Samstag, 31. Oktober 2009

Verbot der Woche: Shoppen auf ss.de

Da hat aber jemand nicht aufgepasst: Bei der erstmaligen Vergabe zweistelliger .de-Domains in Deutschland hat die Registrierungsstelle Denic auch die Web-Adressen kz.de und ss.de vergeben. Beide Abkürzungen sind wegen der drohenden Gefahr, durch häufiges öffentliches Vorkommen die unmittelbar bevorstehende Wiedererrrichtung eines Vierten, Fünten oder Sechsten Reiches zu beschleunigen, als Autokennzeichen und Vornamen nicht zugelassen.

Denic-Chefin Sabine Dolderer sagte der Illustrierten "Focus", die Entscheidung zur Vergabe sei bewusst getroffen worden. "Wir haben uns für eine Freigabe entschieden, da die Begriffe als solches nicht rechtswidrig sind", betonte Dolderer. Zwar sei es in Deutschland verboten, die Buchstaben SS und KZ öffentlich zu zeigen, da die neuen Inhaber von kz.de und ss.de einen rechtsextremen Hintergrund aber zurückgewiesen hätten, sei das Internet nunmehr ein rechtsfreier Raum. In dem sei es möglich, dass die Buchstabenkombinationen, so die Denic-Chefin, "in Kombination mit entsprechenden Inhalten durchaus der Aufklärung dienen können". Im Fall von kz.de und ss.de solle das durch eine Ferienvermittlung und ein Shopping-Angebot geschehen.

Abriss-Exkursionen: Führers Ferienheim

Hier sollte Urlaub machen, wer für Führer, Volk und Vaterland alles gegeben hat: In Prora auf Rügen stehen die Reste des von der Organisation "Kraft durch Freude" errichteten größten Ferienheimes des Dritten Reiches. Zwischen 1935 und 1939 bauten Heerscharen von Arbeitskolonnen hier endlos lange Wohnblocks direkt an den goldgelben Strand, in denen irgendwann später rund 20.000 Menschen gleichzeitig Ferien häten machen können. Die Wohnblocks wurden noch weitestgehend fertig, die Große Halle, in der die Volksgenossen verzückt den Führerreden hätten lauschen können, nicht mehr. Von ihr geblieben sind nur ein paar Fundamente, ebenso vom Hafen, an dem KdF-Kreuzfahrtschiffe hätten anlegen sollen.

Die Bauarbeiten teilten sich neun namhafte Bauunternehmen, unter anderem war die später von Bundeskanzler Gerhard Schröder gerettete Firma Philipp Holzmann beteiligt, dazu kamen Hochtief, Dyckerhoff und andere. Jede Baufirma errichtete nach zentralen Plänen jeweils einen Block nach eigener Technologie, so entwickelte sich ein Wettbewerb darum, wer zuerst fertig wurde.

Logistisch wurde viel vorweggenommen, was später bei anderen Großbauprojekt nützlich wurde. Zeitweise arbeiteten 9.000 Monteure am KdF-Seebad, das der Welt zeigen sollte, wie sozial und fürsorglich der NS-Staat für seine Bürger sorgte. International erregte Prora Aufsehen: Auf der Weltausstellung 1937 in Paris wurde ein Modell des Seebades ausgezeichnet.

Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges schliefen die Bauarbeiten allmählich ein, weil die Arbeiter zu "kriegswichtigen" Arbeiten herangezogen wurden. Feriggebaut wurde nur ein Teil Wohnanlage aus acht rund 4,5 Kilometer langen Blocks. Nach dem Krieg wurden Umsiedler hier interniert, später übernahm die Sowjetarmee den Komplex, die ihn schließlich an die Nationale Volksarmee übergab.

In einem Teil des Komplexes findet sich heute eine Ausstellung zur Geschichte des KdF-Bades, in einem anderen haben ehemalige NVA-Angehörige die Original-Unterkünfte einer NVA-Einheit auf eine Art nachgebaut, die Uniform-Fetischisten "liebevoll" zu nennen versucht sein werden. Alle anderen weht in den langen Fluren ein modriger Hauch Historie ins Gesicht.

Freitag, 30. Oktober 2009

Wer kann noch schöner schmachten?

Fremde Federn

Hausbesitzer können sich über einen Kredit der KFW-Bank Solarzellen auf das Dach bauen lassen und den Strom zu überzogenen Preisen verkaufen. Bezahlen sollen das Geringverdiener - eine dreiste Umverteilung von unten nach oben.


Die Finanzkrise hat unser Vertrauen in die persönliche Alterssicherung etwas erschüttert. Unsere gesetzlichen Rentenansprüche sind bescheiden, und den Lebensversicherungen trauen wir auch nicht mehr so recht. Was also tun? Immobilie kaufen? Riester-Rente? Für ersteres braucht man gehörig Eigenkapital, für die Riester-Rente Gottvertrauen. Wenn man einer aktuellen Untersuchung der Zeitschrift „Ökotest“ glauben darf, liegt die garantierte Rendite der Riester-Verträge unter 1,5 Prozent pro Jahr. Mehr gibt's nur, wenn die Kapitalmärkte wieder in Schwung kommen.

Deshalb schauen wir ein wenig neidisch auf unseren Freund Wolfgang: Die von ihm sogenannte Trittin-Rente mit garantierten Renditen zwischen sechs und neun Prozent. Trittin-Rentner erkennt man an den Solarzellen auf ihren Dächern. Das von der rot-grünen Koalition geschaffene Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) garantiert den Solar-Rentiers einen Abnahmepreis von über 40 Cent pro Kilowattstunde – mehr als den doppelten Marktpreis – und das für 20 Jahre. Wer, wie unser Freund Wolfgang, in einer sonnigen Gegend wohnt, erzielt über 20 Jahre gerechnet bei einem Anschaffungspreis von 20.000 Euro einen jährlichen Überschuss von rund 1800 Euro. Die Anlage bezahlt sich schnell von selbst und beschert dem Anleger eine garantierte Zusatzrente mit Traumrendite. Der Clou dabei: Man muss kein eigenes Geld mitbringen, die staatliche KFW-Bank finanziert die Anlage zu 100 Prozent zu Minimalzinsen. Wer etwas größer einsteigen will, bekommt bis zu 50.000 Euro vorgestreckt. Die Trittin-Rente schlägt die Riester-Rente meilenweit.

Geringverdiener ausgeschlossen

Leider kann nicht jeder mitmachen. Geringverdiener, die kein Haus besitzen, auf dem sich Solarzellen installieren lassen, müssen leider draußen bleiben wie Bello vor dem Metzgerladen. Dafür dürfen Sie die Wurst bezahlen: Die staatlich verordneten Wucher-Abnahmepreise werden nämlich auf die Gemeinschaft der Stromverbraucher umgelegt. Die Verkäuferin und der Polizist bezahlen damit die Trittin-Rente wohlbetuchter Hausbesitzer und Solarunternehmer. Die Kosten dafür werden sich laut aktuellen Berechnungen auf etwa 77 Milliarden Euro summieren. Das EEG ist eine der dreistesten Vermögensumverteilungen von unten nach oben, die dieses Land bislang erlebt hat.

Leider stimmt noch nicht einmal das Märchen von den grünen Arbeitsplätzen, die dadurch geschaffen würden: Die deutschen Solarzellenhersteller schreiben rote Zahlen, weil immer mehr Module aus China kommen. Und dem Klima ist das alles sowieso egal, weil der Fotovoltaik-Anteil an der Energieerzeugung trotz der Milliardensubventionen vollkommen unbedeutend ist. Kosten und Nutzen stehen in einem krassen Missverhältnis. Außer für die Trittin-Rentner, versteht sich.

(Maxeiner und Miersch in der Welt)

Methusalem mahnt

Er ist der Hauslatsch und der Methusalem unter den Ministerpräsidenten, ein Diktator aus nörgelnder Nachgiebigkeit und wirrem Grauhaar. Die DDR überlebte Sachsen-Anhalts Landesvater Wolfgang Böhmer im inneren Exil eines christlichen Krankenhauses, die Demokratie gestaltet der hobbygärtnernde Greis hingegen seit Jahren durch lustige Äußerungen mit. Böhmer hob das westlichste der östlichen Bundesländer eigenhändig vom letzten Platz in allen Bundesland-Vergleichsranglisten, mit dem vielbeneideten Motto "Wir stehen früher auf" schuf er in einem Moment kompletter Umnachtung einen Werbeclaim, um den die ganze Welt Sachsen-Anhalt beneiden würde, hätte sie ihn jemals gehört.

Seines Platzes in den Geschichtsbüchern sicher, nimmt Böhmer nun Kurs auf Höheres. Der 73-Jährige, der sich angesichts der Schwäche möglicher Nachfolger in der eigenen Partei und bei der Konkurrenz aus der SPD sicher bald vorstellen können wird, im Dienst der Menschen noch eine Amtszeit als Ministerpräsident dranzuhängen, hat im "Hamburger Abendblatt" einige seiner berühmten wagen Andeutungen zu den von der schwarz-gelben Koalition geplanten Steuersenkungsplänen gemacht. Böhmer, staturmäßig und charakterlich der Buddhist unter den deutschen Politikern, sorgt damit "für Unruhe in Berlin", wie Deutschlands erste Mutmaßungsadresse dpa sicher weiß. Böhmer habe gesagt: „Wenn ein Bundesland durch Steuergesetze des Bundes gezwungen wird, gegen die Schuldenbremse zu verstoßen, sollte man über eine juristische Überprüfung nachdenken.“

Damit ist erstens klar, dass Böhmer plant, 2015, wenn die Schuldenbremse in Kraft tritt, noch im Amt sein möchte - mit dann 79 Jahren. Vorerst, so Böhmer, sei eine Klage noch kein Thema, da im Koalitionsvertrag „vor allem Absichtserklärungen“ stünden. Im Koalitionsvertrag, der Böhmer seinerzeit unter dem oben musikalisch umgesetzten Motto "Zielloses Wünschen" mit der SPD abgeschlossen hatte, war das ebenso gewesen. Zuletzt nicht umgesetzt wurde davon der Plan, ab 2010 keine neuen Schulden mehr zu machen.

Donnerstag, 29. Oktober 2009

Wer kann diese beiden alten Männer auseinanderhalten?




Kleiner Tipp: Der eine war Bürgermeister der FAZ, der andere hat für Berlin geschrieben.

Anyone here to help?

---Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Jenny Seedorf [mailto:jenny@jennyseedorf.de]
Gesendet: Donnerstag, 29. Oktober 2009 14:54
An: panzerbummi
Betreff: Kann mir jemand helfen?

Mein Vater will mich mit Hirndoping füttern. Weil ich in Mathe nicht so gut bin. Kann mir jemand helfen? LG Jenny

Mittwoch, 28. Oktober 2009

Bäh!

Eigentlich mag ich den deutschen Rolling Stone. Die obligate Mischung aus Bob Dylan-Verklärung und Stones-Verehrung nervt zwar hin und wieder, Listen wie die der 100 besten Beatles-Songs braucht kein Mensch. Doch ein Fundstück des Monats ist immer dabei, wenn die ebenso ältlichen wie elaborierten Redakteure ihre Plattenkiste sortieren. Und das aktuelle Gespräch zwischen Heinz Rudolf Kunze und Gunter Gabriel ist richtig klasse. Wer aber in einem Interview Michael Moore behaupten lässt, er habe noch nie eine Aktie besessen, ohne wenigstens kurz nachzufragen, ist entweder faul oder dumm oder nicht an der Wahrheit interessiert. Auch die Geringschätzung von "Manufacturing Dissent: Uncovering Michael Moore" mit Sentenzen wie "nichts davon ist neu, jedes Argument wurde bereits genannt" steht unter dringendem Ideologie-Verdacht. Der Popjournalismus steckt offenbar wirklich in der Krise.

Dienstag, 27. Oktober 2009

Quiet is the new Loud

Wir erinnern uns, wenn auch mit Unbehagen: Brandenburg dörrt aus und ist bald nur noch als Sandkasten für dehydrierte Berliner zu gebrauchen, Mecklenburg befindet sich auf dem besten Weg zum ersten Bundesland, das nur aus Strand besteht, Sachsen liegt in Zukunft wirklich am Meer, über Thüringen scheint in absehbarer Zeit die ewig-heiße Sonne der Verdammnis und auch in Sachsen-Anhalt gehen mittelfristig die Geschäfte der Bräunungsstudios eher schleppend. Heiß, trocken, von Salzwasser bedroht: Die Apokalypse marschiert, und wir sind die Soldaten.

Dumm ist nur, dass im Kleinen und im Großen die Realität und die von ihr angeblich abgeleiteten Modelle nicht zueinander passen.

Beginnen wir mit dem Kleinen. Der sonst auf Schreckensmeldungen aller Art abonnierte Deutsche Wetterdienst, liebevoll auch Klima-Kassandra genannt, meldet ungewohnt skandalfrei: "Viel zu nass und etwas zu kalt - das ist die vorläufige Bilanz für den Monat Oktober. Die Durchschnittstemperatur von Tages- und Nachtwerten lag bei 8,4 Grad und damit rund 0,5 Grad unter dem langjährigen Mittel." Hallo? Hätten die Temperaturen über dem langjährigen Mittel gelegen, wäre eine Lawine (Achtung! Hintersinn!) des Heulens und Zähneklappern (schon wieder!) über Deutschland niedergegangen. Aber zu nass und zu kalt? Da erinnert sich der DWD unverhofft an Objektivität und Fairness.

Im Großen sieht es nicht viel anders aus. So sagt die Geowissenschaftlerin Juliane Müller vom Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Bremerhaven: "Es hat sich gezeigt, dass die Arktis selbst auf kurzfristige Klimaschwankungen drastisch reagiert." Was im Klartext nichts anderes heißt, als das man jede Art der Klimahysterie, die mit arktischem Eis argumentiert, getrost in den Müll treten kann.

Könnte an der Methode liegen. Klimamodelle scheinen nicht unbedingt treffsicher zu sein. "Als zum Beispiel Richard Ladle von der Universität Oxford vor einigen Jahren Klimamodelle mit Daten aus der Vergangenheit darauf testete, wie präzise sie die Folgen des Wandels für die Artenvielfalt beschreiben können, lag die Erfolgsquote bei der eines Münzwurfs."

Unstimmige Stimme

Montag, 26. Oktober 2009

Wer hat es gesagt?

Das Gewissen der Nation wird seit 1985 und bis auf weiteres bestenfalls vom hauptamtlichen Weltgeist-Darsteller G. Grass kommissarisch mitverwaltet.

Dingsbums ohne Namen

Als ehremamtliche Völkerkundler und Sprachwurzelforscher bewegt uns derzeit der Gedanke, ob es außer dem Dingsbums, das an Supermarktkassen zwischen den eigenen Einkauf und dem des nachfolgenden Kunden gelegt werden darf, soll oder muss, was ja nicht so ganz eindeutig geregelt ist, ob es also außer dieser Einkaufsabgrenzungsbarriere, die neueren Befragungen zufolge keinen konkreten Namen hat, im modernen und urbanen Leben noch andere Gegenstände gibt, die ihr Dasein ohne konkrete Benennung fristen müssen.

In den virtuellen PPQ-Räumlichkeiten ist die Suche nach adäquaten Dingsbümsern vorerst ergebnislos geblieben - allem Anschein nach ist unsere Umgebung weitestgehend durchbenannt, bis hin zu überschaubar nützlichen Leuchten, die "Laptoplampe" heißen. Eine Wissenschaft aber, die ihren Namen verdient haben will, kann diese erste Diagnose nur eine vorläufige Auskunft sein. Wir bitten deshalb dringend um Mithilfe, uns das Namenlose zu nennen, damit es nicht anonym bleibt. Die Kommentarspalte ist geöffnet.

Auf welches historische Ereignis bezieht sich dieses Zitat?

Auch darum komme ich immer mehr zu der Überzeugung, dass der Terror viel früher geendet hätte, wenn die Opfer jener Zeit verfluchten Angedenkens nicht diesen noblen Stolz besessen hätten, mutig zu sterben.

Sonntag, 25. Oktober 2009

Abriss-Exkursionen: Anämische Atombunker

Es war ein Geheimobjekt, von dem nicht einmal die unmittelbaren Nachbarn wussten, was hinter seinen schwerbewachten Mauern vor sich ging. Im sogenannten Schulungsobjekt, streng militärisch abgekürzt "SO", kasernierte das Innenministerium der DDR eine Volkspolizeieinheit, die nichts weiter zu tun hatte als das sogenannte "Ausbildungsobjekt" (AO) zu bewachen. In dem, vor Nato-Ohren und -Augen hinter dem Tarnnamen "Blumberg" notdürftig versteckt, befand sich der Krisenausweichsitz des Innenministers Friedrich Dickel, ein Atombunker, der eigentlich ab Mitte der 80er in die Tiefe des märkischen Sandes getrieben werden sollte. Allerdings fehlte der DDR-Volkswirtschaft zu diesem Zeitpunkt bereits die Kraft, mehrere hundert Millionen DDR-Mark zu mobiliseren, um einen richtigen Bunker zu bauen.

So musste denn eine Art Tiefgarage für den altgedienten Genossen reichen. Zwei langgestreckte, von einem Elektrozaun geschützte Verliese im Keller, die mühevoll mit Anpflanzungen getarnt wurden. Zwei Neubaublocks Marke WBS70 wurden aus dem Wohnungsbauprogramm abgezweigt, um die Bunkerverwaltung unterzubringen. Zwanzig Kilometer entfernt vom Geheimobjekt lagerte die Wacheinheit in zugigen Holzbaracken mitten im Wald. Wehrpflichtige, die gar nicht wussten, was sie zu bewachen hatten. Selbst die Postadresse der Einheit war nur Tarnung. Das wirkliche "Blumberg" liegt einige Kilometer entfernt und beherbergte das Blasorchester der Volkspolizei.

Nach dem Mauerfall schlossen Ausbildungs- und Schulungsobjekt ihre Pforten, über dem Bunker in Freudenberg entstand ein Gewerbegebiet, das Investoren mit null Prozent Gewerbesteuer lockt. Das Schulungsobjekt hingegen dient weiterhin Ausbildungszwecken: Die örtliche Jugend frönt hier dem Paintball-Spielen.

Wer hat es gesagt?

Brücken sind Tiefbau.

Samstag, 24. Oktober 2009

Auch lesbische schwarze Behinderte können ätzend sein

Eine kinderlose West-Vertriebene, ein vorbestrafter Behinderter, ein Homosexueller mit Juraabschluß, ein gut integriertes Migrantenkind, ein Experte für Schwarzgeld, ein Pionier bei der Vernichtung von Volksvermögen durch eine Landesbank, eine zur Verbotserziehung neigende Kinderreiche, ein bayrischer Adliger - nie zuvor war ein Bundeskabinett so vielfarbig und aus Randgruppen genäht. Die "Bunte Republik Deutschland", die der lebenslang eine gewöhnliche Rockstarkarriere abarbeitende Udo Lindenberg vor 20 Jahren ausrufen wollte, sie ist mit der Regierung Merkel II Wirklichkeit geworden. Allerdings, und diese Uneingeweihten im ersten Moment fast schon faschistisch anmutende Erkenntnis verdanken wir nicht eigenen Überlegungen, sondern dem Berliner Randgruppendichter Funny van Dannen, "auch lesbische schwarze Behinderte können ätzend sein".

Freitag, 23. Oktober 2009

Schäuble bringt den Koffer mit

Die erste Überaschung ist geglückt: Wolfgang Schäuble, zuletzt erfolgreich bei der Regulierung des Festplatteninhalts der Deutschen, wird der neuen Bundesregierung der Nationalen Rettung künftig als Finanzminister angehören. Schäuble, unter dem heute schon legendären Einheitskanzler Helmut Kohl und dessen Frau Hannelore für die Finanzierung der Christlich-Demokratischen Union zuständig, habe sich angeboten, mit einem noch in seinem Besitz befindlichen Koffer die klaffenden Löcher im Nothaushalt des nächsten Jahres zu stopfen.

Schäuble hatte den bewussten Koffer vor Jahren von Unbekannten in der sachsen-anhaltinischen Gemeinde Leuna überreicht bekommen, seitdem aber nach eigenem Bekunden nicht hineingeschaut. Er nehme aber an, sagte der scheidende Innenminister, dass sich darin genug Geld befinde, um die Defitite der Sozialversicherungen über die kommenden vier Jahre auszugleichen und allen Deutschen die im Wahlkampf versprochenen Steuererleichterungen zu gewähren. Die Öffnung des Koffers, die auch offizieller Bestandteil des Deutschland-Planes des SPD-Kanzlerkandidaten Walter Steinmeier gewesen war, werde am kommenden Sonntag in der Frankfurter Paulskirche vorgenommen werden. ARD und ZDF übertragen die Veranstaltung live ab zehn Uhr.

Mittwoch, 21. Oktober 2009

Wer hat es gesagt?

Von uns ist der Oskar Lafontaine der beste.

Wofür wir gern werben: Kampf gegen Klima

Wüssten die Mächtigen dieser Welt, wie einfach es wäre, das Klima zu retten, sie würden sich nicht in Bälde in Kopenhagen treffen. Sondern bei Youtube mitmachen. Dort, so verrät derzeit ein von uns dankbar bemerktes Werbebanner der Tochterfirma unseres heimatlichen Bloganbieters Google, kann jeder mitmachen beim Retten der alten Mutter Erde. "Deine Stimme gegen den Klimawandel" könnest Du dort erheben, heißt es, wobei noch nicht geklärt ist, ob der Klimawandel zuhören wird. Auf jeden Fall ist man "dabei wenn sich die Staatsmänner zum COP15 versammeln – der wichtigsten Konferenz zum Klimawandel seit 10 Jahren" - und wer Youtube jetzt "ein Video mit deiner Sicht der Dinge, deiner Meinung oder deinen Fragen" schickt, der hat die Chance "während der COP15 CNN/YouTube Debatte im TV am 15. Dez. ausgestrahlt" zu werden. Das senkt CO2-Emissionen, unterhält und die eingeblendeten Werbebanner bringen die Wirtschaft nach vorn. Unser Beitrag folgt hier:

Kippa im Ring

Henryk M. Broder, im Zeitalter ausdörrender Meinungsfreude ein lustig sprudelnder Quell häufig fast verboten origineller Gedankengänger, hat erklärt, im kommenden Jahr für das Amt des Präsidenten des Zentralrates der Juden kandidieren zu wollen. Das Bewerbungsschreiben des "Spiegel"-Autors ist eine flammende Philippika gegen ritualisiertes Gedenken, Gespensterkampf "gegen rechts" und einen Zentralrat, der nur noch "als Reue-Entgegennahme-Instanz" (Broder)auftritt.

Zittern vor der Stiftung

Nun geht das große Zittern im Netz um. Werden wir es schaffen? Werden wir einen Platz im neuen Reichsnetz haben dürfen? Fallen wir wegen der Abbildung von Schmuddelfotos (oben) glatt durch? Oder bestehen wir die Prüfung der neuen "Stiftung Datenschutz", die die kommende Bundesregierung nach dem Vorbild der einflußreichen "Stiftung Warentest" gründen und mit der Aufsicht über das Internet betrauen will?

Noch wissen wir es nicht, denn das "Internetgesetzbuch", das die freidemokratische Bürgerrechtlerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger bei den Koalitionsverhandlungen nach Agenturangaben "ins Gespräch" brachte, ist noch nicht ganz fertig. Auch steht noch nicht fest, wie sich chinesische, amerikanische und norwegische Seitenbetreiber der Stiftung Datenschutz unterwerfen können. Nur die Grundzüge sickerten durch: „Unser Ziel ist es, im Netz eine Art Gütesiegel zu etablieren, das den Nutzer darauf hinweist, bei welchen Anbietern seine Daten sicher sind“, kündigte die designierte Justizministerin in der Onlineausgabe der Zeitschrift "Die Zeit" an, von der auch noch nicht klar ist, ob sie den Lackmustest bestehen wird. Durch das Gütesiegel solle "eine Debatte in Gang gesetzt werden", die die bisher geplanten Verbote ersetzen könne.

Keine Einigkeit hat die neue große Koalition der Nationalen Rettung bisher darüber erzielt, "wie das Internet künftig gestaltet werden soll". Eine Neugestaltung sei "das größte Projekt“ der schwarz-gelben Regierung, sagte Leutheusser-Schnarrenberger.

Großalarm wegen kleiner Teilchen

Nach der großen Enttäuschung mit der sogenannten Schweinegrippe, die die in sie gesetzten Hoffnungen als Angstauslöser nie auch nur ansatzweise einlösen konnte, schickt das Umweltbundesamt jetzt ein völlig neues und noch ganz und gar ungetestetes Panik-Produkt ins Rennen um die größte Furcht. Die mit modernsten Mitteln aus zahlreichen Science-Fiction-Motiven und Horrorfilmen geklonte Sau trägt den Namen "Nano-Partikel" und kommt im medialen Bereich hervorragend an. Nichts Genaues weiß man nicht, dass aber beunruhigt imm am besten: Nach Ansicht der Experten des Umweltbundesamtes (UBA) könnte es sein, dass es sein könnte, dass nicht auszuschließen ist, dass sie die Gesundheit der Konsumenten gefährden. "Betroffen", schreibt die Agentur AFP in einem Anfall von Realismus, seien "unter anderem Nahrungsmittel, Kleidungsstücke und Kosmetika".

In einer Untersuchung hatte das UBA zuvor herausgefunden, dass die Wirkungen der Nanomaterialien in der Umwelt und mögliche gesundheitliche Risiken für den Menschen noch unzureichend erforscht seien. Vor allem die Langzeitwirkungen von Nano-Sonnencremes oder Nano-beschichteten Backschürzen seien nicht bekannt, vermutlich, weil es die Produkte erst seit kurzem gebe. So lange das so sei, empfehle man, Produkte mit den winzigen Partikeln zu vermeiden.

Die Politik sei gefordert, rechtliche Rahmenbedingungen für den sicheren Umgang mit Nanomaterialien zu schaffen. Eine Kennzeichnungspflicht und ein Melderegister für Produkte mit Nanopartikeln müssten vorgeschrieben werden. Dort würden dann Produkte registriert, die etwa in Textilien das Wachstum von Bakterien hemmen, auf Schokoriegeln die Bildung eines leckeren Grauschleiers zu unterdrücken oder in Sonnencremes bräunende UV-Strahlen abhalten. Nanotechnisch optimierte Kunststoffe können das Gewicht bei Autos oder Flugzeugen senken, berichtet das Umweltbundesamt, sie sparten damit Treibstoff, wer sie esse, müsse aber damit rechnen, pro Nanopartikel den milliardsten Teil von einem Meter zu essen, was einem Millionstel Millimeter entspreche.

Diese Teile hätten "andere physikalische Eigenschaften als größere Teilchen desselben Stoffs". Die rasch wachsende Zahl von Produkten, die auf den Markjt komme, wirke sich "vermutlich positiv auf Umwelt und Wirtschaft aus", heißt es. Dabei würden Nanopartikel aber vermehrt in Boden, Wasser und Luft verbreitet, wo sie die natürlichen Bestandteile der Welt verdrängen. Der Mensch nehme sie am Ende häufiger zu sich, nach ersten Schätzungen seien die Atemwege "wahrscheinlich der bedeutendste Aufnahmeweg für Nanopartikel". Wer Sonnencremes oder Kunststoffteile einatme, dem drängen die Partikel bis tief in die Lunge vor, wo sie Entzündungen auslösten, von denen man aber noch nicht sagen könne, ob sie zu leichtem Husten oder bis zum Tode führten. Aus Nanopartikeln nachgebildete Eigenschaften der Lotusblüte, wie sie in Poliermitteln und Scheibenreinigern verwendet würden, jedoch könnten nachgewiesenermaßen zu schweren Fällen von Buddhismus führen.

Wichtig sei jetzt, Angst zu haben, heißt es aus Nanokreisen, empfohlen werde, keine LED-Lampen mehr zu verwenden, Nano-Lacke zu meiden und keinen Nano-Lackreiniger aus der Car-Line mehr zu trinken. Dann werde auch bald eine Impfung angeboten, die Nanoallergikern auf Wunsch auch als Ipod Nano in audibler Form verabreicht werden könne. Lotusblüten sollten gemieden werden, das Nanogebet "Om Mani Padme Hum" hingegen müsse der Gesetzgeber schnellstmöglich auf die Liste der gesundheitsgefährdenden Begriffe setzen.

Wiedergeboren als Popmusiker

Irrt die Uno? Leben vielleicht gar nicht sechs Milliarden Menschen auf der Erde? Sondern nur halb so viele? Nicht zuletzt die enthüllende PPQ-Serie "Wiedergeboren als..." legt die Vermutung nahe: Nachdem wir zuletzt aufdecken konnten, dass der ehemalige russische Oligarch Michail Chodorkowski sich im Freigang unter dem Namen "Stephan Kramer" als Vorsitzender des Zentralrates der Juden in Deutschland Zigarettengeld verdient, deuten neue Hinweise auf noch mehr noch akutere Doppelleben nun auch im vielbeachteten Pop-Business hin.

So agiert der 42-jährige Wittenberger Richard Kruspe (oben links) seit Jahren nicht nur als Gitarrenquäler bei der für ihre Balladen bekannten Kapelle Rammstein, wie Fans und Feinde der oft ins blümchenhafte tendierenden Gesänge der Combo bislang glaubten. Nein, in den zuletzt immer länger werdenden Schaffenspausen des ostdeutschen Erfolgssextetts startete Kruspe unter dem Namen "Billie Joe Armstrong" (oben rechts) eine Zweitkarriére: Bei der angeblich amerikanischen Gruppe "Green Day" steht der Gitarrist selbst am Mikrophon.

Armstrong sei "das jüngste von sechs Kindern eines LKW-Fahrers", hat sich Kruspe für sein Alter Ego eine echte Rocknroll-Herkunft ausgedacht. Sein Vater habe "nebenbei als Schlagzeuger in einer Jazz-Band" gespielt, Mutter Ollie als Kellnerin in Rod's Hickory Pit in Vallejo gearbeitet. Für Kenner leicht zu sehen: Kruspes Geständnis, er habe "im Alter von vier Jahren" begonnen "Jazz-Gitarre zu spielen", verweist natürlich direkt und mit einem Augenzwinkern auf die Karriere des angeblichen Vaters. Nach nur einem Jahr üben, so will es die Legende, nahm dann schon Billie Joe Armstrong "seine erste Schallplatte auf". Am 3. November macht Richard Kruspe nun allerdings zum vorerst letzten Mal den Armstrong, wenn er mit Green Day in München gastiert. Schon fünf Tage später geht er dann mit Rammstein auf Tournee.

Dienstag, 20. Oktober 2009

Erderwärmung immer kälter

Als die damals noch amtierende Klimakanzlerin Angela Merkel eine Jacke des Klima-Hauptsponsors Deutsche Seenotrettungsgesellschaft über ihre Pokemon-Jacke zerrte, um die Eisbären zu retten, von denen es heute doppelt so viele gibt wie noch vor 60 Jahren, stand alles zum Besten mit dem Klimawandel. Sigmar "Siggi Pop" Gabriel hatte die Prozesse im Griff, schwitzend rannte er bei Weltklimakonferenzen in Fernost von Kamera zu Kamera, um zu warnen, zu wettern und aufzurütteln: Jeder Mann mit dicker Wampe, jeden Tag eine Energiesparlampe! Sigmar Gabriel lebte selbst vor, wie die Rettung der Welt organisiert werden könnte - doch seine geliebte Partei, die in Klassenkämpfen seit 136 Jahren gestählte SPD, ging dabei vor die Hunde.

Sigmar Gabriel, der letzte Schuss der deutschen Sozialdemokratie, musste, um die Partei zu retten, das Klima sausen lassen. Seitdem spielt die Welt verrückt: der Deutsche Wetterdienst, ieinst zuverlässig jeweils zum Monatsende mit einer Pressemitteilung zur Hand,n der neue heiße Rekordtemperaturen vermeldet und eine unabreißbare Kette von zu warmen, wärmeren und völlig überhitzten Monaten gemeldet wurde, ist verstummt. Zeitungen, früher erfreut, viel Platz mit wenig Wetter füllen zu könne, weichen auf Impfstoffe und Dieter Bohlen aus. Und "draußen vor der Tür" (Wolfgang Borchert) ist es so kalt wie noch nie in einer Oktobernacht: Mit minus 24,3 Grad hat der Wetterdienst Meteomedia im Berchtesgadener Land den niedrigsten Wert seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gemessen. Klimaerwärmung hat scheinbar zwei Seiten, mindestens. Ähnlich kalt war es irgendwo hierzulande vor sechs Jahren mal, als die Erwärmung das Quecksilber auf minus 22,7 Grad drückte.

Konsequentes Halte-Verbot:

Die radikale Islamistengruppe Al-Shabab verbietet in ihrem Herrschaftsgebiet in Somalia nicht nur Kinofilme, Fußballspiele und Klingeltöne, sondern jetzt auch Büstenhalter. Die stützenden Körbchen erfüllten den im Koran geächteten Tatbestand der "Irreführung".

Große Geschäfte mit kyrillischem Einschlag

LE-Mail: westerngroup7@netscape.net
Tel / Fax: +278 666 138 89

Sehr geehrte Damen und Herren,

Ich habe picked-up, das Vertrauen und den Mut zu schreiben Ihnen diesen Brief mit der gцttlichen Vertrauen, dass Sie eine zuverlдssige und ehrliche Person, die fьr die wichtigen Geschдfts-Transaktion zu glauben auch, dass Sie mich nie im Stich lдЯt entweder jetzt oder in Zukunft fдhig sind.
Mein Name ist Mr. Thomson Kamara. Senior Officer Auditing mit dem SЬDAFRIKA Reserve Bank of South Africa. Es ist ein Konto in dieser Bank im Jahr 1996 und seit 2009 hat niemand auf dieses Konto wieder in Betrieb genommen. Nachdem Sie durch ein paar alte Dateien in den Aufzeichnungen, entdeckte ich, dass, wenn ich nicht das Geld Aufgabe nicht die dringend es wдre, die Regierung als ruhendes Konto verfallen.
Der Inhaber dieses Kontos ist Herr Friedric Hagen, ein Fremder, er war ein Bergmann at Kruger Gold Company, ein Geologe von Beruf, und er starb, seit 1996 bei einem Flugzeugabsturz. Keine andere Person weiЯ, ьber dieses Konto oder etwas ьber sie, das Konto hat keine andere Empfдnger! und meiner Untersuchung bewies mir, wie gut, dass dieses Unternehmen nicht weiЯ nichts ьber dieses Konto und die Hцhe des Streitwerts wдre nicht offen zu legen, bis ein Interesse gezeigt, mцchte ich diese Summe in einen sicheren auslдndischen Konto im Ausland zu ьbertragen. Ich wende mich an Sie auf der Tatsache, dass man einen Auslдnder, weil dieses Geld nur fьr die Zahlung an einen Auslдnder genehmigt werden beruhen. Ich weiЯ, dass dieser Vorschlag zu dir kommen wird als eine Ьberraschung, als wir nicht wissen, uns vor.
Obwohl wir noch zu treffen um eine Einigung vor der endgьltigen Ьbertragung der Fonds in jedem Ihrer zerfallen Anmelden! Bankkonto. Ich habe ein sehr hoher Beamter in der operativen Abteilung beteiligt, und wir haben vereinbart, dass nach der Ьbertragung des Geldes auf Ihr Konto, Sie wird auf 30% der Summe, meine Kolleginnen und Kollegen das Recht, und ich will 60% haben, wдhrend 10% werden verwendet, um die entstandenen Aufwendungen zu erstatten.
Alle notwendigen Vorkehrungen getroffen wurden, um die Gefahr, die Gewдhrleistung des freien Situation auf der Seite der beiden Parteien. Bitte beachten Sie, dass diese Transaktion kann nur stattfinden, unter folgenden Bedingungen;

1. Sie werden die Kontodaten und andere relevante Angaben liefern / Informationen fьr die einfache und weiter Ьberweisung des Fonds.
2. Absolute Diskretion und Ehrlichkeit erforderlich und / FONT
garantiert, wenn man bedenkt unsere Positionen in der Bank.
3. Die Gewissheit, dass unsere eigenen Aktien werden uns in gutem Glauben verцffentlicht
wenn dieses Geld wird schlieЯlich in Ihrem Konto.

Bei sonst gleichen Bedingungen, wird diese Transaktion werden innerhalb von 10 Werktagen
Sobald wir von Ihnen hцren. Bitte behandeln Sie mit grцЯter Vertraulichkeit.

Kontaktieren Sie mich so schnell wie mцglich. Vielen Dank und Gott segne Sie. Expecting

Ihre dringende Antwort vie E-Mail.
Mit besten GrьЯen,
Thomson Kamara

Ruhm im Raum

Tereschkowa:
Tschaika dankt dem ZK der KPdSU und der Regierung der UdSSR. An den Genossen Nikita
Chruschtschow, wir haben mit der Durchführung der Aufgabe des Raumfluges begonnen.
Zwischen unseren Raumschiffen wurde eine zuverlässige Funkverbindung geschaffen. Wir
befinden uns in nicht allzu großer Entfernung, alle Teile der Raumschiffe arbeiten ausgezeichnet. Unser Befinden ist ausgezeichnet, die sowjetischen Kosmonauten Tereschkowa und Bykowski. Haben Sie mich verstanden? Empfang!

Chruschtschow:
Ich habe Sie sehr gut gehört. Sie heißen Tschaika, aber gestatten Sie mir, Sie einfach Walja Walentina zu nennen. Ich freue mich sehr und ich bin wie ein Vater stolz, daß ein Mädchen von uns, ein Mädchen aus dem Sowjetland als Erste erstmalig in der Welt im Kosmos weilt und die vollkommenste Technik meistert. Das ist ein Sieg der Ideen Lenins, das ist ein Sieg des Kampfes unseres Volkes. Wir sind stolz auf die Erfolge, wir sind stolz auf Sie, wir sind stolz, daß Ihr unserem Volk, unserer Heimat, unserer Partei, unseren Ideen zu solchem Ruhm verhelft. Ich höre Sie. Empfang!

Auszug aus dem Dialog der Kosmonautin Walentina Tereschkowa (Funkrufname Tschaika/Möwe) mit Nikita Chruschtschow während ihres Fluges von Wostok 6 am 17.06.1963.

Geflieste Fördermittel

Triumph für den Kachelmann von Halle, der seit Jahr und Tag uneigennützig versucht, die Innenstadt von halle an der Saale komplett neu zu verfliesen. damit soll die Unesco-Welterbekommission gezwungen werden, der ehemaligen Diva in Grau den Status einer Welterbestätte zu verleihen, der ihr von Rechts wegen nicht nur wegen des unterlassenen Baus von zusätzlichen Brücken längst zustände. Jetzt feiert der im Volksmund Kachel Gott genannte Unbekannte einen ersten entscheidenden Durchbruch: Im Zusammenhang mit dem "Move"-Festival der Werkleitz-Gesellschaft konnte Kachelmann zum ersten Mal eine Kachel unter Verwendung öffentlicher Fördermittel der Bundeskulturstiftung kleben.

Über dem Eingang des einst größten DDR-Möbelhauses, einer Ruine, die immer noch "Intecta" genannt wird, platzierte der fliesende Volkskünstler eine monochromatische Kachel aus der "Streetsoul"-Serie, die von der internationalen Kachelforschern wegen ihrer herausragenden Urbanität besonders geschätzt wird. Das jüngste Werk des alten Meisters, der seiner Arbeit bereits seit mehr als drei Jahren unverdrossen nachgeht, wurde direkt über dem Eingang zur multispektralen Videoausstellung in der Intecta-Ruine platziert und kann kostenfrei rund um die Uhr besichtigt werden. Eine Aufnahme ins erste und bislang einzige offizielle Kachelverzeichnis steht unmittelbar bevor.

Eigene Funde können wie stets direkt an politplatschquatsch@gmail.com

gesendet werden. Jeder Fund wird von uns auf Wunsch mit einem mundnachgemalten Kunstdruck der inzwischen von Kachel-Gegnern vernichteten Ur-Fliese prämiert und der Bundeskulturstiftung gemeldet.

Montag, 19. Oktober 2009

Zwei Klassen Medizin, eine Klasse Medien

"In Deutschland wird es gegen die Schweinegrippe zwei Impfstoffe geben", lässt der "Stern" eben wissen. Einer sei für die Bundeswehr und die Bundesregierung gedacht, der andere für die "breite Bevölkerung", verkündet die "Aktuelle Kamera", die die bisalng als "Schweinegrippe" durchs Dorf gejagte Virtual-Erkältung inzwischen "Neue Grippe" nennt, als wäre sie ein Opel-Zulieferer.

Erstere Substanz ist für das Medizin-Magazin "Bild" ein "Spezial-Impfstoff", letztere hingegen mit Wirkverstärkern versehen, die "Adjuvantien" genannt werden. Diesen bisher nur wenigen Eingeweihten bekannten Begriff populär zu machen, war schon Bestandteil des Kapitels "Bildung" im "Deutschland-Plan" von Walter Steinmeier, einige Älteren erinnern sich sicher.

Dass Mitglieder der Bundesregierung, der Ministerien, Behörden und der Bundeswehr mit dem Impfstoff "Celvapan" des Herstellers Baxter geimpft werden, Verkäuferinnen, Lkw-Fahrer, Hutmachermeister und Trinkmilchbauern aber den Impfstoff "Pandemrix" von Glaxo-Smith-Kline bekommen, sorgt für Aufregung. Der Vorsitzende der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, Wolf-Dieter Ludwig, nutzt die Gelgenheit, das Wort „Skandal“ vor dem Vergessen zu bewahren. Denn der Impfstoff für die Bevölkerung habe "mehr Nebenwirkungen", weiß "Bild", der für die Bundesregierung sei dagegen "veraltet", klagt der "Stern".

Eine Zwei-Klassen-Medizin! Die Kluft zwischen arm und reich! Krank und Regierung! Beinahe muss schon sterben, wer nicht Uniform trägt oder wenigstens Ärmelschoner. Würde allerdings die Bundesregierung den Impfstoff bekommen, den jetzt die normale Bevölkerung erhalten soll, und die normale Bevölkerung bekäme den Impfstoff, der derzeit für Behörden und Regierungsmitglieder reserviert ist, wäre alles ganz mit Sicherheit genauso: Es wäre von Zwei-Klassen-Medizin zu lesen, nur die Klagen würden genau andersherum lauten.

Verbot der Woche: Führer aus Parrafin

Hätte die Bundesregierung nicht schon längst und vorausschauend gehandelt, es wäre höchste Zeit für eine noch entschiedenere Reaktion der größten europäischen Demokratie: Ungeachtet der Urheberrechte, die bis heute unzweifelhaft bei der bayrischen Staatskanzlei liegen, haben Raubkopierer im thailändischen Bangkok ein Bild des früheren Führers und Reichskanzlers und heutigen n-tv-Moderators Adolf Hitler öffentlich ausgestellt - und das auch noch auf der falschen Straßenseite (unser Bild), so dass Pkw-Fahrer den vor 64 Jahren Verstorbenen nur von hinten sehen konnten.

Hitler, bei dem es sich nach jüngsten Medienberichten in Wirklichkeit um eine Frau gehandelt haben soll, sei nicht tot, behauptete das Plakat, das für eine neue Wachsfigurenausstellung zu werben vorgab, in Wirklichkeit aber nur der Errichtung eines Vierten Reiches im Land des Lächeln Vorschub leisten sollte wie schon der Standort an der Autobahnausfahrt zum Küstenort Pattaya verdeutlicht.

Um Touristen für ihre zweifelhafte Parrafinfigurenausstellung anzulocken, hatten die gewissenlosen Investoren, die zweifellos hinter der fragwürdigen Neueröffnung stehen, neben Hitler auch Mahatma Gandhi und Michael Jackson als Werbeträger mißbraucht. Als "Geschmacklosigkeit" bezeichnete der deutsche Botschafter in Bangkok das öffentliche Zeigen von Hitler, das in Deutschland nur den Fernsehsendern n-tv, ZDF, ARD, Sat1, RTL, Kabel, MDR, SWR und ihren 740 Tochterkanälen erlaubt ist. Der israelische Botschafter Itzhak Shoham schrieb einen Protestbrief an die für die Hitler-Ausstellung verantwortliche englische Wachs-Institution «Louis Tussaud's», in dem er schilderte, wie israelische Touristen, die nach Pattaya fuhren, entsetzt auf das Bild reagierten.

Auf Intervention der beiden Regierungen, die angedroht hatten, Reisen ihrer Staatsbürger nach Thailand künftig zu untersagen, wurde der Hitler inzwischen im Rahmen der PPQ-Aktion "Verbot der Woche" großflächig verhängt. Jetzt müsse nur noch die Parrafin-Figur des Hitler aus der Ausstellung entfernt werden, zeigte sich Israel zufrieden. Deutschland hingegen verlangte unter Hinweis auf das Markenrecht, die Figur des Führers solle überhaupt und ein für allemal aus der Öffentlichkeit entfernt werden.

Das verweigert das Wachsmuseum zwar noch, doch als kleine Geste der Wiedergutmachung haben die Verantwortlichen mittlerweile angekündigt, die Eintrittspreise zu senken. Hitler solle überdies in einem absolut verdunkelten Raum gezeigt werden, so dass er unsichtbar bleibe.

Interpretation im Eis

Daten allein können nie richtig sein. Es kömmt, so sprach schon Karl Marx, Erfinder einer später vielgelehrten Wissenschaft, auch darauf an, sie zu verändern. Die "Aktuelle Kamera", seit einigen Jahren unter dem neuen Namen "Tagesschau" die meistgesehene Sendung des deutschen Staatsfernsehens, hält sich daran. Am 28. April diesen Jahres etwa berichtete der ARD-Tochtersender Radio Bremen von der Rückkehr einer Expedition des Alfred-Wegner Instituts aus der Arktis. Das Forschungsflugzeug "Polar 5" habe die aktuelle Eisstärke am Nordpol gemessen. "Das Ergebnis ist überraschend", hieß es, "das Meer-Eis in den untersuchten Gebieten ist offenbar dicker, als die Wissenschaftler vermutet hatten."

Normalerweise sei neu gebildetes Eis nach zwei Jahren gut zwei Meter dick. "Hier wurden aber Eisdicken von bis zu vier Metern gemessen", staunte ein Sprecher des Bremerhavener Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung.

Aber Daten sind Daten, und wenn man sie erstmal hat, ist es auch egal, wie dick das Eis wirklich ist. Fünf Monate nur benötigte das Alfred-Wegner-Instutut zur Verarbeitung der überraschenden Meßergebnisse, die anschließend in der "Tagesschau" und zahllosen anderen Qualitätsmedien in ganz neuem Licht präsentiert werden konnten. Nun mehr war der "Anteil mehrjährigen dicken Eises inzwischen soweit zurückgegangen, dass die sommerliche arktische Meereisbedeckung sehr viel empfindlicher auf atmosphärische Anomalien reagiert als noch vor zehn oder zwanzig Jahren“. Dieses Ergebnis ist in der Tat überraschend.

Wofür wir gern werben: Wunderheilende Ärzte

Er wunderheilte Lothar Matthäus, bespricht Michael Ballacks Knie, legt heilende Hände auf bei Luca Toni und Miro Klose. Nur Normalbürger durften sich bisher nie behandeln lassen von Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, den Sportreporter nur ehrfurchtsvoll den "Doktor" nennen.

Eine Zwei-Klassen-Gesellschaft, die laut Grundgesetz gar nicht zulässig ist, da waren sich die Parlamentäre der beiden neuen Mitgliedsparteien der Großen Koalition der Nationalen Rettung bei ihren Gesprächen in Berlin schnell einig. Einer der ersten beschlüsse, die CDU und FDP gemeinsam fassten, war dann auch der zum Wunderheiler des FC Bayern München: Ab sofort muss der "Doc" mit den langen Haaren und der hübschen Tochter jedermann ohne Voranmeldung diagnostizieren und operieren, nachbehandeln und betreuen.

Um den wegweisenden Beschluß hin zu einer Profikickermedizin für alle bekannt zu machen, hat die Bundesregierung über unseren Werbepartner Google formschöne Anzeigen geschaltet, die wir unseren Lesern gern in unserer beliebten Reihe "Wofür wir gern werben" präsentieren. Kassenpatienten, die den Kupon ausschneiden, bekommen beim Doc übrigens auf Knie-OPs und Bänderrisse drei Prozent Barzahler-Rabatt.

Sonntag, 18. Oktober 2009

Der Himmel über Halle XV

Ohne Sonne ist selbst der Himmel über Halle nichts wert, den unser heimatkundliches Blog seit Monaten in einer aufwendigen Serie ausstellt. Ausnahmen aber bestätigen die Regel und wenn der Herbst erstmal auf der Leiter steht und die Blätter anmalt, können auch wir auf externe Beleuchtung verzichten. Gewusst wie: Für optimale Ergebnisse bei suboptimalem Licht lassen wir den 1600er Farbfilm einfach ein bisschen länger im Entwickler, das gibt eine schöne künstliche Körnigkeit. Bei den Abzügen dann aber bitte recht genau auf die Einhaltung der Fixierbadtemperatur achten! Die eingesparte Sonne wurde dem scheidenden Bundesumweltminister Sigmar Gabriel übrigens für die Nutzung in Solaranlagen gemeldet.

Samstag, 17. Oktober 2009

Ein bisschen Frieden

Der kurdische Dönermann, der die Hooligan-Versorgung mit Bratwurst und Billigbier vor ein paar Jahren freiwillig übernommen hat, ist mit den Preisen heruntergegangen. Die Wurst heute nur 1,20, trotzdem will niemand eine. Der Flaschensammler, der sonst das Leergut der halleschen Ultrafront abtransportiert, raucht eine feuchte Kippe. Es sind keine Ultras da heute, also auch keine leeren Flaschen. Halle, Oktober 2009. Es ist wieder soweit: Der seit Jahren von einer zahlenmäßig kleinen, aber überaus auffälligen Gruppe von gewalttätigen Kriminellen mit vernichtender Liebe verfolgte Hallesche FC hat wegen Zuschauerausschreitungen wiedermal ein "Geisterspiel" verordnet bekommen.

Fürchterliche Tradition mittlerweile an der Saale. Gegen Jena durften seinerzeit gar keine Menschen ins Stadion, gegen Meuselwitz dann später nur 1.000. Der DFB aber steigert sich: Nachdem der Linienrichter vor kurzem im Derby gegen Magdeburg aus der halleschen Fankurve mit einem Böller beworfen worden war, sind diesmal immerhin 2.000 Fans zugelassen.

Die, die immer singen, sie würden für ihren Klub "sterben" und niemals nicht da sein, sind heute fort. Die Kurve ist leer, nur ein Häuflein der selbsternannten Fußball-Talibane haben den Weg auf die Tribüne gefunden, wo ihrer Ansicht nach die Leute sitzen, die gar keine richtigen Fußballfans sind.

Aber das Stadion ist zum ersten Mal seit der knappen 1979er Niederlage gegen Dresden, die 32.000 sahen, restlos ausverkauft. Und der Mannschaft in Rot-Weiß, die sich bei der letzten Strafe schon in einem Offenen Brief an die Halbhirne unter den Fans dagegen verwahrt hatte, dass ihre Spiele als Theaterbühne für Selbstdarsteller im Ultra-Kostüm mißbraucht wird, scheint die neue Freiheit zu gefallen. Ohne Rauch gehts auch! Und ohne böllernde Bildungsferne offenbar allerbestens, wie ein Blick in die Statistik verrät. Damals im Geisterspiel gegen Jena siegte die Elf von Trainer Sven Köhler 2:0, gegen Meuselwitz hieß es am Ende 4:1 und heute dauert es auch nur 19 Minuten, und schon führt der Klub nach einem schönen Kanitz-Schlenzer mit 1:0.

Dabei ist Türkiyemspor der Angstgegner der Hallenser: In der Saison 1997/98, in der viele der talibanischen Kurvenkämpfer gerade eingeschult wurden, gelang es dem HFC zwar, sich in zwei Relegationsspielen um den Klassenerhalt in der Oberliga durchzusetzen. Weil aber aus der 2. Bundesliga zuviele ostdeutsche Mannschaften abstiegen, fand sich der Verein am Ende doch wieder in der Verbandsliga wieder.

Sangen die Fans hier damals nach einer Schweigeminute für die Opfer eines Erdbebens in der Türkei noch in fröhlich-unverstellter Fremdenfeindlichkeit "Nachbeben, Nachbeben", ohne dass der DFB strafend eingriff, ist die Stimmung heute spätestens nach 34. Minuten gelöst wie selten. Ein bisschen Frieden im ehrwürdigen Kurt-Wabbel-Staion, das kommendes Jahr abgerissen wird.

Mitten in ein sehr ausgeglichenes Spiel setzt Kapitän Nico Kanitz einen schönen Freistoß zum 2:0 in die Maschen. Könnte der erste Sieg der Hallenser gegen die Berliner seit 1993 werden - nach zuletzt acht Remis. Auch nach der Halbzeit spielen die nach dem Ausfall von Regisseur René Stark eigentlich ersatzgeschwächten Hallenser jedenfalls konzentriert weiter. Für den angeschlagenen Pavel David spielt Angelo Hauk auf rechts, für Stark rückt Stümer Markus Müller ins Mittelfeld. Dafür geht Routinier Ronny Hebestreit auf die Position der zweiten 6.

Die erstmals aufgebotene Aufstellung funktioniert. Halle spielt nicht großartig, nutzt aber seine Chancen. In der 65. Minute steht Abwehrchef Lachheb nach einer Ecke frei am langen Pfosten, um zum 3:0 einzuschieben. Nur eine Minute später legte Kanitz nach Vorarbeit des eingewechselten Marco Hartmann, der nach langer Leidenszeit wegen rätselhafter Verletzungen erstaunlich souverän spielt, mit einem schönen Heber das 4:0 nach.

Die Gäste wanken nun mit gebrochenem Genick über den tiefen, feuchten Platz. Und Halle gelingt alles. Nach einer Ecke des neu gekommenen Pavel "Goliath" David schießt Mittelfeldmann Steve Finke aus zwei Metern das 5:0, in der 90. Minute trifft Verteidiger Jan Benes aus 30 Metern auch noch zum 6:0. Es ist der höchste Punktspielsieg seit dem 8:0 gegen Thale vor 10 Jahren (danke, AllesHFC).

Wie tarne ich mein Milliardenloch

Das stützt doch die große PPQ-Verschwörungstheorie, nach der Bundesbank-Chef Axel Weber seinen Vorstandskollegen Thilo Sarrazin ausdrücklich vorgeschoben hatte, um ein möglichst "umstrittenes" Interview zu geben. Weber hatte damit offenbar verhindern wollen, dass eine breite Öffentlichkeit Notiz davon nimmt, dass die
altehrwürdige Bundesbank 10,4 Milliarden Euro bei einer Spekulation mit dem maroden Bankhaus Lehman Bros. verloren hat. Im Gegensatz zu den Millionenverlusten der HSH Nordbank hatte das Milliardenloch der Bundesbanker öffentlich keinerlei Aufmerksamkeit erregt.

Das ehemalige Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" beleuchtet jetzt, wie Weber die Strippen zog: Danach rieten Mitarbeiter der Kommunikationsabteilung der Bundesbank Sarrazin nicht nur zu dem Gespräch, ondern der Leiter der Kommunikationsabteilung hatte "nach eingehender Lektüre" des Protokolls auch keine grundsätzlichen Bedenken gegen eine Veröffentlichung. Änderungsvorschläge, die er machte, übernahm Sarrazin.

Auch Bundesbankchef Axel Weber kannte den Text bereits vor der Drucklegung und befand ihn für tauglich, von der schiefgegangenen Milliardeninvestition der Bundesbank abzulenken. Entrüstet protestierte Weber erst, als öffentlich Kritik an Sarrazins Äußerungen geübt wurde. Sein Ziel, von den verspielten Milliarden abzulenken, hatte Weber, der zuerst oberster deutschen Finanzaufseher und später dann europäischer Zentralbankchef werden möchte, da schon erreicht.

Auch die Distanzierung "der Bundesbank" (Weber) von den "diskriminierenden Äußerungen von Dr. Thilo Sarrazin" erfolgte nach "Spiegel"-Angaben im Politbürostil: Weber hielt vorher keine Rücksprache mit den übrigen Vorständen.

Freitag, 16. Oktober 2009

Osten tief im Westen

Lange schon ist das konsensfördernde Bildungsblog PPQ ja durch das Bundeszensurhauptamt als "sehr empfehlenswert" zertifiziert und für die Anwendung im Schulunterricht freigegeben. Für Grundschulklassen wurde zu diesem Zweck mit Fördermitteln der EU und Zuschüssen aus dem Rettungspaket IV, die für die Integration sogenannter "realworld natives" in die beständig wachsende Netzwelt gedacht waren, eigens die griffige Kurzwahl ppq.be durch die Zentralverwaltung für Internetadressen in Brügge scharfgeschaltet.

Nun aber ehrt die Ruhr-Universität in Bochum, Herzensstadt des wahlberlinernden U-Boot-Mimen Herbert Grönemeyer und Wirkungsstätte des fußballernden Nicht-Nagetiers "Zaubermaus" Darius Wosz, das stete Bemühen unseres kleinen Kollektivs um die wirklich wahren Wahrheiten zu allem was war und was noch kommen könnte mit einer eigenen Ringvorlesung. Immer dienstags von 14 bis 16 Uhr laden verschiedene Experten demnächst in den sicher recht heimeligen Raum mit dem uns mitteldeutsche Vergangenheitsarbeiter an Zivilverteidigung und Arbeiter- und Bauerninspektion erinnernden Namen "GABF 04/411", um über "Weltliteratur in der DDR" nachzudenken.

Ob die hier hergestellt oder hierher importiert wurde, wissen wir nicht, weil wir Grass damals nur von Veronika Fischer kannten, die uns gesungen hatte, sie habe darin gelegen und geraucht. Die Vorstellung faszinierte uns, soviel sei verraten.

Flyer und Poster für den vom Lehrstuhl für Komparatistik initiierten Versuch, sich dem Osten tief aus dem Westen zu nähern, "wo die Sonne verstaubt", ziert jedoch ein enthüllendes Fotomotiv, das auch hier auf ppq.be schon gelegentlich zu sehen war. Inhaltlich möchten wir, die wir ja wegen der alle Zeit unserer Jugend raubenden Lektüre der kompletten Reihe "Das neue Abenteuer" eher von der simplen Singwortsucherei als von Literatur und Poetik kommen, nur eines mit auf den bestimmt nicht immer ganz leichten Weg geben: Vergleichen ja! Gleichsetzen nein!

Wer will schon Welterbe?

Was sind das nur für schreckliche, sensationsgeile Menschen? Kaum hat die stolze sächsische Metropole den Titel der Weltkulturerbestadt verloren, lässt der seit Jahren anhaltende Rückgang der Touristenzahlen nach!

Dabei war doch ausgemacht: Wenn die Brückenbauer sich dem Willen der Unesco nicht beugen, kommt der Titel weg und ab dem Tag danach verirrt sich kein Besucher mehr in die Elbemetropole. Ein wackerer Streiter gegen die Elbequerung, der nebenbei Museumschef in Dresden ist, wusste schon im Juni, dass die Touristen nicht mehr kommen - allein wegen des Streits.

Die Entscheidung aber hat viele dann wohl beruhigt. Kurzer Blick auf die Karte, ja, tatsächlich, Dresden ist noch da! Trotz Brückenbau gibt es das Grüne Gewölbe noch! Trotz Polittheater kann man die Frauenkirche noch besuchen! So sanken die Gesamtübernachtungszahlen für Januar bis Juli nur um 0,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr, das seinerzeit sagenhafte 5,3 Prozent schlechter als 2007 gewesen war. 1,72 Millionen Menschen durchbrachen den von der Unesco-Welterbekommission verhängten Boykott, und übernachteten sogar in Dresden - der Anteil der inländische Gäste betrug 82,1 Prozent, der Anteil der ausländischen Gäste 17,9 Prozent. Gerade Ausländer kamen zuletzt häufiger, berichtet das Statistische Landesamt. Wahrscheinlich haben die von der Aberkennung des Welterbetitels sowenig mitbekommen wie davon, dass Dresden überhaupt Welterbe ist. Im Verhältnis zu den anderen deutschen Großstädten, die während der Finanzkrise zurückgehende Besucherzahlen meldeten, ist Dresden trotz ohne oder gerade wegen des aberkannten Titels eine Boomregion: Insgesamt ging die Zahl der Übernachtung ein Deutschland um ein Prozent zurück, Dresden liegt mit 0,8 Prozent ein glattes Fünftel besser.

Ethos in der Endlosschleife

Wie schön, wenn man eigene Fernsehsender und eigene Zeitungen hat, denn dann kann der eigene Tod als traurige Endlosschleife ins Land übertragen werden. n-tv jedenfalls feiert das Ableben seines Besitzer Reinhard Mohn so ausdauernd, als wären Papst und US-Präsident gleichzeitig verstorben, alle Moderatoren tragen geschmackvoll schwarz und ein professionelles Gerührtsein-Zittern in der Stimme. Nur die Börsendaten im Videotext wurden nicht eingefärbt.

Auch der "Stern", immer schon ein Blatt der Aufklärung, weint mit um den 5,7 Milliarden teuren Toten, der ein Leben lang ein Beispiel für "Überzeugung und Ethos" war, wie Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) konstatierte. So habe Mohn seine erste Karriere als Leutnant der Wehrmacht nach seiner Gefangennahme schnell beendet und in amerikanischer Gefangenschaft Management-Kurse besucht. Aus Angst vor seiner Mutter Agnes blieb der beliebte Patriarch 18 Jahre mit seiner ersten Frau Magdalena verheiratet, während er nebenbei schon mit seiner späteren Frau Liz Mohn Kinder bekam. Nachdem Agnes gestorben war, ließ sich "der letzte große Aufbau-Unternehmer" (Guttenberg) sich dann schnell von seiner ersten Frau scheiden, um Liz Mohn zu heiraten. Zu diesem Zeitpunkt waren die drei gemeinsamen Kinder des Paares 18, 17 beziehungsweise 14 Jahre alt und überzeugt, dass der Kinderbuchlektor Joachim Scholz, mit dem ihre Mutter eine Scheinehe eingegangen war, ihr Vater ist.

Mohn adoptierte die drei und schmiedete "aus den Nachkriegstrümmern seines Familienunternehmens in Gütersloh einen Weltkonzern", wie Wirtschaftsminister Guttenberg findet. Genug Substanz hatte das Unternehmen, das im Dritten Reich vor allem Kriegspropaganda-Groschenhefte zur Erbauung der Frontkämpfer und Krieger an der Heimatfront gedruckt hatte: Bis heute wurde aus dem früheren Hauptlieferanten der Wehrmacht die RTL-Group mit 45 TV-Sendern und 32 Radiostationen in 11 Ländern, so dass dort vielbeschäftigte Prominente wie die Entertainer Frank Elstner und Günther Jauch und die Sängerin Mireille Mathieu gern zur Trauerfeier kommen.

Mohn sei ein Bürger gewesen, der «in der Gesellschaft das Wort ergriffen» habe, sagte Guttenberg, der vermutlich mehr als einen Anruf aus dem Hauptquartier des Familienoberhaupts bekommen hat. Doch habe er nie in Talkshows gesessen, wie Jürgen Rüttgers erstaunt bemerkte, der doch wissen müsste, dass die Plätze dort für Leute wie ihn reserviert sind, die viel reden müssen, weil sie nichts zu sagen haben. Unterschichtenfernsehen machte der Anhänger einer "partnerschaftliche Unternehmenskultur" ( Bertelsmann-Vorstandschef Hartmut Ostrowski) sowenig selbst, wie er es selbst angeschaut hätte. Dafür hatte Mohn seine Leute.

Alles rechts, oder was?

Eine Pressemitteilung des Berliner Verwaltungsgerichts: 

 

Ein Polizeibeamter, der außerdienstlich den Anschein setzt, sich mit der rechten Szene zu identifizieren, begeht ein Dienstvergehen und darf aus dem Beamtenverhältnis auf Probe entlassen werden. Das geht aus einem Urteil des Verwaltungsgerichts Berlin hervor, mit dem die Klage eines ehemaligen Polizeimeisters gegen seine Entlassung abgewiesen worden ist.

 

Der 1980 geborene Kläger war im Jahre 2002 in das Beamtenverhältnis auf Probe übernommen worden. Ab 2004 hatte der Mann sog. „Rechtsschulungen" für bis zu 70 Teilnehmer der rechten Kameradschaftsszene abgehalten. Dort hatte er über seine Tätigkeit bei der Berliner Polizei und deren Befugnisse sowie über Möglichkeiten berichtet, sich gegen polizeiliches Eingreifen zu wehren. Im Juni 2006 hatte das Amtsgericht Tiergarten den Kläger zudem zu einer Geldstrafe wegen eines Verstoßes gegen das Waffengesetz verurteilt, weil bei einer Durchsuchung seines Zimmers in der Wohnung seiner Eltern eine ungesichert gelagerte, geladene Schreckschusspistole sowie Manöverkartuschen und 3.510 Schuss Munition ungesichert auf dem Fußboden verteilt aufgefunden worden waren.

 

Die 26. Kammer bestätigte die durch den Polizeipräsidenten in Berlin ausgesprochene Maßnahme. Der Kläger habe durch sein außerdienstliches Verhalten gravierende Pflichtverletzungen begangen, die als Dienstvergehen zu werten seien. Neben dem rechtskräftig festgestellten Verstoß gegen das Waffengesetz sei ihm eine Nötigung im Straßenverkehr vorzuwerfen, die trotz der Einstellung des Strafverfahrens vorgehalten werden könne. Die Vortragstätigkeit vor Angehörigen der rechten Szene erwecke den Eindruck, dass er sich mit dieser identifiziere. Den Einwand des Klägers, er habe seinerzeit nicht gewusst, um wen es sich bei seinem Publikum gehandelt habe, ließ die Kammer nicht gelten. Denn nach den Ermittlungsergebnissen in den Strafverfahren stehe fest, dass er seinerzeit intensiven Kontakt zur rechten Szene gehabt habe.

 

Stellen sich mir zwei Fragen:

1. Müsste man dann nicht viel mehr Polizeibeamte entlassen? 

2. Kam der Mannichl-Attentäter vielleicht aus den eigenen Reihen? 

Lara und Günter in Afrika

Ein Sturm der Empörung peitscht die herbstlichen Blätter. Die französische Ausgabe des Modeblattes Vogue hat sich ein echtes Ding geleistet, wie das Magermodel Karl Lagerfeld vielleicht nicht sagen würde: Eine sogenannte Fotostrecke, hergestellt von Steven Klein, zeigt das bleiche, blonde holländische Mädchen Lara Stone ganz schwarz bemalt.

Das geht ja nun gar nicht. "Klein sollte eigentlich wissen, dass das Anmalen von weißhäutigen Menschen mit schwarzer Farbe zum alleinigen Zweck der Unterhaltung anderer Weißer auf eine Art und Weise beleidigend wirkt, die abseits von jeglichem kulturellen Kontext steht", dröhnt es auf Jezebel. "Rassismus in der Modebranche?", fragt die Basler Zeitung, "Vogue schockiert mit schwarz bemaltem Model" hat die Modezeitschrift selbst als Pressemitteilung herausgegeben. Soviel "kulturelle Gefühlskälte" dürfe selbst in Frankreich nicht erlaubt sein, heißt es in den USA,"Frankreich blickt zwar auf eine andere Geschichte zurück als die USA. Man sollte aber dennoch meinen, dass die Porträtierung einer weißen Frau als schwarz irgendwo die Alarmglocken läuten lässt".

Da wird die Luft dünn für den ehemaligen Enthüllungsjournalisten Günter Wallraff ("Ganz unten"), der gerade als Schwarzer angemalt durch Deutschland gereist ist, um ein neues Buch über seine Erlebnisse schreiben zu können. Das Werk erzählt laut Deutschlands amtlicher Nachrichtenagentur dpa "von offener Anfeindung und stiller Ausgrenzung", was nach Ansicht von Modekritikern aber vor allem an Wallraffs Frisur gelegen haben soll, die der Aufklärer sich aus Teilen einer alten Drahtbürse geschneidert hatte.

Dass "das Anmalen von weißhäutigen Menschen mit schwarzer Farbe zum alleinigen Zweck der Unterhaltung anderer Weißer beleidigend wirkt", will Wallraff vorher nicht gewusst haben. Er lese die "Vogue" nicht und kenne auch keine Lara Stone, auch im Wartezimmer seiner Pariser Maskenbildnerin habe das aktuelle Heft nicht gelegen. Bei seinen „Expeditionen ins Landesinnere“, so der Untertitel des neuen Buches „Aus der schönen neuen Welt“, musste sich Wallraff so auf den Rassismus anderer konzentrieren, den er nun in der Maske des wackeren Menschenrechtlers in allen zur Verfügung stehenden Talkshow anprangert: Fast ermordet sei er worden von Cottbusser Fußballfans im Zug nach Dresden, weiß er zu berichten, nur die zufällig anwesende Polizei habe die verabscheuungswürdige Tag verhindert und dafür gesorgt, dass er jetzt davon erzählen könne. Da hat er abern Glück gehabt: Wallraff wäre das erste Opfer gewesen, dass in einem Bundesbahn-Zug von Fußballfans ermordet wurde.

Bei Maybritt Illner legte der 67-jährige Dampfplauderer seine ganze Kraft in den Versuch, endlich mal wieder verklagt zu werden. Als habe er einen Werbevertrag mit der Kaffeehauskette, rief Wallraff immer wieder anklagend "Starbucks, Starbucks" und erzählte davon, dass bei der in den letzten Jahren so angesagten Kette in Frankfurt und Düsseldorf "Mitarbeiter auf Tischen im Hinterzimmer schlafen" und "morgens im Schlafanzug die Tür aufmachen" müssten, weil das Maß der Ausbeutung so groß sei, dass sie gar kein Zuhause mehr hätten. Ob Starbucks allerdings wirklich zugeschaut hat, ist momentan noch unklar. Die Mitarbeiter der Firma haben ja im Hinterzimmer der Kaffeetränken nicht nur kein Bett, sondern auch keinen Fernseher.

Donnerstag, 15. Oktober 2009

Wiedergeboren als Zentralratssekretär

Wenigstens das gestatten Putin und Medwedjew ihrem schärfsten Gegner: In den wenigen Pausen, die Michail Borissowitsch Chodorkowski (Bild links) während der Abbüßung seiner langjährigen Haftstrafe gewährt werden, darf der 46-Jährige als "Stephan Kramer" (Bild rechts) den Generalsekretär des Zentralrates der Juden in Deutschland geben. Das macht Chodorkowski ausgezeichnet, wie ja überhaupt viele Prominente gleich zwei Talente haben, die sie im Rahmen unserer PPQ-Serie "Wiedergeboren als..." hier zuweilen vor Publikum auszuüben sich bereit erklären.

Beobachter ahnen, warum die Machthaber in Moskau solche Angst vor dem ehemaligen Chef des ehemaligen Öl-Riesen Yukos haben. Es ist sein riesiges Vermögen, zugespitze Formulierungen für seine Positionen zu finden. Nur zuletzt überreizte der wegen einer neuen Anklage daheim in Rußland etwas dünnhäutige Dissident sein Blatt nach Ansicht von Freunden, die seine Tätigkeit als russischer Oppositionsführer schätzen, ebenso wie nach Meinung von deutschen Freunden des vermeintlichen "Kramer", wie dem Publizisten Henrik M. Broder. Der zürnte dem nach Berlin abgeordneten Ölmanager „der in der letzten Zeit schon gelegentlich über das Ziel weit hinaus geschossen ist“, so Broder. Er habe nicht gezählt, glaube aber fest, dass "es wahrscheinlich mehr Juden gebe, die mit Kramers Vergleich von Sarrazin und Goebbels, Göring etc. schwer unglücklich sind", als ihm zustimmen. "Wenn Kramer Sarrazin mit Hitler in eine Reihe stellt, gehöre das in die Kategorie der Behauptungen, die so verkehrt sind, dass nicht mal das Gegenteil richtig sei", glaubt Broder. „Wir müssten froh sein“, mahnt er, „wenn Hitler so harmlos gewesen wäre wie Sarrazin.“

Natürlich konnte der meist in sibirischer Haft sitzende Chodorkowski nicht wissen, was seine Äußerungen in der Teilzeitrolle als "Kramer" auslösen würden. Dass ihm jedes Wort leid tut, darf man annehmen. Dass er deshalb auf den Nebenjob in Berlin verzichten wird, sicher nicht.

Als England fast erobert wurde

Bonnie Prince Billy, einer der letzten großen Liedersänger der Neuzeit, hat sich nicht von ungefähr nach ihm benannt. Charles Edward Stuart, gerufen Bonnie Prince Charlie, ist die große mythologische Figur der Schotten: Als erster Sohn von James Francis Edward Stewart und der polnischen Prinzessin Maria Clementina Sobieski in Rom geboren, landete der Erbprinz des Geschlechts Stuart 1745 in Schottland, um seine Heimat von der englischen Fremdherrschaft zu befreien. Dreimal waren Aufstände der Stuart-Anhänger zuvor niedergeschlagen worden - jetzte aber marschierten die Hochländer erfolgreich von Sieg zu Sieg. Englische Regierungstruppen wurden mehrmals in die Flucht getrieben, bald war ganz Schottland befreit, abgesehen von ein paar Festen.

Bonnie Prince Charlie nahm nun Kurs auf die Eroberung Englands. Mit 5000 Mann zog er nach Süden, wo englische und irische Jakobiten angeblich bereits warteten. Doch kurz vor dem schreckensstarren London drehte Charlie um. Anstatt weiter auf das völlig überraschte London vorzurücken, wurde er von seinen Offizieren zum Rückzug nach Schottland gezwungen, um dort die Truppen zu reorganisieren. Weil sich die stuarttreuen Iren und Engländer der Armee nicht hatten anschließen wollen, glaubte der Generalstab, die Armee sei zu schwach für einen vernichtenden Schlag.

König Georg II. nutzte die Gelegenheit. Er gab Wilhelm August, dem Herzog von Cumberland, Truppen und der setzte zur Verfolgung an. Ein letztes Mal schlug die jakobitische Armee in der Schlacht bei Falkirk am 17. Januar 1746 die Briten unter Generalleutnant Henry Hawley, drei Monate später aber stellte Cumberland die inzwischen erschöpfte und ausgehungerte Armee zur Schlacht bei Culloden. Cumberlands 9.000 Mann brauchten angeblich nur 25 Minuten, um Charlies Clanarmee zu vernichten.

Der Prinz entkam. Er irrte fünf Monate lang kreuz und quer durch das Hochland, trotz einer Belohnung von 30.000 Pfund verriet ihn niemand. Als Zofe Betty Burke verkleidet ruderte er schließlich zur Insel Skye, von hier aus gelang es ihm, sich einzuschiffen und nach Frankreich zu fliehen. Geblieben von der Geschichte ist nichts, was im Nachmittagsprogramm von n-tv moderieren könnte. Nur der Sängername Bonnie Prince Billie. Und das Lied "Jacobites".

Anstoßen mit dem Anstößigen

Sie war 38, als sie beschloß, für den weltweiten Sieg des Kommunismus nicht nur zu träumen, sondern für ihn zu kämpfen. Heidi Knake-Werner aus Wilhelmshaven wurde Mitglied der DKP, ließ sich vom Bundesamt für Verfassungsschutz beobachten und als linksextremistisch einstufen und trieb die Weltrevolution durch ihre Tätigkeit als Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Familien-, Bildungs- und Industriesoziologie der Universität Oldenburg so rasant voran, dass die DKP bei Wahlen zeitweise bis zu einem Prozent der Stimmen holte.

Erst als der Sieg des Sozialismus im Weltmaßstab doch länger ausblieb, orientierte die Linksextremistin sich um: Knake wurde nun demokratische Sozialistin, in der frischumbenannten PDS arbeitete sie sich von der wissenschaftlichen Mitarbeiterin der Bundestagsgruppe hoch bis zur Bundestagsabgeordneten, im Hohen Haus dann reüssierte sie als ehrenamtliche Vorsitzende der Deutsch-Portugiesischen Parlamentariergruppe und stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung. Ehe sie dem Ruf ihrer Partei folgte und als Senatorin ins Berliner Rathaus wechselte.

Eine Frau mit Charakter, wie jetzt auch der ehemalige Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin erfahren musste. Zu ihrer Abschiedsparty hatte Knake-Werner ihren ehemaligen Kollegen natürlich eingeladen - nach dessen "umstrittenen Äußerungen" zu "Kopftuchmädchen" und mangelnder Integration von Migranten in Berlin aber mochte Knake-Werner nicht mehr auf einen schönen Ruhestand anstoßen mit dem Anstößigen. Die längst integrierte Kommunistin lud den querköpfigen Sozialdemokraten kurzerhand wieder aus. Eine Umfrage der Berliner "Morgenpost" dürfte Knake-Werner in ihrem Kurs bestätigen: Statt wie damals mit der DKP nur bei einem Prozent der Bürger Zustimmung zu finden, applaudieren ihrer Strafaktion gegen den am Boden liegenden Bundesbanker jetzt schon 16 Prozent.

Wer hat es gesagt?

„Aber in ein fremdes Land einzuwandern und sich dort über Generationen auf Hartz IV einzurichten, ist eben auch eine (im eigentlichen Sinne des Wortes) Un-Verschämtheit, ist klassisch asozial."

Kostenlose Gerechtigkeit

Gigantischer Erfolg der ersten sozialpolitischen Maßnahme der neuen Großen Koalition der Nationalen Verantwortung. Rund 1.800 deutsche Zeitungen, Fernsehsender und Radiostationen ließen sich die von den Spitzen von FDP und CDU/CSU verabredete "Besserstellung" von Hartz 4-Empfängern nicht entgehen. Begeistert werden Vor- und Nachteile der Maßnahme erörtert, mit der das "Schonvermögen" verdreifacht werden soll, wie die "Rheinische Post" überschlagen hat. Die ehemals renommierte "Welt" glaubt glatt, "Hartz-IV-Empfänger sollen mehr fürs Alter sparen", das "Versicherungsportal" fantasiert gar "Schonvermögen soll kräftig erhöht werden", als sei vorgesehen, die Konten von Hartz-IV-Empfängern durch staatliche Zuzahlungen aufzufüllen.

Dennoch jubelt das Arbeitslosenmagazin "Bild": "Schwarz-Gelb macht Hartz-IV gerechter!" Daran ist selbstverständlich nicht gedacht, denn selbstverständlich handelt es sich bei der Erhöhung des Schonvermögen von derzeit 250 Euro auf 700 Euro pro Lebensjahr nicht um eine Erhöhung von praktisch vorhandenem, sondern nur um staatliche Duldung von theoretisch möglichem Vermögen, das sechs Jahre nach der Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe sowieso niemand mehr hat: Wer von den 2,3 Millionen Langzeitarbeitslosen anno 2006 noch über ein Vermögen von 50.000 verfügte, war verpflichtet, es bis auf einen Rest von 17.500 Euro zu verbrauchen, ehe er Anrecht auf Hartz-IV-Zahlungen hatte. Wer ein Haus hatte, hat es seitdem verkaufen müssen, das eingenommene Geld ist unterdessen auch verbraucht.

Zeit, für Gerechtigkeit, die gut ankommt, aber keinen Cent kostet. Warum allerdings das Schonvermögen im Zuge der Koalitionsverhandlungen nicht gleich auf sieben, elf oder 77 Millionen Euro erhöht worden ist, wissen nur die Koalitionäre. Gekostet hätte das auch nicht mehr!

Kunst mit ausgestrecktem Arm

Der Verdacht, dass ein goldener Zwerg mit ausgestrecktem Arm die freiheitlich-demokratische Grundordnung zum Kippen bringen könnte, hat sich nicht bestätigt. Im Juli hatte die Staatsanwaltschaft in Nürnberg Ermittlungen aufgenommen, um nach der öffentlichen Präsentation eines vom Kunstprofessor Ottmar Hörl geschaffenen Hitlergruß-Wichtels zu prüfen, ob die Darstellung des erfolgreichsten deutschen Fernsehdarstellers aller Zeiten als goldener Zwerg das Andenken des im Frühjahr 1945 Verstorbenen verleumde und eine Gefahr für die noch junge deutsche Demokratie darstelle. Ein Ergebnis der Untersuchungen konnte damals medial nicht mehr mitgeteilt werden, da die Aufmerksamkeitskarawane bereits zum nächsten Empörungswasserloch weitergezogen war.

Jetzt aber hat Hörl, dessen formschöne Skulptur inzwischen von Karl Eduards Kanal als Preis verliehen wird, in Absprache mit den Ermittlungsbehörden gleich 1250 Hitlerzwerge in der Nürnberger Altstadt aufgetellt, um die nach Meinung von Beobachtern unmittelbar bevorstehende Rückkehr des 3. Reiches zu verhindern.

Ein erfolgversprechendes Aufrüttel-Rezept, wie die ersten Reaktionen beweisen, von denen Deutschlands amtliche Nachrichtenagentur dpa berichten darf: "Obwohl das Projekt erst am Donnerstag offiziell eröffnet werden soll, scharten sich bereits am Mittwoch die Passanten um Hörl und seine mittlerweile international berühmt gewordenen Zwerge". Kuschelwärme im Wiederstand! Zahlreiche Bürger "und auch eine Schulklasse" seien neben der Installation stehengeblieben und "setzten sich damit auseinander". Nicht zusammen!

Der Künstler, eben noch mit einem Bein im Knast, ist hochzufrieden damit, dass Hitler auch in Gold und mit Vollbart funktioniert und die Staatsanwaltschaft dadurch ausreichend Zeit gewinnt, zu prüfen, ob der ehemalige Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin mit seinen "umstrittenen Äußerungen" (dpa) zu "Kopftuchmädchen" (Sarrazin) eine Gefahr für die noch junge deutsche Demokratie darstellt.

Weiterhin als gefährlich eingestuft bleibt hingegen die Zeichnung eines Mannes mit ausgestrecktem Arm, die ein Nachwuchskünstler aus Halle vor zwei Jahren angefertigt hatte, um nach der Vorlage silberne Helge-Schneider-Skulpturen gießen zu lassen. Mit denen hatte der junge Mann Altersgenossen vor der Wahl extremer Parteien warnen wollen - dazu kam es allerdngs nicht mehr, weil die Staatsanwaltschaft und polizeilicher Staatsschutz justament über freie Kapazitäten verfügten und den Künstler so im ersten Zugriff wegen Vorwurfs des Zeigens verfassungsfeindlicher Kennzeichen zu einer Jugendstrafe von 20 Stunden belegen konnten.

Mittwoch, 14. Oktober 2009

Wer hat es gesagt?

Am Ende überwiegt halt beides.

Gesänge fremder Völkerschaften: Rock'n'Roll auf Rügen

Sie singen es im Osten und sie singen es im Weesten, sie singen es im Süden und sie singen es natürlich auch im Norden, mit einem kleinen Rüganer Roll-R wie in "Krrroanfahrer": Der bei nachwachsenden Generationen schon beinahe völlig vergessene Status-Quo-Hit "Rockin´ all over the world" hat dank selbst- und häufig auch namenloser Nachspiel-Kapellen das Zeug, für die 80er zu werden, was "Knockin´ on heavens door" für die 70er war.

Die hedonistische Hymne in D-Dur feiert sich selbst mit dem debilen Charme eines tiefergelegten Golf: "Hurry up, hurry up, here we go, all aboard 'cause we're hittin' the road", muss der Interpret heulen, ehe es wieder hinauf geht zu der Stelle, die jedes Kneipenpublikum mitröhren kann: "Here we go, Rockin' all over the world".

Sowas wird nicht alt, sowas klingt nur irgendwann klassisch. Da geht es der ursprünglich von John John Fogerty von Creedence Clearwater Revival geschriebenen Gesellschaftsnummer nicht anders als Dylans tagtäglich hunderte Male vergewaltigter Klopf-Nummer: So wie die durch Interpretation groß wurde, wurde es auch Fogertys bescheidener Rock-Beitrag zu seinem einfallsreich "John Fogerty" genannten zweiten Solo-Album. Rick Parfitt und Alan Lancaster von Status Quo machten einen Boogie daraus, der im Synthesizerwabern der End-70er fast schon wie Heavy Metal klang. Ein Welthit, den auch die Spielweise als Evergreen, die unsere volkskundliche Wissenschaftsserie "Gesänge fremder Völkerschaften" heute präsentiert, nicht gänzlich zerstören kann.