friedliche Weise ein freies Leben und demokratische Strukturen erkämpft wurde. Was hier von den ehemaligen DDR-Musterstädten noch steht, ist entweder Vandalismus und Verfall preisgegeben oder wurde zugrunde saniert und mit dem Zuckerguss unpassender Materialien, Farben, Bauformen bis zur Unkenntlichkeit verfremdet. Das "Typische" der DDR konnte nur als Karikatur der BRD-Wirklichkeit überleben. Ausgreifend und monumental erscheint die Selbstdarstellung dieses epochalen Kampfes mitten in der Stadt, die eher mittelklein als - wie es sich die SPD gewünscht hatte - mittelgroß ist.

Was nun aufscheint, in Form der BDB, ist ein  Leuchtturm neuer Art mit einem "Alleinstellungsmerkmal", das die Stadt unverwechselbar macht. Suhl bietet bislang das Bild einer unzerstörten Kleinstadt des späten 20. Jahrhunderts, dominiert von Betonbauten und Parkhäusern. Wenn der Besucher in der Stadt auf Plattenbauquartiere trifft, so handelt es sich ausnahmslos um Ersatzwohnungsbau der DDR für im Krieg mutwillig zerstörte Altbauten. Mit einer Ansiedlungspolitik, die an diese Praxis anknüpft und Architekturikonen opfert, um endlich große Bundesbehörden in den Osten zu bringen, setzt man dieses unvergleichliche Potenzial gezielt ein, um Besseres auszuhandeln.

Schuld daran ist die Visionfähigkeit der Politiker, sich zwischen verschiedenen Zwischen zu entscheiden – zwischen derjenigen, die Suhl lieben, weil keine andere Stadt weltweit so heißt und zugleich an dieser Stelle liegt. Und denen, die es vorziehen würden, wenn Suhl woanders läge, anders hieße, anders wäre und anders würde.  Die Bundesdiskussionszentrale bietet allen die Chance. Der breite Rayon, der die neue Zentrale der BDB auf allen Seiten umgibt, löst mit den straffen Zaungittern und den schrägen Gräben Bilder alter Festungsanlagen aus. Doch einige dürren Bäumchen und ein paar von renommierten Künstlern errichtete Kunst-Palmen, die auf ein Lied der DDR-Rockgruppe City anspielen ("Wo die Palmen sich verneigen") zeigen, dass der gewaltige fahlweiße Monolith, der von vielen alten Suhler Bauernhöfen im Umland aus sichtbar ist, den Eindruck eines gelandeten Raumschiffen gar nicht brechen will.

Die Freiheit, ein Ufo


Die Freiheit, sie ist in den entdemokratisierten Osten gekommen wie ein Ufo, eine Kunstpalme, die bis heute keine Wurzeln schlagen konnte. Hier steht sie nun, erbaut nach Plänen der westdeutschen Demokraten Andrea Nahles, Heiko Scholz und Kevin Kühnert, ein Gebäude, dessen Gigantismus dem architektonischen Vorbild von Ceaușescus Parlamentspalast in Bukarest nacheifert und damit mahnt: Sehet, wo ihr gelandet wäret, hätten wir euch nicht befreit.

Damit sich der Bau in die bizarre Geschichte der Überwältigungsarchitektur weltweit ein: Bauhaus für Potentaten, ein Mahnmal für jeden Demokraten. In Deutschland zählt die BDB-Zentrale, aus der später einmal 12.000 Diskussionführer, Demokratielehrer und Propagandapraktikanten ausschwärmen sollen, um, so der Plan des SPD-Parteivorstandes, "Missverständnisse zwischen Westdeutschen und Ostdeutschen aufzuräumen" und "Gespräche über die vielen Brüche, die Familien in den 90er Jahren erlebt haben" zu führen.

Bis 2019 hat die deutsche Sozialdemokratie gewartet, diese Diskussion zu führen, zu viel anderes war noch zu tun. Dieses Jahr aber "verstehen wir als große Chance, über deutsch-deutsche Geschichte miteinander ins Gespräch zu kommen, einander zuzuhören und sich gegenseitig Respekt zu zollen", heißt es nun in einem Vorstandsbeschluss, der am Anfang eines der größten Bauvorhaben des Landes stand. Und nun Realität geworden ist: 14 000 dunkel getönte Fenstern lassen Blick in die insgesamt 260 000 Quadratmeter Zukunft der Demokratie zu. Diese Öffnungen der Fassade könnte man, da unendlich repetitiv und gleichförmig schmal dimensioniert, als Perforationspunkte in einer Mauer aus Schweigen interpretieren, das viel zu lange angehalten hat.

Nach vorn gerichtet sprechen


Jetzt endlich, wo der machtvolle Bau steht, der zeigt, dass die frühere deutsche Arbeiterpartei verstanden hat, kann eine "ehrliche und einander zugewandte Debatte" (SPD) beginnen. "Wir wollen neben der Aufarbeitung der DDR-Zeit besonders auch die Nachwendezeit in den Fokus nehmen", hat die SPD als Ziel vorgegeben, "die Debatte wollen wir nach vorne gerichtet führen, weil es auch eine Debatte um die Anerkennung der Lebensleistung ist."

Hat nicht Oskar Lafontaine früh vor der Einheit gewarnt? Ging nicht die neue Freiheit dann wirklich "bei viel zu vielen mit harten beruflichen und familiären Veränderungen einher?" Hatten nicht SED und SPD mit dem Papier "Der Streit der Ideologien und die gemeinsame Sicherheit" schon 1987 einen Plan vorgelegt, wie es besser gehen könnte?

Klar ist die Botschaft, die die Bundesdiskussionsbehörde ins Land tragen soll: Ein Gefühl des Aufbruchs, von Stolz und dem Willen, unsere Gesellschaft besser machen zu wollen, dazu Dankbarkeit Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten gegenüber, die heute "in allen ostdeutschen Bundesländern als Regierungsparteien Verantwortung" übernehmen und mitgestalten und ihren Beitrag leisten, die soziale Einheit zu vollenden.

Mehr Sorge um den Osten


Mehr Sorge um den Osten und die  Wahlentscheidung der Menschen dort war nie. Obwohl die Arbeitslosigkeit zurückgegangen ist, ja, mancherorts akuter Fachkräftebedarf besteht und junge Leute heute wieder Perspektiven in ihrer Heimat finden, weigern sich viele Menschen, der SPD dankbar dafür zu sein. Die Methode Zorn, die frühere Parteivorsitzende pflegten, indem sie ihre Kritiker als "Pack" bezeichneten, hat nicht wie gedacht verfangen. Jetzt sollen es "Versachlichung und Versöhnung" (Nahles) richten.

Seit der SPD-Vorstand Ende Januar eine Arbeitsgruppe gegründete, die zeitnah konkrete Vorschläge ausarbeitete, wie ein Aufarbeitungsprozess über die Umbrüche in Ostdeutschland aussehen kann, ist eine in die Zukunft gerichtete Diskussion im ganzen Land in Gang gekommen. Was Egon Krenz einst "Dialog" nannte, den Emmanuel Macron jüngst als "nationale Debatte" wiederbelebt hat, wird in der professionellen Planung der SPD zu einer Institution, die die Macht hat, Deutschland durch Diskussion zu verändern. Mit einer lichten Höhe von  mehr als 37 Metern steht die Zentrale der Bundesdiskussionsbehörde beispielhaft für das, was möglich ist, wenn politische Fantasie und entschlossenes Verwaltunghandeln auf einen gut geführten Haushalt treffen.


Archiv: Erfolgreiche Ansiedlung im Osten - das Bundesblogampelamt (BBAA) im mecklenburgischen Warin

Freitag, 13. September 2019

Huntington: Die Zukunft des Westens


Der Konflikt zwischen Multikulturalisten und Verteidigern der westlichen Kultur und des amerikanischen Credos ist laut James Kurth "der eigentliche Kampf" im amerikanischen Teil des westlichen Kulturkreises.“ Die Amerikaner können der Streitfrage nicht ausweichen: Sind wir ein westliches Volk, oder sind wir etwas anderes?

Die Zukunft der USA und die Zukunft des Westens hängen davon ab, dass die Amerikaner ihre Bindung an die westliche Kultur bekräftigen.

Innenpolitisch bedeutet das eine Absage an die konfliktstiftenden Sirenengesänge des Multikulturalismus. International bedeutet es die Absage an die schwer fassbaren, illusorischen Forderungen, die USA mit Asien zu identifizieren.

Welche wirtschaftlichen Verbindungen es zwischen ihnen geben mag, die fundamentale kulturelle Kluft zwischen asiatischen Gesellschaften und der amerikanischen schließt ihren Einzug in ein gemeinsames Haus aus. Die Amerikaner sind kulturell Teil der westlichen Familie; Multikulturalisten können diese Beziehung beschädigen und sogar zerstören ersetzen können sie sie nicht. Wenn Amerikaner ihre kulturellen Wurzeln suchen, finden sie sie in Europa.

Mitte der neunziger Jahre gab es eine neue Diskussion um Wesen und Zukunft des Westens. Daraus entstand eine Erneuerung der Erkenntnis, dass eine solche Realität existiert hatte, und die besorgte Frage, was ihre weitere Existenz garantieren würde. Die Diskussion entsprang zum Teil der Überlegung, die führende westliche Institution, die NATO, um die westlichen Länder des Ostens zu erweitern, und zum Teil den ernsthaften Meinungsverschiedenheiten im Westen über die richtige Reaktion auf den Zerfall Jugoslawiens.

Sie spiegelte in einem weiteren Sinne auch die Sorge um die künftige Einheit des Westens nach dem Wegfall der sowjetischen Bedrohung und besonders die Sorge darüber, was dieser für das Engagement der USA bedeute.

Samuel P. Huntington, Kampf der Kulturen, 1996




Magnetkraftwerke: Die Energieerzeuger der Zukunft

Das Handelsblatt berichtet über die neuen Möglichkeiten des Magnet-Antriebs.
Wer in einem alten Diesel durch das rheinische oder das mitteldeutsche Ökostromrevier fährt, kann die weit über 10000 oft hundert Meter hohen Türme der in der Landschaft verteilten Windkraftanlagen ebensowenig übersehen wie die Sonnenkraftwerke, deren blitzblank polierte Oberflächen gerade in diesen trüben Wintertagen besonders neugierig auf kostenlose Sonnenstrahlen warten.

 Von hier aus liefern große und kleine Energieversorger normalerweise rund um die Uhr verlässlich Strom an Industrie und Haushalte. Von hier geht aber auch die Erderwärmung aus. Denn weil Wind und Sonne nicht immer zur Verfügung stehen, müssen alte, schmutzige Atom- und Braunkohlenkraftwerke vorgehalten werden, um Elektroautos, Fernseher und selbst Regierungsrechner und -limousinen anzutreiben.

Magnetenergie als saubere Lösung


Doch nur wenige Kilometer entfernt, im Herzen Kölns, befindet sich ebenfalls ein Kraftwerk, das genauso zuverlässig und noch viel zuverlässiger Energie liefert. Nur sitzt es recht unscheinbar in dem Hinterhof einer kleinen Seitenstraße im Stadtteil Ehrenfeld - und im Unterschied zu seinen großen Brüdern arbeitet es nach den Gesetzen der Grünen Physik: Abraumfrei, emissionslos, divers und vielfältig.

Magnete statt tonnenschwerer Betonbauten, unsichtbare Kräfte statt dickem Qualm, dieses pfiffige Konzept hat das noch blutjunge Unternehmen Future Energy zu einem der größten virtuellen Energieerzeuger Europas gemacht.

 Die Stromproduktion des virtuellen Kraftwerksriesen entspricht mittlerweile in etwa dem, was zwei große Atomkraftwerke produzieren würden, nachdem sie abgeschaltet wurden. 

Future Energy schafft das mit mehr als hunderttausend Neodym-Magneten, weit über anderthalb Millionen Ferritkernen, 3.000 Magnetspeicherlagern und tausenden Heuslerschen Hufeisenmagneten, deren Flächenverbrauch nur etwa dem des Saarlandes entspricht.

„Die großen Versorger haben den Markt für Magnetkraftwerke lange nicht ernst genommen“, sagt FN-Chef Reinhold Herger, der als Gründer der Restaurantkette Hot Bird zu Vermögen gekommen. Gerade die Magnetspeicheranlagen gelten dem Erfinder der "leckeren Vogel-Brutzel-Bude" als 
besonders zukunftsträchtige Möglichkeit, nachhaltig erzeugte Energie im Einklang mit dem grünen Wahlprogramm zu speichern

„Wir vernetzen die Vielzahl verschiedener Energieelektronen digital, so dass sie sich einzeln steuern und regeln lassen“, erklärt Ravon Ahlmann, der Erfinder der ausrollbaren Netzspeicherfunktion, der mit der Entdeckung der sogenannten Kernspannungsschmiere die Voraussetzung für widerstandsloses Netzspeichern begründete.

Der Zauber des Magnetantriebs


In der Kölner Zentrale von Future Energy - gelegen zwischen Starbucks-Filiale und Bionade-Brauerei - wird inzwischen aber auch die alternative On-Board-Stromerzeugung für Elektroautos getestet. 

Beim Magnet Drive handelt es sich um ein neuartiges Speicher- und Energieerzeugungskonzept, das durch  Messfehler und die Nichtbeachtung geringer, jedoch entscheidender Gegenkräfte in der Lage ist, bei entsprechender Größe genug Energie zu erzeugen, um beliebige Verbraucher zu versorgen.

Ein virtueller Elektroautoantrieb besteht dabei aus einer aufgeladenen Großmagneten, der das ihn tragende Fahrzeug über unsichtbare Magnetströme zieht. 

Dabei erheben Firmen wie Future Energie Echtzeit-Daten über die aktuelle Auslastung, erstellen Prognosen für die Zukunft und schalten auf dieser Basis die Magnetspulen zu oder ab. Je nachdem wie hoch der Strombedarf gerade ist. Das alles passiert vollautomatisch und digitalisiert.

Das System könnte ein Problem lösen, das die Erneuerbaren einst selbst verschärften: Anders als konventionelle Kraftwerke, die ihre Produktion sehr genau steuern können, unterliegen Wind- oder Solarparks naturgemäßen Schwankungen.

 Die Sonne scheint nicht immer, genauso wie der Wind nicht immer weht. Magnetspeicheranlagen aber, so Herger, sind zwar nicht in der Lage, mehr Strom zu produzieren, als das Netz aufnehmen kann, sie können jedoch ohne Aufladen oder Nachtanken durch einfaches lösen der Ladebremse Transportarbeiten verrichten, Turbinen antreiben oder über Reibungswärme Wohnungen beheizen.

Magnetenergie wird so zunehmend zu einem wichtigen Kriterium für ein stabiles Stromnetz. Außerdem: In einem Magnetkraftwerk wird Strom zwar dezentral und induktiv aus erneuerbaren Quellen erzeugt, er kann aber am effektivsten zentral, zum Beispiel in einem der gigantischen Permanentmagneten, gespeichert werden.

Future Energy setzt bei der Kinetisierung der dabei gespeicherten potentiellen Energie insbesondere auf moderne Magnetmotoren nach den Plänen des schleswig-holsteinischen Maschinenbauers Friedrich Lüling, der bereits im Jahre 1954 einen voll funktionsfähigen Magnetmotor gebaut hatte.

 Damals scheiterte der Pionier an der Energiemafia und der Lobby der Verbrennungsmotorfans von BMW bis SPD. Doch mit der Entdeckung von Supermagneten aus „Seltenen Erden“, dem sogenannten Neodym, steht einer Umrüstung der deutschen Energieversorgung auf Magnetantrieb nichts mehr im Wege.

Neodym als Endlösung


Neodym-Magneten erlauben es, wenn gerade viel Strom aus Erneuerbaren ins Netz kommt, der in dem Moment nicht gebraucht wird, magnetisch zwischenzuspeichern und bei Bedarf wieder abzurufen. Insgesamt verfügt Future Energy in Europa derzeit über fünf Magnetgroßsspeicher.

 Ziel der Firma ist es aber, in allen 570 Millionen Haushalten Heimspeicher auf Eisen-, Neodym- und Borbasis aufzubauen.

Mit ihrer Hilfe wären ausreichend Kapazitäten da, um Netzüberschüsse ganzjährig für Engpasssituationen zu speichern. Future Energy übernähme das Netzmanagement, das die vorhandenen 60 Gigawatt Magnetenergie jeweils dorthin mobilisiert, wo sie benötigt werden. 

Das könne auch per Lkw oder Zug geschehen, stellt Ravon Ahlmann klar, denn dank ihrer modularen Bauweise sind alle Magnetspeicher mobil.

Das Problem der sogenannten Redispatch-Kosten wäre damit auch gelöst: Noch 2017 mussten die großen Übertragungsnetzbetreiber die Rekordsumme von 1,4 Milliarden Euro aufwenden, um das Netz zu stabilisieren – und letztlich Stromausfälle zu vermeiden. 

Mit der flächendeckenden Einführung von Magnet Nets stünden Angebot und Nachfrage stets im Einklang. Betreiber des Übertragungsnetzes müssten nicht mehr eingreifen.

Donnerstag, 12. September 2019

Klimakrieg: Sie wollten nur das Eis retten


Sie wollten nur das Eis retten, retten vor dem heißen Atem des Klimakatastrophe, die auch in der Arktis dafür sorgt, dass menschengemachtes CO2 zur Aufheizung des Packeises führt. Perspektivisch steigt damit der Meeresspiegel, vielleicht um zwanzig Zentimeter, vielleicht um einen Meter oder auch um zwei. Nicht nur die seit dem 29. Oktober 2001 beharrlich in den Fluten versinkende Insel Tuvalu geht immer weiter unter, auch der Rest der Erde ist zunehmend bedroht.

Eine Gruppe von Klimaaktivisten wollte das nicht weiter hinnehmen. Die 16 Kämpfer gegen den Klimawandel schifften sich auf der MS Malmö ein, um direkt vor Ort zu helfen. Eine Filmcrew wollte die unmittelbaren Folgen des Klimasommers dokumentieren und die Folgen der aktuellen Erderwärmung so für Interessierte in aller Welt sichtbar machen. Doch dann diese dramatische wende: Obwohl Wind- wie Eiskarten sagten die Meerenge in Übereinstimmung mit den Prognosen des Weltklimarates und der führenden Klimamahner als eisfrei angezeigt hatten, wurde die "Malmö" vom Eis blockiert. Der Wind habe das nach allen Klimaprognosen eigentlich geschmolzene Eis in die Hinlopenstraße geblasen, sagte Expeditionsleiter Tore Top Arctic Tours, einer australischen Firma, die nachhaltige Arktisreisen ab 6000 Dollar anbietet.

Dramatische Szenen spielten sich daraufhin ab, denn die 16 Passagiere steckten nun unerwartet und unvorbereitet vor Longyearbyen, Spitzbergen, auf halber Strecke zwischen Norwegen und Nordpol fest. Zu Hilfe gerufenerettungs Hubschrauber konnten die vom Klimawandel bedrohten Passagiere schließlich unter schwierigen Bedingungen an Bord nahmen und evakuieren. Sieben Besatzungsmitglieder hingegen verblieben an Bord und warten nun auf die Unterstützung eines Eisbrechers der Küstenwache, der die 1943 gebaute MS Malmö freifräsen soll.

Von wegen töten: So segensreich wirken SUVs

Deutlich positiv: Je mehr SUVs auf den Straßen unterwegs sind, desto weniger Menschen sterben im Verkehr.
Elftausend starben 1991, 1997 waren es noch fast 8000, selbst im Jahr 2006 mussten in Deutschland noch mehr als 5000 Verkehrstote beklagt werden.

Spätestens der schwere Unfall mit vier Toten in Berlin hat nun eine Diskussion darüber ausgelöst, ob Autos, die nicht der Bauart SUV entsprechen, grundsätzlich aus dem Verkehr entfernt werden sollen. Der Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, Jürgen Resch, forderte im "Tagesspiegel" rasch umsetzbare Maßnahmen. Ein Blick auf die Statistik der Verkehrsunfalltoten (oben) zeige, dass erst der Erfolgszug der Sport Utility Vehicles zu einer spürbaren und nachhaltigen Senkung der Opferzahlen im Straßenverkehr geführt hatte. Weder eine City-Maut, die die Einfahrt in Städte sehr teuer mache, noch die vielen Parkverbote in Innenstädten oder die Verampelung Deutschlands hätten einen vergleichbaren Effekt gehabt.

Positiver Einfluss 


Der Unfall in Berlin, ausgelöst mutmaßlich durch einen medizinischen Notfall bei dem Mann am Steuer, hat damit eine wichtige politische Debatte über Autos in Städten ausgelöst. SUV sind bei Autokäufern in Deutschland zunehmend beliebt, obwohl sie von Kritikern als besonders umweltschädlich bezeichnet werden. Andererseits zeigten die Unfallzahlen, dass die zunehmende Anzahl von SUVs auf den deutschen Straßen offenbar einen deutlich positiven Einfluss auf die Zahl tödlicher Unfälle im Verkehr hatten. Die "panzerähnlichen Autos", wie sie der grüne Bezirksbürgermeister von Berlin-Mitte, Stephan von Dassel, nennt,  dämpfen die Lebensgefahr augenscheinlich nicht nur für "Unschuldige" (von Dassel), sondern ganz allgemein.

"Man kann nicht einfach sagen: SUV ist grundsätzlich ungefährlicher als ein Polo oder als ein Smart", glaubt der Unfallforscher Siegfried Brockmann vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft. Mehr Einfluss als das Gewicht eines Fahrzeuges hätten Geschwindigkeit und Art des Zusammenstoßes. Werde ein Auto nicht bewegt, sinke die Unfallgefahr drastisch ab, wohingegen ein seitlicher Aufprall eines mit hoher Geschwindigkeit fahrenden anderen Autos auf ein SUV ganz anders wirke als derselbe Aufprall auf einen Fahrradfahrer.

"Menschheitsherausforderung"


Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Frage in ihrer ersten Bundestagsrede nach dem Beginn der Grundsatzdiskussion vorerst unerwähnt gelassen. Wichtiger sei die "Menschheitsherausforderung", die der Klimawandel bedeute, der einen "gewaltigen Kraftakt" von allen erfordern werde. Merkel fuhr dabei, reportiert der "Spiegel",  "mehrfach mit der Faust durch die Luft".

In Richtung all derer, denen es plötzlich viel zu schnell gehe mit den Ankündigungen von radikalstem Klimaschutz, sagte sie: "Nichtstun ist nicht die Alternative", denn das Geld sei "gut eingesetzt". Niemandem werde etwas weggenommen, das Geld sei da, denn der Bund habe gut gewirtschaftet. Deutschland als Industrieland könne deshalb auch in diesem Bereich mutig vorangehen und beweisen, dass man mit entsprechender Technologie sogar wirtschaftlich von Nachteilen profitieren könne, die sich beispielsweise aus dem höchsten Strompreis der Welt ergäben. Gelinge der kühne Plan, aus Energie, Atom, Glyphosat, Fleisch, Rechtsradikalismus, Ostdeutschland und SUVs gleichermaßen auszusteigen, stehe fest:"Es wird niemandem schlechter gehen als zuvor - dafür vielen besser."


Mittwoch, 11. September 2019

11. September: Ein Ast vom Baum Allahs



Der dänische Liedermacher Carl Ladeplads muss seit dem Erscheinen seiner allah-kritischen Nummer "Mohammed" im Kopenhagener Untergrund leben.

Der vorerst letzte Chef von Al-Kaida trug ein besonders trauriges Schicksal. Hamza bin Laden, der Sohn des "Terrorscheichs" Osama, der es heute vor 18 Jahren mit dem vermutlich perfidesten Anschlag der Weltgeschichte geschafft hatte, die gesamte westliche Welt zu erschüttern, übernahm den Posten seines Vaters als Vorsitzender der Reste der Terrorgruppe, ohne dass es jemand mitbekam. Erst als die USA ihm eine Rakete auf den Kopf geschossen hatten, wurde bekannt, dass der Sohn dem Vater nachgefolgt war. Da aber war Hamza bin Laden bereits tot.

Zum 19. Jubiläum der Anschläge, die am 11. September 2001 mehr als 3000 Menschen das Leben kosteten, gibt es wie seit Jahren schon keinerlei Erinnerungsandachten. 9/11 ist Geschichte geworden, Geschichte der Art von Ereignissen, bei denen Zeitzeugen immer noch wissen, wo sie waren, als es geschah. Und Nachgeborene den Kopf schütteln: War da was?

Nun, ein Mann, der die Welt in Atem hielt, ehe er vergessen wurde. Die letzte Meldung, die kam, war die über die gefundenen Pornofilme in seinem kleinen, überaus luxuriösen "Unterschlupf" (dpa) in Pakistan. Nur zwei Wochen nach seiner überraschenden Rückkehr in die Weltpolitik zog sich Osama Bin Laden danach wieder zurück. Ungeklärt blieben die genauen Umstände seines Ablebens, nachdem PPQ in einer Rekonstruktion der Ereignisse der Todesnacht aufgezeigt hatte, dass es viele Möglichkeiten der Abläufe gibt. Keine davon sich aber mit den offiziellen Angaben in Einklang bringen lässt.

Was wirklich geschah in jener Todesstunde im lauschigen Abbottabad, lässt jetzt ein geheimes Strategiepapier ahnen, das der Tagesspiegel in voller Länge veröffentlicht hat. Danach hatten US-Geheimdienste und -Regierungsstellen Furcht vor einer Festnahme des Terrorfürsten, weil die nachfolgend zwingend notwendigen juristischen Prozeduren Amerika mehr schaden als nutzen hätten können. Konkret habe ein "weltweiter Aufschrei gegen die ungesetzliche Festnahme durch die USA" gedroht, daszu die Gefahr, dem Terrorfürsten keine konkrete Tatbeteiligung nachweisen zu können.

Nach Prognosen der Tagesspiegel-Experten hätte ein Prozess mehrere Milliarden Dollar gekostet, am Ende aber hätte Haftverschonung aus gesundheitlichen gründen oder sogar ein Freispruch stehen können. Amerika drohe ein neues Trauma, beschreibt das Blatt das Szenario etwa fünf Jahre nach Beginn des Prozesses: "Bin Laden, noch immer Untersuchungshäftling, hat inzwischen in der Haft vier Räume zur Verfügung, ein Akten- und Arbeitszimmer, eine gemütliche Gebetsecke, einen Besucherraum und ein Schlaf- und Fernsehzimmer mit arabischsprachigen Kanälen. Der Angeklagte klagt nicht, muslimische und lutheranische Sozialarbeiter bereiten ihn behutsam auf ein Leben in Freiheit vor, das so unwahrscheinlich nicht mehr ist."

Auch Osama Bin Laden, das zeigt ein neues Bekennervideo, das von der auf Internetüberwachung spezialisierten Unintelligence-Group (UIG) auf islamistischen Webseiten (iTV) entdeckt wurde, spekulierte wohl auf ein solches Ende seiner Karriere. In dem kurzen Film zeigt sich Osama Bin Laden noch einmal mit gefärbtem Bart und in seinem alten, quittegelben Kaftan, um seinen sogenannten "Letzten Willen" zu verlesen. Er klingt altersmilde und sieht recht gesund aus, mehrere Schnitte im Film verraten aber, dass er mehrere Anläufe gebraucht haben muss, um seinen Text einzusprechen. Die "Botschaft an die Welt" (Originaltitel) ist zum ersten Mal mit einer deutschen Synchronstimme übersprochen, die Experten zufolge Ali Al Aschersleben gehören soll, einem führenden Mitglied der Al Kaida im Mansfelder Land. Parallel dazu wird der Text in einem englischsprachigen und einem arabischen Laufband transportiert.

Auch der Al-Kaida-Chef spricht im Zusammenhang mit seinem Ableben von "Mord" und nennt nicht näher bezeichnete "Kreuzfahrer" als seine Mörder. Er habe das Videoband vorsorglich aufgezeichnet, um der Welt klar zu machen, das ihn die Lektüre von Georgi Dimitroffs großen Reden im Reichsbrandprozess davon überzeugt hatten, seinen Kampf um die Befreiung der Umma nicht mehr mit Blutbädern und Bombenanschlägen zu führen. Er sei vielmehr entschlossen gewesen, sich seinen Häschern zu stellen und seinen Anklägern dann - wie einst Dimitroff - in einem rechtsstaatlichen Verfahren den Prozess zu machen.

Davor aber hätten die Kreuzfahrer Furcht gehabt, weshalb er habe sterben müssen, versucht Osama seinem Tod einen höheren Sinn anzudichten, um die Massen in der arabischen Welt noch einmal hinter Al Kaida zu versammeln.

Doch wenige Daten haben die Weltgeschichte so nachhaltig beeinflusst wie dieser Tag, wenige Ereignisse verschwanden anschließend so gründlich aus der Debatte.  Dabei wirken die Taten von Khalif Scheich Mohammed, Mohammed Atta und ihren Mitmördern von heute aus betrachtet eher wie ein Startschuss als wie ein wirklicher Vernichtungsangriff. Durch das Fanal, das die unintegrierbaren jungen Männer am 11. September 2001 setzten, fühlten sich Tausende anderer angespornt, ebenso für ihre mittelalterliche Ideologie auf Kreuzzug zu gehen.

 Der Terror schlich sich danach in den Alltag der westlichen Gesellschaften, die einer solchen Herausforderung ratlos und nahezu wehrlos gegenüberstehen. Dazu muss er nicht einmal als Terror auftreten. Ein Messer wie in Chemnitz oder ein paar Tritte wie Köthen, sie reichen schon.

Die schärfste Waffe des Westens gegen die Angst ist inzwischen die strikte Verleugnung. Zwar gibt es kaum noch Volksfeste, die nicht mit Betonpollern terrordicht abgesperrt werden, zwar gelten Meinungsäußerungen im Internet und Facebook-Posts mittlerweile als fast so etwas wie Bombenanschläge und das Ausmaß der Überwachung aller Lebensäußerungen hat sich auf ein Maß gesteigert, das in den 80er Jahren zweifellos zum Sturz der Regierung geführt hätte. 

Doch Medien wie Spitzenpolitik behaupten dennoch dreist, dass wir uns unsere Art zu leben nicht vom Terror zerstören lassen.9/11 war der Tipping Point in eine andere Welt, der Moment, in dem der islamistische Terror sich zum ersten Mal stolz in seiner ganzen Erbärmlichkeit vor aller Augen zeigte und hier und da Menschen klar wurde, dass der Islam nicht irgendein weiterer lustiger Geisterglaube mit Mummenschanz und heiligen Märchenbüchern ist. Sondern eine reale Gewalt, die danach strebt, die individuelle Freiheit aller Menschen abzulösen durch ein Freiheitskonzept der Unterwerfung unter eine höhere Idee, das dem gleicht, das Nationalsozialisten und Kommunisten als Handhabe nutzten, Millionen Menschen zu ermorden.

Das macht es schwer, 9/11 heute noch öffentlich zu besprechen, denn selbst wo der Islam als vermeinlichter "Islamismus" maskiert wird, um die saubere Religion von ihrer blutigen Pervertierung zu unterscheiden, bleibt der Terror ein Ast vom Baum Allahs. Gäbe es ihn, wie gute Muslime (vor 9/11: Moslems) behaupten zu glauben, hätte er es genau so gewollt.

Was geblieben ist, sind die Zweifel an der  offiziellen Version der Ereignisse, der letzte Rest vom Hühnerknochen, an dem gelegentlich noch genagt wird, weil selbst der Beweis, dass es doch die USA selbst waren, die Russen oder die Marsmenschen, dem Zusammenleben der Völker und schrägen Religionen dienlicher ist als der Hinweis darauf, dass es seinerzeit tatsächlich Menschen gab, die den Zusammenbruch der Türme feierten.

Zum Jahrestag also Neuigkeiten über World Trade Center 7, das Nebengebäude der Twin Towers, das zusammenfiel, weil, so hieß es, genau wie bei den größeren Nachbarn Feuer die Stahlkonstruktion so geschwächt hatte, dass sie nachgab und das Hochhaus unter der Last seines eigenen Gewichtes zusammenrutschte.

Stimmt nicht,  erklärten die promovierten Bauingenieure Leroy Hulsey, Zhili Quan und Feng Xiao, die in jahrelangen Untersuchungen ein "nahezu gleichzeitigen Versagens jeder Säule des Gebäudes" als Einsturzursache ausgemacht haben. Sieben Worte, wo man es auch kürzer hätte sagen können: Eine Sprengung.

Das ist sensationell, aber nun wieder auch zu harter Stoff, um das Kistchen mit den Terrortheorien wieder zu öffnen. Außer bei Telepolis und einem Blog, das sich mit "Grenzwissenschaften" beschäftigt, gibt es keinerlei Berichterstattung über die Ergebnisse des 126-seitigen Berichte, die  deutlich im Widerspruch zur offiziellen Untersuchung der Regierungsbehörde NIST (National Institute of Standards and Technology) aus dem Jahr 2008 steht.

Damals war erklärt worden, dass der 186 Meter hohe Wolkenkratzer durch Bürobrände in sich zusammengefallen sei, weil Stahlträger durch Feuer geschwächt wurden, so dass sie das auf ihnen lastende Gewicht nicht mehr hätten tragen können. Die neue Studie nun zeige aber, dass die NIST-Untersuchung gravierende methodische Mängel aufweise. Um zu den gewünschten Ergebnissen zu kommen, hatten die Untersuchenden damals real existierende Bolzen und Verstärkungen der Stahlkonstruktion in WTC7 bei ihren Berechnungen weggelassen. Telepolis erinnert giftig daran, dass auch man seinerzeit auch selbst mit Bezugnahme auf die NIST-Ergebnisse behauptet hatte: "Jedes Detail, buchstäblich jede Schraube des Gebäudes wurde erfasst" und nun sei "das letzte Rätsel um 9/11 gelöst".

Jetzt berichtet das ZDF lieber gar nicht, auch der "Spiegel" setzt zum Geburtstag lieber dem Massenmörder Mohammed Atta ein Denkmal, als komme es darauf an, wann der Anführer der Attentäter genau mit wem wohin gefahren und ab wann er richtiges Al-Kaida-Mitglied gewesen sei.

Dass das östliche Penthouse auf dem Dach von WTC7 fünf Sekunden früher einstürzte als das Haus unter ihm, wie auf Videos sichtbar ist, deutet darauf hin, dass auch dort oben etwas passiert sein muss. Denn die Studie aus Alaska verdeutlicht, dass der Zusammenbruch der 13. Etage logischerweise nicht Auswirkungen im 48. Stock haben kann, ehe er geschieht. Möglich sei das nur bei einem "gleichzeitigen Versagen aller Säulen im Inneren des Gebäudes über einen Bereich von 8 Etagen, gefolgt von einem 1,3 Sekunden späteren gleichzeitigen Versagen aller Außensäulen im gleichen Bereich". So, sagen die Wissenschaftler, lasse sich ein Ereignisbild nachstellen, das dem gleiche, das die Videos des Zusammenbruchs zeigen.

Da wird es dann aber zu kompliziert. 

Umweltpleite: Deutschlands Scheitern neu verpackt

30 Jahre nichts passiert - nun aber geht los: Binnen von nur 15 Jahren zielt die Bundesregierung auf ein klimaneutrales Deutschland.
Gefühlt Weltmeister, gefühlt berufen, dem Rest der menschlichen Gesellschaft den Weg in eine klimaneutrale Zukunft zu weisen, in der Pullover statt Heizungen, Jutebeutel statt Plastiktüten und Klimaversprechen statt CO2-Reduzierungen den Sieg des Menschen über eine menschengemacht immer heißer werdende Atmosphäre markieren.

Obwohl aktuellen Umfragen zufolge eine Mehrheit der Deutschen nicht daran interessiert ist, beim der Endzeithysterie mitzumachen, die spätestens mit den ersten Demonstrationen einiger weniger tausend Schüler unter dem Motto "fridays for future" in den Elfenbeintürmen der Parteistrategen ausbrach, es ist der deutschen Politik doch zumindest gelungen, die Leitmedien kollektiv für eine Agenda zu begeistern, die zumindest eines jetzt schon geschafft hat: Das leidige Flüchtlingsthema, bei dem die Parteien des demokratischen Blocks auch nach fast fünf Jahren noch nach einer halbwegs stringenten Antwort suchen, aus den Schlagzeilen zu verdrängen.

Dauerton von der Klimasirene


Die Nebenwirkungen aber sind immens. Die Klimaalarmsirene schrillt als Dauerton durch Fernsehen, Radio, Internet und die gedruckten Zeitungen, die allein ihre eigene schreckliche Klimabilanz beim Warnen und Mahnen außen vor lassen. Die politischen Parteien liefern Aufregungsmaterial in einem Tempo, als schlüge das letzte Stündlein des Planeten, wenn nicht sofort, jetzt und unverzüglich Deutschland einen nur hierzulande erreichbaren Knopf drückte, der das Schicksal der Völker zum Guten wendet.

Plastiktüten und SUVs, Autos überhaupt, Ölheizungen, Trinkhalme, Fleisch, Soja, Fliegen - kaum ein Lebensbereich, der zuletzt nicht ins allzeit scharfe Visier von Verbotsideologen rückte, deren feuchter Traum es ist, eine Art Ökodiktatur zu errichten, in der sie im Namen künftiger Generationen durchregieren können, ohne dass Fehlgeleitete und Quertreiber bei Wahlen noch Widerspruch anmelden dürften. 


Als Annegret Kramp-Karrenbauer nun angekündigte, "den Turbo einlegen" zu wollen, um "Deutschland Klimaziele" (ARD), die seit 1990 einerseits ständig erhöht, andererseits immer verfehlt wurden, doch noch zu erreichen, erschallte einhellige Zustimmung aus den Schreibstuben der Klimapresse, die sich in den vergangenen Monaten wie von Zauberhand zu einer Art Vorfeldorganisation der "fridays-for-future"-Bewegung verwandelt hat. Das müsse jetzt, das wollten alle, so heißt es, ein Klimaruck solle druchs Land gehen und man werde "sich innerhalb der Regierung auf Maßnahmen einigen, die auch wirken", so Kramp-Karrenbauer unter lautem Beifall.

"Nationale Kraftanstrengung"


Wer die Rechnung übernehmen soll, ist auch schon klar, denn "es gibt Vorschläge, wie wir die Situation, dass wir zurzeit viel privates Vermögen haben, nutzen", betont Kramp-Karrenbauer. Nur zeigt ein Blick auf 30 Jahre vergeblicher Bemühungen, Deutschlands CO2-Ausstoß zu vermindern, wie wahrscheinlich ein Erfolg der aktuellen Klimapläne des "Klimakabinetts" (Groko) ist, künftige "Klimasommer" (Annalena Baerbock) durch eine nationale Kraftanstrengung zu verhindern.

Zahlen sind unbestechlich: Zwischen 1990 und 2018 gelang es der Bundesrepublik, ihren CO2-Ausstoß um rund ein Drittel zu senken. Etwa 75 Prozent dieser Minderung entsprangen allerdings nicht gezielten Maßnahmen der Regierung, obwohl es die immer wieder gab. Vielmehr war es die nahezu komplette Abschaltung der Großindustrie in Ostdeutschland, die in der ersten Hälfte der 90er Jahre dafür sorgte, dass die deutschen "Treibhausgas-Emissionen" (Umweltbundesamt) von 1,25 Milliarden Tonnen auf nur noch knapp über eine Milliarde Tonnen sanken.

Danach passierte ein Vierteljahrhundert fast nichts mehr. Die Reduktionsrate pendelte sich unter Schwankungen bei 0,5 Prozent pro Jahr ein. Aus einer Milliarde Tonnen CO2 im Jahr 2000 waren 18 Jahre später 905 Millionen Tonnen geworden. Eine Verminderung um zehn Prozent, die nicht annähernd ausreichte, die eingegangenen "Klimaverpflichtungen" (Merkel) einzuhalten.

All in im Klimakampf


Es funktioniert einfach nicht, auch wenn zur Ablenkung alle Ziele stets erhöht und weiter in die Zukunft verschoben wurden, sobald absehbar war, dass sie nicht mehr zu erreichen sind. Mit den neuen Ankündigungen, nun aber echt ernst zu machen, mit Turbo und Schmerzen und einem Umbau der gesamten Gesellschaft, der Wirtschaft und Auflagen für individuelle Lebensgewohnheiten, geht die Bundesregierung unterstützt von Grünen und Linken nun jedoch all in: Was in 30 Jahren nicht einmal annähernd gelang, soll nun in 15 Jahren weit übertroffen werden. Aus 30 Prozent CO2-Minderung in drei Jahrzehnten sollen hundert Prozent Minderung bis 2035 werden - das Tempo, dass dazu anzuschlagen wäre, ist so illusorisch, dass normalerweise jeder Berichterstatter in Lachen ausbrechen müsste.

Um rund 350 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent hat Deutschland seinen Ausstoß seit 1990 reduziert. Bis 2035 sollen nun noch 900 Millionen Tonnen folgen - die dreifache Menge in der Hälfte der Zeit. Während gleichzeitig durch einen Komplettumbau von Energieerzeugung, Verkehr und privaten Lebensverhältnissen in einem Land, dass über anderthalb Jahrzehnte nicht in der Lage ist, einen simplen Flughafen zu bauen, eine massive Erhöhung CO2-ausstoßintensiver Produktionsprozesse stattfinden muss. Jedes Windrad benötigt tausende Tonnen Zement und Stahl, der Bau von Millionen neuer Heizungen löst Milliarden Fahrzeugbewegungen aus, der Umstieg auf öffentlichen Nahverkehr erfordert dessen Ausbau und der Ersatz von 42 Millionen Benzinfahrzeugen setzt die Herstellung von 120 Millionen Tonnen Stahl, 40 Millionen Tonnen Aluminium und 2,1 Millionen Tonnen Lithium voraus. 

Erstaunlich ist angesichts dieser Zahlen nicht nur, dass sich irgendein seriöser Politiker wagt, öffentlich in Aussicht zu stellen, dass es sich bei alldem um ernsthafte Pläne mit - eine kollektive Kraftanstrengung vorausgesetzt - realistischen Erfolgsaussichten handelt. Sondern vor allem, dass eine ganze Medienbranche sich weigert, auch nur einmal auf Daten, Fakten und Zeitverläufe zu schauen und das Klimapferd, auf dem die Politik zu reiten meint, als das benennt, was es ist: Eine Schimäre, deren Hufe den Boden nicht berühren.

Dienstag, 10. September 2019

Ein bisschen Spaß muss sein: Napalm für Sachsen



Blutjung, derb und trocken*, das ist Maria Clara Groppler. Mit ihren knackigen 20 Jahren, dünnes Hemdchen, Schulter frei, wirkt sie auf den ersten Blick gar nicht wie ein entmenschter Menschenfeind, der anderen unbekannterweise Tod und Verderben wünscht. Doch als jüngstes Talent im Zirkus der faschistischen Menschenverachtung muss die süße Spät-Teenagerin, bis heute noch unter dem Schutz des Jugendstrafrechtes stehend, natürlich härter sein, drastischer und tabuloser als die Altvorderen, die mit stumpfen Weiberwitzen, Gebeten für ein demokratieförderndes Bündnis von RAF(GB) und RAF (D) oder Schmähscherzen gegen Klima-Greta Quote zu machen versuchen.

Maria Clara Groppler, die sich auf ihrer Homepage kampflustig mit gezückter Fingerpistole präsentiert, hat es nun geschafft. Die Abiturientin hat selbst den seit Walter Ulbricht auf Sachsenhass spezialisierten "Spiegel" mit einer Mordfantasie übertrumpft, die nur öffentlich machen kann, wer nicht nur in Geschichte nicht aufgepasst hat, sondern auch kein Herz besitzt.

Und wie leicht das war! Groppler hat die - nach der geltenden Satire-Richtlinie ausschließlich für Witze auf Nazikosten geltende - EU-Grundregel, dass Satire alles dürfen können muss, dazu genutzt, zur Bestrafung von AfD-Wählern in Sachsen eine Auslöschung der betreffenden Gebiete ("Chemnitz", sagt sie) durch ein Flächenbombardement mit Napalm anzuregen. Comedy, die "ehrlich und direkt" (Groppler) ist, manchmal aber eben auch "etwas derb", ja, etwas. Aber soooo lustig! Genau das liebt die Berlinerin, die es mit dem Hamburger Sturmgeschütz der Dumdum-Demokratie hält: "Reden bringt da nichts". Also lieber gleich schießen. Oder noch besser: Brandbombe drauf.

Hätte sie Dresden gesagt, kämen bei Älteren Erinnerungen hoch. Doch die Berlinerin ist eben "blutjung", sie weiß nichts, steht schon zwei Jahre auf der Bühne und sieht sie auf den ersten Blick immer noch "süß und unschuldig aus", wie sie selbst schreibt. Aber "der Schein trügt" (Groppler), das nette Mädchen wünscht anderen den Tod, ohne auch nur mit den Augenbrauen zu zucken. Das ist witzig, das knallt, da bleibt kein Auge trocken und kein Unschuldiger am Leben.

Und die Rechtspopulisten lachen natürlich am lautesten: Jeder Aufruf des hasserfüllten Anderthalb-Minuten-Videos aus der Fernsehsendung "Nightwash" bringt den Rechtsnazis und Neohitlers im Gauland-Kostüm in Sachsen Minimum eine Stimme mehr. Ziemlich genau sogar: Bei der Landtagswahl vor Gropplers lutsigem Auftritt hatte die AfD in Sachsen etwas mehr als 200.000 Wähler. Bei der danach waren es exakt die 400.000 mehr, die den aufrüttelnden Bomben-Clip der Komödiantin gesehen haben.

*Selbstbeschreibung

Bundestagswahl: Warum Kramp-Karrenbauer schon Kanzlerin ist


Sie sah ernst aus und sie guckte nicht so besonders fröhlich, denn das wäre fürwahr nicht angemessen gewesen angesichts eines Wahlergebnisses, das die CDU in einem Bundesland ein Drittel ihrer Wähler kostete und sie in einem anderen zu einer Partei machte, die in etwa Wähler in einer Größenordnung zieht wie die SPD es bundesweit vermag.

Doch tief im Inneren, das ist klar, jubilierte Annegret Kramp-Karrenbauer wie zuletzt, als Kanzlerin Angela Merkel sie auf dem Weg der vorhezogenen Erbfolge zur CDU-Parteichefin ernannte. Denn das Wahlergebnis in Sachsen und Brandenburg beendete nicht nur alle Spekulationen um die Eignung der "AKK" genannten Frau als nächste Bundeskanzlerin. Sondern endgültig auch die Zweifel daran, dass es der spröden Saarländerin mit dem Talent für Kopfsprünge in Fettnäpfchen gelingen kann, eine Mehrheit für die eigene Wahl zur Bundeskanzlerin zu mobilisieren.

Kramp-Karrenbauer ist nicht zu stoppen



Die Bürger in Brandenburg und Sachsen aber machten nun klar: Sie kann nicht nur, sie wird. Nicht, weil der Wähler bei der Bundestagswahl in zwei Jahren meinen wird, Kramp-Karrenbauer sei eine ganz besonders gute Wahl. Nicht einmal, weil die CDU ihre programmatische Ausrichtung bis dahin soweit korrigiert haben wird, dass der ganz normale Dieselfahrer mit zwei Kindern, Jahresurlaub auf Gran Canaria und facharbeiterangemessenem Spitzensteuersatz sie wieder bedenkenlos und ohne Angst vor weiterer Melkung wählen kann. Nein, ganz einfach deshalb, weil sonst niemand da sein wird.

AKK startet ihre bundespolitische Karriere in Zeiten, die für eher führungsschwache und wenig charismatische Politiker ideal sind. Durch das Erstarken der AfD fällt die Schwäche der CDU nicht mehr ins Gewicht: Eine lavede Linke und eine pubertär selbstbewusste Rechte bilden die Leitplanken, zwischen denen AKK 2021 ganz automatisch ins Kanzleramt fahren wird. Einzige Voraussetzung ist, dass die CDU noch einmal stärkste Partei wird – aber da die Grünen allem medialen Jubel zum Trotz im Osten kein Bein auf den Boden bekommen, wird es für sie auch bundesweit nicht reichen.

Afghanistan für überall


Um an die begehrten Ministerposten zu kommen und einmal mehr die viebeschworene "Zukunft" zu „gestalten“ (Baerbock), bleibt der Ökopartei nur der Joschka-Fischer-Weg, als Juniorpartner in eine Koalition einzusteigen. Ob das dann ein Afghanistan-Dreier-Notbündnis mit CDU und SPD sein wird oder ein Duett von Schwarz und Grün, ist nicht weiter von Belang. Kanzlerin wird in beiden Konstellationen nur der jeweilige CDU-Chef werden können, denn weder die Grünen noch die SPD  noch die langsam sterbenden Linke oder FDP sind auf absehbare Zeit in der Lage, Ambitionen zu heben, als stärkste Partei aus einer bundesweiten Wahl hervorzugehen.

Ausgerechnet die AfD hilft der in der Ära Merkel auf 33 Prozent der Wählerstimmen geschrumpften Union, trotz des niedrigsten Stimmenanteils seit 1949, auf eine Art zu wirtschaften, die die nächste Kanzlerschaft heute schon zu hundert Prozent sicherstellt. Phantomdiskussionen um Koalitionen mit dem besten Wahlhelfer, den die CDU sich nur wünschen kann, dienen der Beschäftigung einer auf einfache Reize trainierten Medienbranche und der Unterhaltung eines Publikums, das sich angesichts einer Bundespolitik der ritualisierten Bewegungslosigkeit nach Thrill und Drama sehnt.

Brandmauer nach rechts


Die CDU aber hat ein solches Bündnis weder nötig noch könnte ihr die Erweiterung der Koalitionsoptionen um die Variante Schwarz-Blau irgendeinen Vorteil verschaffen. Ganz im Gegenteil: Kramp-Karrenbauer wird umso sicherer Kanzlerin, umso höher die Brandmauer nach rechts aufragt. Siehe Sachsen-Anhalt, siehe Sachsen und Brandenburg: Wenn rund 40 Prozent  der Wählerinnen und Wähler ihr Kreuz bei AfD und der Linken machen, wird das "Magdeburger Modell" einer Notregierung aus Christdemokraten, Grünen und den Resten der Sozialdemokratie zur alternativlosen Koalitionsvariante, weil jenseits davon nirgendwo mehr eine regierungsfähige Mehrheiten zu mobilisieren sein wird.

Montag, 9. September 2019

Ende einer Fantasie: Von der Elektromobilität zur Elektromorgana

Bei der Durchsetzung der Elektromobilität in Deutschland bleibt noch viel zu tun - und nicht mehr viel Zeit.
Die Klimakrise wird schon bald Kriege befördern - um Wasser, Ackerland und Orte, an denen Menschen ohne Angst vor Naturkatastrophen leben können. Dennoch weigern sich offenbar noch immer zwei Drittel der Deutschen störrisch, umgehend oder wenigstens mittelfristig auf umweltverträgliche Elektrofahrzeuge umzusteigen.

Einer aktuellen Umfrage zufolge, bei der 2.500 Erwachsene befragt wurden, betrachten 64 Prozent der Teilnehmer umweltfreundliche E-Autos als unpraktisch und teuer. Deshalb gaben sie an, dass ein strombetriebenes Fahrzeug für sie keine Alternative zu einem herkömmlichen Auto mit Verbrennungsmotor ist. Als Ausrede dafür, auch beim nächsten Autokauf ein klimazerstörendes Modell zu wählen, nannten 28 Prozent eine zu geringe Reichweite von Elektromobilen, 27 Prozent den hohen Kaufpreis, 13 Prozent das dünne Ladenetz und elf Prozent die langen Ladezeiten.

Dass hochmodernste High-Tech-Neuentwicklungen wie der erst vor zwei Jahren vorgestellte Smart fortwo electric drive schon für knapp über 21.000 Euro ein Reisen wie zu Zeiten der Postkutsche versprechen, weil der verbaute Drehstrom-Synchronmotor den Wagen auf eine Spitzengeschwindigkeit von bis zu 130 Kilometern in der Stunde treibt, zumindest, bis ihm nach einer Stunde der Saft ausgeht, kritisieren die potenziellen Käufer auch aufgrund der danach fälligen ladezeit von jeweils mindestens 45 Minuten als zu zeitraubend. Der Smart fortwo electric drive kommt damit rein rechnerisch auf eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 57 Kilometer pro Stunde, zumidest bei einer Fahrt mit Höchstgeschwindigkeit auf der Autobahn.

Dass eine Reise von München an die Ostsee dank eingebauter elektrischer Entschleunigung zur entspannten Weltreise auf den Spuren mittelalterlicher Ochsenkarren-Karawanen wird und dank notwendiger sechs Tankstopps bis zu 36 Stunden dauern kann, überzeugt die Käufer derzeit noch nicht. Der vor elf Jahren von Angela Merkel und dem damaligen Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) angekündigte große Plan, bis 2020 eine Million Elektro-Autos auf Deutschlands Straßen zu bringen, krankt denn auch noch an der Mitarbeit der Bürgerinnen und Bürger, die sich bisher erst magere 83.000 E-Autos zugelegt haben.

Um das Ziel noch zu erreichen, müssen die noch offenen 91,7 Prozent bis zur angestrebten Million in den kommenden vier Monaten verkauft werden - also pro Monat nicht weniger als 229250 Fahrzeuge, etwa das Elffache dessen, was seit 2008 insgesamt an elektrisch betriebenen Fahrzeugen abgesetzt werden konnte. Angesichts einer störrischen Aussage von mehr als die Hälfte der jetzt Befragten, sich als nächstes Auto wieder einen Benziner oder Diesel zuzulegen, ein nicht leicht erreichbares Ziel.

Aber immerhin reagiert der Bund jetzt auf die Herausforderung: Weil es it der einen Millione Elektroautos nicht klappt, sollen jetzt erstmal eine Million Ladesäulen gebaut werden.

Das sind zwölf Tankstellen für jedes real existierende Elektroauto. Kostenpunkt: Rund eine Milliarde Euro. Oder anders gesagt: Etwa 12.000 Euro pro E-Mobil.